Julia Extra Band 363
Drang widerstehen, mit den Fingern über Luis’ gebräunte Haut zu fahren und seine kräftigen Muskeln bewusst zu spüren, nicht nur durch eine zufällige Berührung. Himmel, es musste am Jetlag liegen! Sie brauchte unbedingt eine Nacht lang Schlaf, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen.
Zurück in der Villa half sie den Zwillingen, das Salzwasser abzuduschen und ihre Haare zu trocknen. Dann gab sie ihnen ein Bilderbuch zum Anschauen, damit sie beschäftigt waren, während sie ebenfalls duschte.
In bequemen Freizeithosen und einem Baumwollshirt gesellte sie sich wenig später wieder zu den beiden.
„Soll ich euch etwas vorlesen?“, bot sie an.
Ein zweistimmiges „Ja!“ antwortete ihr. Lächelnd setzte sie sich zwischen Pablo und Juan und begann zu lesen.
Innerhalb von fünf Minuten waren die Zwillinge eingeschlafen. Auch Stacey schloss die Augen. Sie wollte nur ein wenig ruhen und hoffte, ihre innere Uhr würde sie rechtzeitig zum Abendessen wecken.
Kurz vor sieben ging Luis nach oben, um die Zwillinge zu suchen. Er fand sie in ihrem Zimmer auf einem der Betten, wo sie an ihr Kindermädchen gekuschelt eingeschlafen waren. Auch Stacey schien tief zu schlafen. Ein Bilderbuch lag auf ihrer Brust; es hob und senkte sich bei jedem Atemzug.
Sein Hals schnürte sich zu, als er das friedliche Bild sah. Seinen Söhnen entging so vieles, weil sie ohne Mutter aufwachsen mussten. Eine liebevolle weibliche Hand zum Beispiel, die sie führte und sie die Werte des Lebens lehrte. Es hatte ihn überrascht, wie rasch Stacey ihr Vertrauen gewonnen hatte. Hannah war seit sechs Jahren, seit der Geburt der Zwillinge, bei ihnen, doch in all der Zeit hatte er sie nie mit den Kindern schmusen oder ihnen etwas vorlesen sehen.
Melissa hätte diese Zwillinge vergöttert, ging es Luis durch den Sinn. Er versuchte sich Melissas Gesichtszüge ins Gedächtnis zu rufen, doch immer wieder tauchte stattdessen Staceys Bild vor seinem geistigen Auge auf. Stacey, wie sie lachend mit den Kindern im Meer plantschte, Stacey, wie sie sich im Flugzeug zu seinen Jungen beugte und ihnen etwas vorlas, Stacey, wie sie mit den beiden ein Schläfchen hielt.
Sie alle hatten heute Nachmittag großen Spaß gehabt. So glücklich hatte er seine Jungen seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie waren auch nicht wild und ungezogen gewesen; brav hatten sie Staceys Anweisungen befolgt.
Luis blickte auf seine Armbanduhr. Wenn sie mit der restlichen Familie essen wollten, musste er Stacey und die Kinder jetzt wecken. Doch er brachte es nicht fertig. Stattdessen brannte sich der Anblick seiner schlafenden Zwillinge mit ihrem Kindermädchen fest in sein Gedächtnis ein.
Luis ging wieder nach unten. Später wollte er Stacey und den Jungen einen Imbiss bringen.
Auch das Abendessen wurde auf der Terrasse serviert. Da die Zwillinge nicht anwesend waren, sprach Maria nur Spanisch.
„Damit du deine Muttersprache nicht vergisst“, erklärte sie ihrem Enkel lächelnd.
Luis schüttelte den Kopf. „Das werde ich sicher nicht. Auch drüben in den Staaten spreche ich hin und wieder Spanisch.“
Sophia erkundigte sich nach seiner Arbeit, und Luis berichtete von seiner Software und einigen neuen Projekten, an denen er gegenwärtig arbeitete. Allerdings hielt er seinen Bericht kurz, da er vermutete, dass sie mehr aus Höflichkeit als aus Interesse fragte.
„Und deine Söhne – wie kommen sie ohne Mutter zurecht?“, erkundigte die ältere Frau sich weiter.
Luis versicherte ihr, dass die Erziehung seiner Zwillinge kein Problem sei, da er ein fähiges Kindermädchen habe. Hannahs zunehmende Klagen über das aufsässige Benehmen der beiden, vor allem in der Öffentlichkeit, erwähnte er wohlweislich mit keinem Wort.
„Und du hast Stacey nur für diese eine Reise engagiert?“ Die Stimme seiner Großmutter klang verwundert. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals von einem Reisekindermädchen gehört zu haben.“
„Sie und ihre Schwester haben eine Firma namens ‚Vacation Nannies‘ gegründet mit dem Ziel, einen Betreuungsservice für Kinder speziell auf Reisen zu bieten. Ich war heilfroh, dass Stacey in letzter Minute einspringen konnte, nachdem Hannah nicht in der Lage war, ihre Flugangst zu überwinden.“
Abuela Maria nahm einen Bissen von der Paella, die inzwischen serviert worden war. „Du scheinst mit dieser reizenden jungen Frau einen guten Griff getan zu haben. Die Jungen hängen an ihr. Und sie spricht Spanisch.“
„Was sie den Zwillingen
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