Julia Extra Band 364 (German Edition)
Besitzer.“
Drakon musterte den gut aussehenden jungen Mann, der gerade dabei war, ihre Bestellung an einen kleineren, stämmigen Mann weiterzugeben, bevor er an das Pult neben dem Eingang zurückkehrte. „Du kommst hierher, um mit dem Besitzer zu flirten?“ Seine Augen funkelten wütend, als er sich Gemini wieder zuwandte.
„Nein, ich komme hierher, um gut zu essen und mit dem Besitzer zu flirten“, korrigierte sie ihn schmunzelnd.
Drakon fand es überhaupt nicht lustig, dass sie sich von Benito offensichtlich angezogen fühlte. „Ich könnte mir vorstellen, dass das deine männlichen Begleiter nicht als besonders … schmeichelhaft empfinden.“
„Was denn für männliche Begleiter?“, fragte sie.
Drakon machte ein finsteres Gesicht. „Na, die Männer, mit denen du dich sonst hier zu einem Date triffst.“
Sie lehnte sich zurück. „Ich wusste gar nicht, dass wir beide ein Date haben.“
Hatten sie auch nicht. Zumindest war das nicht seine Absicht gewesen, als ihm klar geworden war, dass er sie heute unbedingt treffen musste. Und doch saßen sie jetzt hier in einem gemütlichen italienischen Restaurant beisammen. In einer Nische an einem Zweiertisch, mit einer brennenden Kerze in der Mitte. Und vor ihnen lag ein Abend, an dem alles möglich war. Ja, es hatte definitiv etwas von einem Date, wie er sich einigermaßen irritiert eingestehen musste.
Er zuckte gespielt gleichmütig die Schultern. „Wenn es so aussieht, können wir es von mir aus auch so nennen.“
Obwohl Gemini eigentlich lieber daran festgehalten hätte, dass es kein Date war! Andererseits konnte sie natürlich nicht leugnen, dass sie ihn ja praktisch selbst hierhergelockt hatte. Aber genau das war doch der Punkt, oder? Jetzt hatte sie ihm die Bedingungen für ihr Treffen diktiert, während er sich in seiner unermesslichen Arroganz eingebildet hatte, ihr über einen Dritten seine Spielregeln aufdrücken zu können.
„Ich hoffe, du hast dem armen Max wenigstens zwei Stunden freigegeben, während wir hier gemütlich beim Essen sitzen“, meinte sie genüsslich.
„Dem ‚armen‘ Max?“
Sie wartete, bis ein Kellner die Vorspeise gebracht und sie wieder allein gelassen hatte. „Na ja. Ich bin sicher, dass du deine Sicherheitsleute gut bezahlst, aber es muss trotzdem sterbenslangweilig gewesen sein, drei Tage und drei Nächte vor meinem Haus im Auto auszuharren.“
Nun, Drakon hatte Max’ tägliche Berichte, aus denen hervorging, dass Gemini ihre Tage im Laden und die Nächte allein in ihrer Wohnung verbracht hatte, mit Interesse zur Kenntnis genommen. „Stimmt. Ich bezahle sie wirklich gut“, sagte er. „Trotzdem war es natürlich sehr aufmerksam von dir, gestern schon etwas früher Feierabend zu machen. Auf diese Weise hatte Max wenigstens ein bisschen Abwechslung.“
Sie grinste. „Hat er dir davon erzählt?“
Max hatte mit hörbarem Unbehagen berichtet, dass er gezwungen gewesen war, Gemini in einen großen Schönheitssalon zu folgen, wo sie sich erst in die Obhut eines Hairstylisten begeben hatte, dann zur Mani- und Pediküre gegangen war, bevor man sie in ein von dem Großraumsalon abgetrenntes Enthaarungsstudio geführt hatte.
„Von dieser Erfahrung wird er sich wahrscheinlich nie wieder erholen“, vermutete Drakon.
„Und du?“
Er zuckte die Schultern. „Für mich ist das nichts Ungewöhnliches. Meine Mutter verbringt ihre Samstagnachmittage sehr oft ähnlich.“
Gemini hatte herausgefunden, dass Drakons Mutter seit dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren allein in Athen lebte. Tatsächlich wusste Gemini heute weit mehr über Drakon als noch vor drei Tagen. Das Internet war eine phantastische, wenn auch potenziell gefährliche Angelegenheit, weil es über Menschen, die so bekannt waren wie er, eine Unmenge an Informationen bereitstellte.
Jetzt musterte sie ihn neugierig. „Steht dir deine Mutter nah?“
„Ja“, antwortete er.
„Und Markos steht dir auch nah?“
„Markos und ich sind zusammen aufgewachsen. Wir sind wie Brüder.“
„Das dachte ich mir.“
Der fast sehnsüchtige Unterton in Geminis Stimme erinnerte Drakon daran, dass sie ihren Zwillingsbruder verloren hatte, und jetzt hatte sie auch keine Familie mehr, von der sie die Zuneigung und Liebe erfuhr, die für jeden Menschen lebenswichtig waren. Und es war auch niemand mehr da, der sie beschützte. Das war nicht fair.
„Iss deine Ravioli, bevor sie kalt werden“, ermahnte sie ihn, als ob sie seine Gedanken lesen könnte und sich dabei
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