Julia Extra Band 364 (German Edition)
Gesichtszüge waren hart.
„Weil ich solche Stürme schon ein paar Mal erlebt habe. Uns wird nichts passieren. Es wird nur eine Weile etwas ungemütlich werden.“
Sydney wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Noch tat sich nicht allzu viel draußen. Der Wind hatte ein wenig zugenommen. Doch bald würde ihnen der Sand nur so um die Ohren fliegen. Blieb zu hoffen, dass sie nicht im Sand begraben wurden.
Eine Viertelstunde später war es so dunkel um sie herum, dass Sydney nicht einmal mehr die Motorhaube des Landrovers sah. Schweißtropfen perlten zwischen ihren Brüsten an ihr herunter. Es war stickig im Wagen, aber noch erträglich.
„Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?“, erkundigte sie sich.
Malik sah sie an, sein Gesichtsausdruck blieb seltsam neutral.
„Ich muss es wissen, Malik“, drängte sie ihn.
Er nickte.
„Wir könnten vom Sand begraben werden. Direkt neben uns ist eine große Düne. Wenn der Wind aus der falschen Richtung kommt, könnte der ganze Sand der Düne auf den Wagen geweht werden.“
Sydneys Herz klopfte ihr bis zum Hals.
„Und dann?“
„Dann müssen wir versuchen, uns auszubuddeln.“
Sydney hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Draußen war es immer noch stockfinster. Der Sand in der Luft war so dicht, dass kein bisschen Licht mehr hindurchdrang. Nervös begann Sydney, an ihren Fingernägeln zu knabbern.
„Ich habe sie angerufen“, bemerkte Malik plötzlich. Seine Hände lagen auf dem Lenkrad, den Kopf hatte er gegen den Sitz gelehnt.
Sydney hatte nicht vergessen, worüber sie zuvor gesprochen hatten. Sie war bloß überrascht, dass er ihre Frage noch beantwortete. Vielleicht versuchte er auch nur, Sydney von dem Sturm abzulenken.
„Tatsächlich?“
Er legte den Kopf auf die Seite, um sie anzusehen. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, erschrak sie ein wenig. Diese ganze Geschichte schien ihn immer noch unheimlich zu belasten.
„Ja.“ Seine Finger krampften sich um das Lenkrad. „Ich war furchtbar wütend am Telefon. Ich habe ihr gesagt, sie solle nicht so ein Theater machen. Und dass sie sich mit meiner Entscheidung abfinden solle.“
Mitfühlend legte Sydney ihre Hand auf seine.
„Das tut mir alles so leid. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich weiß einfach nicht, was ich dir sonst sagen soll.“
„Dazu kann man auch nicht viel sagen“, entgegnete er verbittert. „Es ist jetzt fast zehn Jahre her, und ich fühle mich immer noch schuldig.“
Mittlerweile toste der Sturm nur so um sie herum. Sydney schrie auf, als der Wagen ein wenig wackelte. Malik zeigte keine Reaktion, was sie ein wenig beruhigte. Sie würde sich erst Sorgen machen, wenn auch er alarmiert wirkte.
„Das ist doch ganz normal“, gab sie zurück. „Wenn du dich nicht schuldig fühlen würdest, wenn du keinen Gedanken mehr an sie verschwenden würdest, wärst du schließlich nicht der, der du bist.“
„Und wer bin ich, Sydney?“
Sie schluckte hart. Was sollte sie antworten? Der Mann, den sie liebte?
„Ein guter Mann. Ein Mann, dem es nicht egal ist, dass er jemanden verletzt hat.“ Er streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange. Ihre Haut schien an der Stelle zu prickeln, an der er sie berührte.
„Ich habe dich verletzt“, bemerkte er leise.
Sie wandte den Blick von ihm ab.
„Ja, das hast du.“
„Das war nicht meine Absicht.“
„Es wäre früher oder später sowieso passiert“, gab sie zurück.
Er schwieg einen Moment.
„Wie kommst du darauf?“
Konnte sie es ihm sagen? Ihr Magen zog sich schon bei dem Gedanken daran zusammen. Der Wind rüttelte erneut am Wagen. Was, wenn sie hier draußen sterben würden? Sie würde nicht sterben, ohne ihm vorher gesagt zu haben, was sie sagen musste.
Entschlossen hob sie ihr Kinn und sah ihm in die Augen.
„Weil ich dich geliebt habe, Malik. Und du mich nicht geliebt hast.“
Sie hatte es ausgesprochen. Was würde er darauf sagen?
Wieder streichelte er ihre Wange. Ein Lächeln umspielte seinen Mund.
„Du warst mir immer unglaublich wichtig, Sydney“, erklärte er. „Du bist es immer noch.“
Der Schmerz schoss wie ein Pfeil durch ihr Herz. War das alles, was er ihr zu sagen hatte? Dass sie ihm „wichtig“ war?
Immerhin war das mehr, als er ihr je zuvor gesagt hatte, versuchte sie ihn zu verteidigen. Dennoch fühlte sie sich leer, traurig …
„Das reicht mir nicht“, antwortete sie schließlich leise.
„Ich habe dir alles gegeben, was ich konnte, Sydney. Gefühle sind … ein
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