Julia Extra Band 364 (German Edition)
abgesprochen habe.“
„Sehr scharfsinnig.“
Gemini war an diesem Abend schöner denn je, sofern das überhaupt möglich war. Die meergrünen, von langen Wimpern überschatteten Augen blitzten, ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet, und das silberblonde Haar fiel ihr wie ein schimmernder Vorhang über die Schultern. Ihr eng anliegender Baumwollpullover hatte dieselbe Farbe wie ihre Augen, und der knielange schwarze Bleistiftrock betonte ihre atemberaubend langen Beine.
Drakon presste den Mund zusammen, als ihm klar wurde, wie sehr es ihn wurmte, dass sie sich für einen anderen Mann schön gemacht hatte. „Du hättest erwartet, dass ich dich anrufe?“
Jetzt blitzten ihre Augen noch mehr. „Zurückrufen hätte genügt. Immerhin habe ich schon vor zwei Tagen versucht, dich zu erreichen. Du hättest mich wenigstens fragen können, ob es mir heute Abend passt, statt mich vor vollendete Tatsachen zu stellen!“
Nun, insgeheim war Drakon durchaus bereit zuzugeben, dass das eine angemessenere und höflichere Vorgehensweise gewesen wäre. Das Problem war nur, dass er sich kein bisschen höflich gefühlt hatte, weder gestern noch vorgestern oder vorvorgestern. Weil er einfach nicht hatte aufhören können, an Gemini und das, was bei ihrer letzten Begegnung passiert war, zu denken. Oder daran, wie sehr er sie begehrte. Deshalb war er volle drei Tage lang schlicht ungenießbar gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass er gar nicht so genau gewusst hätte, was er ihr sagen sollte.
Drakon wusste, dass er ein Mann mit einem beträchtlichen sexuellen Appetit war, aber die Frauen, mit denen er sonst Sex hatte, waren austauschbar. Nur bei Gemini Bartholomew verhielt es sich seltsamerweise irgendwie anders, wie ihm in den vergangenen drei Tagen klar geworden war. Gemini war die Ausnahme von der Regel, und das behagte ihm gar nicht.
Seit seiner Rückkehr nach New York hatte er sich immer wieder dabei ertappt, dass er an sie gedacht hatte … viel zu oft für seinen Geschmack. Und er brauchte nicht lange nach dem Grund für die Frustration zu suchen, die in ihm aufstieg, wenn er gewisse Szenen vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ, verbunden mit ihrem Eingeständnis, dass sie noch unberührt war. Drakon war völlig fassungslos gewesen. Es war schlicht unvorstellbar, dass eine so begehrenswerte Frau in ihrem Alter noch Jungfrau sein sollte, und doch war es der Fall. Ihre Jungfräulichkeit war für sie offenbar ein hohes Gut, weshalb er allen Grund hatte, die Finger von ihr zu lassen. Was auf sein Verlangen allerdings keinerlei dämpfende Auswirkungen hatte.
„Du meine Güte, Drakon, jetzt setz dich endlich!“, fuhr sie ihn an, als sie sah, dass der Kellner mit zwei Speisekarten in der Hand auf ihren Tisch zukam.
Er runzelte die Stirn. „Ich dachte, du wartest auf jemanden.“
„So ist es. Und jetzt ist er da.“
Er schien überrascht zu sein. „Du hast auf mich gewartet?“
„Ja, und natürlich war mir klar, dass dich deine Zerberusse informieren, wohin ich gegangen bin. Deshalb habe ich beschlossen, dich zum Essen bei meinem Lieblingsitaliener einzuladen. Also, was trinkst du? Auch Chianti?“ Sie griff nach der Weinflasche, die sie bestellt hatte, und hielt sie hoch, bereit, ihm einzuschenken.
„Danke, gern“, sagte Drakon, während er sich ihr gegenüber hinsetzte, seltsam erleichtert, dass Gemini den Abend nun doch nicht mit einem anderen Mann verbrachte. „Tut mir leid, dass du dich nicht gut behandelt fühlst. Bitte entschuldige.“
Gemini musterte Drakon kurz und stellte fest, dass sie sich allein von der schieren Präsenz dieses Mannes schon wieder fast überwältigt fühlte. „Aber das liegt nicht an deinem Assistenten“, stellte sie klar. „Es war eindeutig deine Schuld. Du hättest mich einfach selbst anrufen müssen.“
Drakon musterte sie nachdenklich. „So leicht lässt du mich nicht davonkommen, was?“
„Sollte ich?“ Gemini streckte die Hand nach ihrem Glas aus und trank einen Schluck von dem fruchtig schmeckenden Rotwein, wobei sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr Drakon sie allein durch seine Anwesenheit aus dem Konzept brachte.
„Wahrscheinlich nicht.“ Er zuckte mit den breiten Schultern.
„Definitiv nicht“, unterstrich sie.
„Also gut. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich nicht selbst angerufen und um eine Verabredung gebeten habe, Gemini.“
„Entschuldigung angenommen.“ Sie nickte generös.
„Dann ist das hier also dein
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