Julia Extra Band 364 (German Edition)
sie lieben möge. Carrie schloss die Augen. Wenn sie ihm ihre Liebe gestand, würde alles sofort ein Ende haben. Er würde sie nicht mehr heiraten wollen, sondern sie auf die Straße setzen.
Henry auch?
„In Paris können wir auch gleich in die Zentrale des Labors gehen und das Ergebnis abfragen – einen Tag früher.“
Carrie sah ihn mit großen Augen an. Einen Tag früher. Ein Tag weniger, an dem sie ihre Gefühle verbergen musste. Das würde sie retten. Wenn sie Frankreich verlassen konnte, bevor Théo herausfand, dass sie ihn liebte, würde er den Kontakt zu Henry vielleicht aufrechterhalten. Dann würde ihr Sohn beide Eltern haben, und Théo steckte nicht in einer Ehe fest, gefesselt von ihrer Liebe.
Carrie holte tief Luft. „Na schön“, flüsterte sie und klammerte sich an ihre einzige Hoffnung. „Dann also Paris.“
„Es besteht absolut kein Zweifel, Monsieur le Comte. Das Kind ist Ihr Sohn.“
Der Leiter der Pariser Zentrale hielt sich an die Absprache, die er telefonisch mit Théo getroffen hatte, und wählte den gebührenden ernsten Tonfall. Théo tat überrascht, als würde er das Ergebnis nicht längst kennen. Mit einem zufriedenen Seufzer legte er Carrie den Arm um die Schultern.
„Ich wusste, du würdest mich nicht anlügen“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich wusste, dass Henry mein Sohn ist.“
Er fühlte, wie sie erschauerte. Aus Erleichterung? Oder empfand sie etwas anderes? Als sie sich von ihm löste, konnte er den Ausdruck in ihren Augen nicht enträtseln.
Nach Paris hatte er sie gebracht, weil er nicht mehr wusste, wie er sie sonst für sich gewinnen könnte. Er verstand nicht, warum sie seinen Antrag nicht annahm. Er wusste doch, dass sie ihn nicht mehr liebte. Warum also weigerte sie sich?
Er hatte ihr versprochen, dass sie und Henry nach Seattle zurückfliegen konnten, sobald das Ergebnis vorlag. Ihm blieb nur noch dieser Tag, und dabei war es ihm in einer Woche nicht gelungen, sie zu überzeugen. Frustration brannte in ihm. Sah sie denn nicht, wie gut es zwischen ihnen beiden lief? Verstand sie denn nicht, dass die Ehe mit ihm das Beste für ihren gemeinsamen Sohn war?
Gestern Nacht, nach dem stundenlangen Liebesspiel, war ihm ein Gedanke gekommen. Was, wenn er behauptete, er hätte sich in sie verliebt? Ihr seine Liebe gestand, in dieser hochtrabenden, theatralischen Art, die sie sich wünschte?
Aber das konnte er nicht. Er würde sie nicht anlügen. Eine Ehe, in der es Lügen gab, war noch schlimmer als eine, die auf Gefühlen aufbaute. Außerdem respektierte er Carrie viel zu sehr, um sie anzulügen. Sie würde ihm mit offenen Augen ihr Jawort geben – oder gar nicht.
Und deshalb war er mit ihr nach Paris gefahren, in die Stadt ihrer Träume. Ein letztes Mal sollten die Würfel geworfen werden und alles entscheiden. Er würde ihr zeigen, wie sie als seine Gräfin leben konnte.
Sie verließen das Labor, und er hielt die Tür des Ferrari Cabrios für sie auf, lenkte den Wagen dann ins Zentrum. Der Wind spielte in ihren Haaren, als sie über den Boulevard Saint-Michel fuhren, die Sonne wärmte ihre Haut.
Théo zeigte Carrie die Sehenswürdigkeiten der Stadt, fuhr mit ihr auf den Eiffelturm hinauf, legte ihr Paris zu Füßen. Für den Louvre hatte Théo eine private Führung organisiert, und als Nächstes hatte er einen Einkaufsbummel durch die exklusiven Boutiquen und Juwelierläden auf den Champs-Elysées geplant. Doch dann seufzte Carrie plötzlich und meinte, sie hätte einen Bärenhunger.
„Da kenne ich genau das Richtige“, meinte er mit einem Lachen.
Im Auto lehnte sie den Kopf an seine Schulter. Als er den Gang höher schaltete, streiften seine Finger ihr Knie, und er spürte, wie sie erschauerte, hörte, wie sie leise nach Luft schnappte.
Plötzlich wurde ihm klar, dass er sie um nichts auf der Welt aufgeben konnte. Nein, sie würden diese Stadt nicht verlassen, bevor Carrie nicht zustimmte, seine Frau zu werden.
Théo bremste den schnittigen Sportwagen in einer engen Seitengasse auf der Ile St. Louis vor einer unscheinbaren schmalen Tür ab.
„Wieso halten wir an?“ Carrie sah sich verwirrt um.
Er lächelte sie an, während ein Page auf den Wagen zugeeilt kam. „Lunch.“
„Oh nein“, stöhnte sie. „Nicht schon wieder glibberige Eier.“
„Keine Angst, inzwischen kenne ich dich besser“, meinte er lachend.
Er überließ dem Mann den Wagenschlüssel und half Carrie beim Aussteigen. Sobald er ihre Hand fasste, überkam ihn das Gefühl,
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