Julia Extra Band 364 (German Edition)
sich die Kleidung vom Leib gerissen.
„Schön, dich zu sehen, Sydney“, sagte Malik schließlich. Er sprach ihren Namen so zärtlich aus, dass ihr ganz warm ums Herz wurde.
„Ich habe ein Flugticket gekauft“, platzte sie heraus. Warum erzählte sie das? Sie konnte nicht klar denken. Am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle alles erzählt, was ihr in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen war.
Überrascht sah er sie an.
„Ein Flugticket?“
„Ja, nach Jahfar“, antwortete sie verlegen. „Ich fliege heute Abend.“
„Ah ja? Das ist aber schade“, entgegnete er schmunzelnd.
„Schade?“
„Ich hatte gehofft, du würdest mit mir auf eine Party gehen“, erklärte er.
„Eine Party?“ Sie sah an sich herunter. „Ich … ich bin nicht richtig angezogen für eine Party.“
„Ich habe mir die Freiheit genommen, dir ein Kleid auszusuchen“, antwortete er lächelnd.
Sydney schluckte. Das war alles vollkommen verrückt. Sie musste träumen.
„Was ist es denn für eine Party?“, fragte sie schließlich.
„Es ist eine Feier. Für uns.“ Er lächelte ein wenig unsicher. „Ich hatte mir gedacht, wir könnten unsere Hochzeit feiern. Unser gemeinsames Leben. Unser Glück …“
Eine Träne rann über ihre Wange.
„Malik …“
Beschwichtigend legte er einen Finger auf ihre Lippen.
„Sag nichts. Ich habe dir etwas zu sagen. Du weißt, Worte bedeuten mir nicht viel. Ich habe zu viele unehrliche Worte in meinem Leben gehört. Vielleicht messe ich ihnen deswegen keine Bedeutung mehr bei. Trotzdem möchte ich dir sagen, dass meine Welt sehr dunkel geworden ist, nachdem du mich verlassen hast, damals, in Paris. Dass mein Stolz es nicht zugelassen hat, dir nachzureisen. Dass ich so viel Zeit habe verstreichen lassen, weil ich gehofft hatte, du würdest zu mir zurückkommen.“
„Wir haben viele Fehler gemacht, Malik“, entgegnete Sydney. „Ich auch. Ich habe mich wie ein Kind benommen. Ich …“
Zärtlich hob er mit dem Finger ihr Kinn leicht an.
„Hör mir zu, Sydney.“ Sie sah zu ihm auf und rang nach Atem, als sein durchdringender Blick sie erfasste. „Du bist der schönste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich kenne niemanden, der freundlicher, sanfter und selbstloser ist als du. Ich will dich in meinem Leben, heute und immer. Es wird nicht immer leicht sein. Du kennst meine Mutter. Sie wird ihre Meinung über dich nicht ändern, aber das ist mir egal. Und das ist der einzige Grund, warum ich mir Sorgen gemacht habe wegen uns. Ich habe mich nie geschämt für dich, und ich habe unsere Heirat auch nicht wegen dir bereut.“
Seine Worte ließen Sydney das Herz aufgehen.
„Deine Mutter interessiert mich nicht. Solange du mich willst, ist es mir egal, was sie denkt.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Willst du denn noch mit mir verheiratet sein?“
Er sah sie überrascht an.
„Habe ich das nicht gerade gesagt?“
Sydney lachte verlegen.
„Ich wollte mich nur vergewissern.“ Sie fühlte sich, als sei ihr eine große Last von den Schultern genommen worden. „Ich liebe dich, Malik“, fuhr sie fort. „Und ich weiß, dass ich dir wichtig bin. Wegen der Dinge, die du für mich tust. Nicht wegen der Worte, die du zu mir sagst. Ich verstehe dich jetzt.“
Statt einer Antwort zog Malik sie in seine Arme und küsste sie so innig, dass Sydney alles um sich herum vergaß. Sie wollte ihn wieder in sich spüren. In seinen Armen aufwachen. Mit ihm lachen. In seiner Nähe sein, auch wenn sie nicht sprachen.
„Ähem.“
Ein wenig erschrocken fuhren sie auseinander. Taj stand hinter ihnen und grinste sie an. Er hatte sich ebenfalls einen Smoking angezogen.
„Sie haben meinem dummen Bruder also vergeben, Sydney? Das ist sehr gut. Es wäre mir nämlich ziemlich peinlich gewesen, allein auf der Party zu erscheinen.“
Sydney lachte bloß.
„Ich glaube, Ihr Bruder ist nicht der einzig Dumme hier. Ich habe mich mindestens ebenso dämlich benommen. Aber ja, wir werden Sie zu der Party begleiten.“
„Wunderbar“, entgegnete Taj. „Dann schlüpfen Sie in Ihr Abendkleid. Unsere Limousine wartet bereits.“
15. KAPITEL
Was für ein Paar sie beide doch waren. Malik hatte Sydney geheiratet, um sie nicht zu verlieren. Und Sydney war davongelaufen, weil sie Angst hatte, ihn zu verlieren.
Quer durch den Raum warf er ihr einen Blick zu. Wie wunderschön sie war! Sie strahlte nur so vor Lebensfreude und Glück. Als er sie in der Wüste hatte gehen lassen, hatte er geglaubt, sie nie
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