Julia Extra Band 364 (German Edition)
ab.
Malik konnte es kaum ertragen, sie so verletzt zu sehen. Er kam zu ihr herüber und zog sie in seine Arme. Schluchzend schlug sie gegen seine Brust, doch er ließ sie nicht los. Undeutlich hörte er, wie sie an seinen Körper gepresst weitersprach.
„Du hast mich dazu gebracht, mich wieder in dich zu verlieben, Malik. Alles wäre gut gewesen, wenn du in die Scheidung eingewilligt und mich in Ruhe gelassen hättest. Aber du musstest mich wieder in dein Leben ziehen. Ich war fast über dich hinweg …“
Zärtlich streichelte er ihr übers Haar, hielt sie fest an sich gedrückt.
„Ich werde dich freigeben, Sydney. Wenn es immer noch das ist, was du willst.“
Insgeheim hoffte er, sie würde es verneinen. Doch warum sollte sie? Er hatte ihr keinen Grund gegeben, bleiben zu wollen. Selbst jetzt, wo es darauf ankam, schaffte er es nicht, die richtigen Worte zu finden und ihr zu sagen, dass er sich nichts mehr wünschte, als dass sie blieb.
Sie schwieg einen langen Moment.
„Ja“, antwortete sie so leise, dass er sie kaum hörte. „Ja, das ist es, was ich will.“
14. KAPITEL
Los Angeles war ein einziges Durcheinander aus Farben, Lichtern und Geräuschen. Manchmal träumte sie von der Maktal-Wüste. Von dem ockerfarbenen Sand, dem leuchtend blauen Himmel und der grellweißen Sonne. Meistens träumte sie aber von schwarz glühenden Augen und bronzefarbener Haut.
Nach einem langen Arbeitstag stand Sydney in ihrer Küche und aß Chinanudeln aus einem Pappbecher vom Imbiss nebenan.
Ein Monat war vergangen, seit sie Jahfar verlassen hatte. Warum konnte sie nicht aufhören, von Malik zu träumen, nach allem, was er ihr angetan hatte? Er hatte sie ein Mal angerufen in der Zeit. Sie hatten ein paar Minuten miteinander gesprochen, doch das Gespräch war ziemlich steif und unangenehm für sie beide gewesen.
Danach wusste sie, er würde sie nicht wieder anrufen. Ihr Blick fiel auf das Handy vor ihr auf der Küchentheke. Vielleicht sollte sie ihn anrufen. Sie vermisste ihn – sein Lächeln, seine Ernsthaftigkeit, die Art, wie er sie in den Armen hielt und streichelte, während sie sich liebten.
Ein leiser Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. In ihr tobten zu viele Emotionen, die sie zu unterdrücken versuchte. Sie brauchte Zeit. Viel Zeit. Irgendwann würde sie ihn vergessen können.
Wehmütig dachte sie an das kleine Mal-Set, das sie am Wochenende in einem Künstlerladen gekauft hatte. Sie hatte sich nicht getraut, eine Verkäuferin um Beratung zu bitten, fast als würde sie etwas Verbotenes tun. Also hatte sie sich einfach für ein beliebiges Set entschieden, das alle Farben und Pinsel enthielt, die man für den Anfang benötigte.
Morgen würde sie es auspacken. Sie konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern, wie man einen Baum oder eine Blume malte, aber sie würde es versuchen und ihr Bestes geben.
Malik hatte recht gehabt. Sie musste auch mal etwas für sich tun.
Ihre Retter in der Wüste waren schneller vor Ort gewesen, als sie gedacht hatte. Malik und sie hatten sich nicht einmal richtig verabschieden können. Ehe sie sich dessen versah, saß sie in dem Geländewagen, der sie nach Al Na’ir bringen würde, während Malik auf den Hubschrauber warten wollte. Das war das letzte Mal gewesen, dass sie ihn gesehen hatte. Nie würde sie den Blick in seinen dunklen Augen vergessen, als sie ins Auto stieg. Er hatte aufgegeben.
Kaum in Al Na’ir angekommen, wartete bereits ein kleines Flugzeug auf sie, das sie nach Port Jahfar brachte. Dort stieg sie in Maliks Privatjet, um zurück nach Los Angeles zu fliegen.
Das Geräusch der Türklingel ließ sie zusammenzucken. Ihr Puls beschleunigte sich.
Malik.
Konnte es sein? War er zu ihr zurückgekommen?
In Windeseile strich sie sich durchs Haar, rückte ihr Oberteil zurecht und eilte zur Tür.
Als sie öffnete, stand ihre Schwester vor ihr. Angestrengt versuchte Sydney, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hatte gar keine Lust, mit irgendjemandem zu reden. Erst recht nicht mit jemandem, der gerade in einer glücklichen Beziehung steckte.
Dann hob Alicia den Kopf, und Sydney erschrak.
Das Gesicht ihrer Schwester war tränenverschmiert, die Mascara lief ihr übers Gesicht, das Haar stand wild in alle Richtungen. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Oh mein Gott, Alicia, was ist passiert?“, fragte Sydney entsetzt.
Alicias Lippen zitterten, während sie sprach.
„Ich … kann ich kurz reinkommen?“
„Natürlich!“
Sydney trat einen Schritt zurück, zog
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