Julia Extra Band 363
auch ein wenig beibringen will.“ Jetzt bedauerte Luis, dass er das nicht selbst getan hatte. Es war ja durchaus möglich, dass die Jungen mal einen Sommer hier verbringen wollten. Wenn sie zurück in New York waren, würde er gleich dafür sorgen, dass sie Spanisch-Unterricht bekamen.
„Wie lange kennst du sie schon?“, fragte Maria.
„Ich habe sie einen Tag vor unserem Abflug engagiert.“
„Und du vertraust deine Kinder einer völlig fremden Person an?“ Sophia schaute ihn entsetzt an.
„Natürlich habe ich Erkundigungen über sie eingezogen“, beruhigte Luis sie.
Seine Großmutter fragte, ob er immer noch dasselbe Apartment bewohne, das sie kannte. Froh, nicht mehr über Stacey reden zu müssen, berichtete er, dass er inzwischen in ein größeres Apartment umgezogen sei. Allerdings verbrachte er darin nicht mehr Zeit als in seinem alten. Die Firma nahm ihn stärker denn je in Anspruch.
„Du arbeitest zu viel“, stellte Maria missbilligend fest. „Mir scheint, du hast Hannah die volle Verantwortung für deine Kinder übertragen. Wann hast du jemals Zeit für die Jungen?“
„An den Wochenenden.“ Falls er nicht arbeiten musste.
Seine Großmutter nickte. „Das habe ich mir schon gedacht. Aber hier wird das anders werden. Denk daran, es soll ein Familienurlaub sein! Also vergiss deine Arbeit.“
„So einfach geht das nicht, Abuela . Ich habe Pflichten und Verantwortungen.“
„Natürlich geht es auch einmal ohne Arbeit, wenn du nur willst.“ Sie schaute ihn durchdringend an.
Luis wich ihrem Blick aus. Er musste zugeben, dass seine Großmutter nicht so unrecht hatte. Aber die Arbeit hatte ihm geholfen, Melissas plötzlichen Tod besser zu überwinden. Seine Trauer um sie hatte nachgelassen, doch seine Arbeitsbesessenheit war längst zur Gewohnheit geworden.
„Nimm die Gelegenheit wahr und zeige deinen Söhnen das Land ihrer Vorfahren“, schlug Maria lächelnd vor. „Mit der Unterstützung eines Kindermädchens dürfte es nicht allzu schwer sein, zwei lebhafte Jungen zu beaufsichtigen.“
Luis gab sich geschlagen. Er würde eben heimlich arbeiten müssen, wenn seine Großmutter es nicht merkte.
„Morgen ist Markttag“, sagte sie. „Du weißt sicher noch, wie gern du als Kind immer auf den Markt gegangen bist.“
„Eine ausgezeichnete Idee“, stimmte er spontan zu. „Wir fahren gleich nach dem Frühstück los. Zum Lunch sind wir dann wieder zurück.“
Vielleicht gab es im Ort inzwischen ein Internetcafé. Stacey konnte sich um die Zwillinge kümmern, während er sich mit seiner Firma in Verbindung setzte. Es war die perfekte Gelegenheit.
3. KAPITEL
Als Stacey aufwachte, war es dunkel. Vorsichtig befreite sie sich von den beiden Jungen, die sich an sie geschmiegt hatten, und tastete sich zur Verbindungstür, die das Schlaf- mit dem Spielzimmer verband. Dort knipste sie das Licht an. Dann breitete sie eine Decke über die Zwillinge und schaute auf ihre Armbanduhr.
Zehn Uhr! Sie hatten das Abendessen verschlafen.
Sollte sie die Jungen wecken? Nein, es war besser, wenn sie durchschliefen. Aber es konnte sein, dass sie hungrig waren, wenn sie aufwachten. Vielleicht sollte sie nach unten gehen und sehen, ob sie für später einen kleinen Imbiss organisieren konnte.
Stacey ging in ihr Zimmer und machte sich ein wenig frisch. Als sie die Treppe hinunterging, hörte sie im Salon Stimmen. Sie klopfte an und trat ein.
„Ah, Sie sind wach und haben sicher Hunger“, empfing Señora Aldivista sie. „Luis, zeig ihr die Küche und hilf ihr, etwas zu essen zu finden. Sind die Jungen wach?“
„Sie schlafen noch“, erwiderte Stacey. „Ich dachte, ich könnte einen kleinen Imbiss mit nach oben nehmen – für später, falls sie aufwachen sollten.“
„Eine ausgezeichnete Idee. In der Vorratskammer sind Erdnussbutter und Cracker. Das mögen sie sicher.“
Zusammen mit Luis verließ Stacey den Salon. Sie gingen einen Flur entlang, durchquerten das Esszimmer und betraten dann eine geräumige Küche.
Luis öffnete den Kühlschrank. „Wir hatten Paella zum Abendessen. Hier ist noch ein Rest davon. Ich weiß nicht, ob die Zwillinge nicht die Erdnussbutter bevorzugen, aber man könnte die Paella leicht aufwärmen.“
„Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Ich mache das schon.“ Stacey nahm den Teller mit Resten aus dem Kühlschrank. Dabei streifte sie mit ihren Fingern unbeabsichtigt Luis’ Hand. Beinahe hätte sie den Teller fallen lassen, so deutlich war der Funke zu
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