Julia Extra Band 364 (German Edition)
sich.
Malik zuckte die Schultern.
„Etwa zwei Stunden.“
Sie verfielen in Schweigen. Sydney sah aus dem Fenster, doch immer wieder fielen ihr die Augen zu. Sie hatte in der letzten Nacht nicht genug Schlaf bekommen.
Kurze Zeit später schlug sie erschrocken die Augen auf. Sie musste eingeschlafen sein. Irgendetwas stimmte nicht.
Sie fuhren nicht mehr. Der Motor des Landrover war ausgeschaltet. Und Malik saß nicht mehr neben ihr!
Panisch tastete sie nach dem Griff und öffnete die Tür. Sie standen ein wenig schräg, sodass die Tür ruckartig aufschwang.
„Vorsichtig“, sagte Malik, und ihr Herz machte einen erleichterten Satz. Er hatte sie nicht allein gelassen.
„Warum halten wir?“, fragte sie und stieg aus dem Wagen.
Der Landrover stand im Schatten einer riesigen Düne. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel. Es musste früher Nachmittag sein.
Malik lehnte an der Fahrerseite des Wagens. Um den Kopf hatte er ein Tuch geschlungen. Sein dunkler Blick schien sie zu durchbohren.
Das konnte nichts Gutes bedeuten …
„Wir haben eine Panne, Habibi.“
12. KAPITEL
Die Stunden vergingen nur langsam in der Wüste. Zum hundertsten Mal suchte Sydney den Himmel nach einem Rettungshubschrauber ab. Malik hatte ihr gesagt, sie bräuchte sich keine Sorgen zu machen. Er hätte ein Satellitenhandy und einen GPS-Sender im Auto. Man würde sie auf jeden Fall finden.
Aber im Norden hatte es einen Sandsturm gegeben, der es den Rettungskräften in Al Na’ir offensichtlich zurzeit nicht möglich machte, zu ihnen zu gelangen.
Ein Reifen war geplatzt, und sie hatten keinen Ersatz dabei. Malik wirkte gelassen, doch sie wusste, er hatte sicher lautstark geflucht, als er realisiert hatte, was passiert war.
Sydney hockte im Schatten der großen Düne und malte mit dem nackten Fuß Kreise in den Sand. Es war noch immer furchtbar heiß. Doch die Sonne sank langsam immer tiefer.
„Hier, trink etwas Wasser“, forderte Malik sie auf und reichte ihr eine Flasche aus der Kühltasche, um sich dann neben sie in den Sand zu setzen.
„Was meinst du, wann sie hier sein werden?“, erkundigte sie sich und wischte sich die Wassertropfen vom Mund.
Malik ließ seinen Blick über den Horizont schweifen.
„Ich kann es dir nicht genau sagen. Vielleicht erst morgen früh“, erklärte er.
„Morgen früh?“
Eine Nacht in der Wüste. Im Auto. Nicht gerade das, was sie unter einer netten kleinen Reise verstand.
Malik zuckte die Schultern.
„Es wird schon nicht so schlimm werden. Solange der Sturm nicht nach Süden zieht.“
„Malik?“, fragte sie nach einer Minute des Schweigens.
Er wandte sich zu ihr um. Sie betrachtete ihn und musste wieder einmal feststellen, dass er wirklich ein echter Wüstenkrieger war – groß, gebieterisch und in dieser wilden Gegend ganz zuhause.
„Ja?“
„Hast du als Kind viel Zeit in der Wüste verbracht?“
Er schien kurz zu überlegen und nickte langsam.
„Mein Vater ist damals mit mir und meinen Brüdern oft in die Wüste gefahren. Wir sollten lernen, Respekt vor der Wüste zu haben und uns gleichzeitig in ihr zurechtzufinden. Ab einem bestimmten Alter mussten wir alle einen Überlebenstest bestehen.
Ungläubig sah sie ihn an.
„Einen Überlebenstest?“
Er nahm einen Schluck Wasser.
„Ja, wir wurden an einem abgelegenen Ort mitten in der Wüste ausgesetzt, nur mit einem Kompass, einem Kamel und einer kleinen Ration an Lebensmitteln. Wir mussten es schaffen, von dort an einen bestimmten Ort zu gelangen. Wir haben es alle geschafft.“
„Was, wenn ihr euch verirrt hättet?“
Er zuckte die Schultern.
„Ich denke, dann hätte mein Vater früher oder später einen Suchtrupp losgeschickt, der uns gefunden hätte, bevor wir verdurstet wären.“
Sydney schluckte. Wie konnte man seine eigenen Kinder einer solchen Gefahr aussetzen?
„Dein Leben ist für mich so fremdartig“, entgegnete sie nachdenklich. Sie war gut behütet aufgewachsen. Sie hatte keine Tests bestehen müssen.
„Dasselbe denke ich über dein Leben“, antwortete er.
Sydney holte tief Luft.
„Dann frag mich, was du über mein Leben wissen willst. Ich werde versuchen, alles so gut wie möglich zu beantworten.“
Wenn sie offen zu ihm wäre, würde er ihr möglicherweise auch ein wenig mehr von sich erzählen. Vielleicht würden sie einander dann besser verstehen.
Sein Blick schweifte in die Ferne.
„Ich würde gern wissen, warum du so wenig Selbstbewusstsein hast, Sydney.“
Entgeistert sah sie
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