Julia Extra Band 364 (German Edition)
Plan zugestimmt hatte, schlang sie die Arme um seinen Hals und weinte.
„Du bist so gut zu mir. Danke! Du bist der wunderbarste Mann auf der Welt!“
Wunderbar? Weil er sie nicht durch eine schäbige kleine Kapelle in Las Vegas hetzte, sondern sie mit ihrer Familie feiern ließ?
Inzwischen hatte sich ein konstanter dumpfer Schmerz hinter seinen Schläfen eingenistet, der bis in sein Herz ausstrahlte. Oder besser, bis dorthin, wo normalerweise ein Herz saß.
Er hatte sie angelogen und ihr unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ihr Jawort entlockt. Seine Motive waren keineswegs so nobel, wie er vorgegeben hatte – ihrem Sohn ein stabiles Heim zu bieten. Nein, er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Carrie einen anderen Mann liebte. Sie gehörte ihm, allein ihm.
Selbst wenn er ein egoistischer Lügner war, der sie nicht liebte.
Düster marschierte Théo in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er hatte gewonnen. Doch zu welchem Preis? War es ein leerer Sieg wie mit dem brasilianischen Stahlwerk? Viel zu teuer bezahlt, nur um zu gewinnen?
Und was würde es Carrie antun, wenn er sie in ihre Aktivposten aufspaltete und …
Abrupt blieb er stehen. Carrie war kein Betrieb, sondern die herzlichste und süßeste Frau, die er je kennengelernt hatte. Ihre „Aktivposten“ waren nicht nur ihre Hingabe als Mutter und ihre Passion als Ehefrau. Es war auch nicht nur die Wärme, die sie in sein kaltes Schloss brachte.
Nein, es war das Leuchten in ihren Augen. Ihr heiterer Optimismus. Ihr Glaube an das Gute im Menschen. Es waren ihre Ideale und Träume, die sie ausmachten. Und die würde seine Täuschung für immer absterben lassen.
Was er plante, war keine Ehe, sondern Mord.
Melodramatischer Unsinn, schalt er sich verärgert. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte er auf die ledergebundenen Bücher in den deckenhohen Regalen. Es gab keinen anderen Weg, schließlich ging es hier um Henry.
Die Wahrheit war … Henry würde eine wunderbare Kindheit in Seattle verleben. Von seiner Mutter, seinen Großeltern und der ganzen Familie geliebt, würde er mit den Kindern in der Nachbarschaft spielen, würde in der Gemeinschaft aufwachsen, würde dazugehören. Und was hatte Théo ihm zu bieten außer einem gut gefüllten Bankkonto und einem pompösen alten Schloss?
Eine Familie ist nur dann reich, wenn das Leben mit Liebe gefüllt ist.
Er dachte an die eigene trübe Kindheit zurück. Er hatte nie ein wirkliches Heim gekannt. Es war einsam gewesen, mit Eltern aufzuwachsen, die sich gegenseitig verachteten. Schon als Kind hatte er gewusst, dass er der Grund war, der seine Eltern aneinander gefesselt hatte.
Doch dann sah er die leuchtende Hoffnung in Carries Augen vor sich, als sie von dem Mann gesprochen hatte, der sie einst lieben würde.
Es ist unwichtig, was sie will. Ich werde die beiden nicht aufgeben. Henry ist mein Fleisch und Blut. Carrie wird meine Frau werden. Ich überlasse sie keinem anderen.
Aber wie konnte er sie zwingen, wenn er wusste, dass es genau das zerstören würde, was er so sehr an ihr schätzte?
Er ballte die Hände zu Fäusten und sah lange zum Fenster hinaus zu den zerklüfteten Bergen unter dem strahlend blauen Himmel.
Dann griff er zum Telefon.
Eine Stunde später klopfte Carrie an die Tür und steckte den Kopf herein.
„So ist das also, wenn man ein eigenes Flugzeug besitzt?“, neckte sie. „Man lässt alle anderen warten? Lilley sitzt schon im Wagen …“
Mitten im Satz hörte Carrie auf zu reden. Bei Théo stand ein fremder Mann, der ihm ein Dokument zum Unterzeichnen hinhielt.
„Mir gefällt das nicht“, sagte der Mann grimmig.
„Das hatte ich auch nicht erwartet“, erwiderte Théo kalt und entließ seinen Anwalt mit einem knappen Nicken.
Der Mann schob sich an Carrie vorbei aus dem Arbeitszimmer, und Théo schaute zu ihr hin. Es war das letzte Mal, dass sie ihn mit Liebe im Blick ansehen würde.
Sie war schöner denn je. In Jeans und Tupfenbluse, das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ungeschminkt und ohne Schmuck außer dem Verlobungsring, strahlte sie vor Glück.
Théo saß ein harter Kloß in der Kehle. „Das war Jacques Menton. Mein Firmenanwalt.“
„Du hast noch schnell etwas erledigt, bevor wir abfahren? Gut.“ Sie lächelte verschmitzt. „Denn wenn wir erst verheiratet sind, gehörst du ganz mir. Es kann dauern, bevor die Flitterwochen vorbei sind. Ein Jahr, vielleicht auch zwei.“
Es war noch schlimmer, als er gedacht hatte. Er schluckte. „Ich habe
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