Julia Extra Band 365
hatte.
War das vielleicht eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Männern?
Gut möglich, entschied Eva, während sie sich daran erinnerte, wie sich Markos’ Verhalten am Samstag von einer Sekunde auf die andere verändert hatte. Er war offenbar ein Mann mit vielen Gesichtern und konnte blitzschnell umschalten, wie es oft bei Machtmenschen der Fall war. Tatsächlich waren sich die beiden Cousins – bis auf das Begehren, das in Markos’ Augen aufflackerte, wenn er sie ansah – erstaunlich ähnlich.
Markos’ Grinsen wurde breiter. „Das liegt wahrscheinlich nur daran, dass Sie keine Blondine mit meergrünen Augen namens Gemini sind.“
„Gemini ist die Frau, die Ihr Cousin kürzlich geheiratet hat?“
Markos nickte. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich war völlig platt. Dass ausgerechnet Drakon so etwas passieren würde, hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen.“
Die Unterhaltung war für Evas Geschmack viel zu persönlich geworden. „So interessant das alles auch sein mag, aber es ist doch schon ziemlich spät, Markos“, sagte sie bestimmt. „Vielleicht könnten wir langsam mal zum Punkt kommen.“
Er zog diese dunklen Augenbrauen hoch. „Haben Sie heute Abend noch etwas vor?“
„Nun … nein. Also …“, stotterte sie, erneut aus dem Konzept gebracht.
„Also was?“
„Heute ist Montag, da ist bei mir Wohnungsputz“, gab Eva wenig überzeugend zurück. „Aber was soll das jetzt?“
Er bedachte sie mit einem spöttischen Blick. „Ich dachte, für Hausarbeiten ist das Wochenende da?“
Sie lachte höhnisch auf. „Sie müssen es ja wissen. Ich wette, Sie haben noch nie in Ihrem Leben einen Putzlappen in der Hand gehabt.“
„Irrtum. Als Student in Oxford blieb mir gar nichts anderes übrig, als mich selbst um mein Zeug zu kümmern.“ Er verzog das Gesicht. „Obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass es nicht immer hundertprozentig geklappt hat. Es gab Zeiten, da regierte in meiner Bude das blanke Chaos, außerdem gingen mir vor allem am Anfang regelmäßig die sauberen Klamotten aus. Aber ich bin zurechtgekommen.“
„Wahrscheinlich nur, weil Sie einfach nicht mehr hingeschaut und sich neue Sachen gekauft haben, sobald nichts mehr zum Anziehen da war“, wandte sie spöttisch ein.
„Ertappt“, gab Markos grinsend zu.
„Das ist … grandios!“, rief Eva überrascht, als sie zum ersten Mal die riesigen Panoramafenster mit dieser atemberaubenden Aussicht hinter ihm wahrnahm. Die berühmte Skyline von New York in ihrer ganzen Pracht. Eva ging auf das Fenster zu, wie gebannt von der faszinierenden Mischung aus glänzenden Wolkenkratzern und üppigem Grün.
„So viel dazu, dass der Lyonedes Tower nur wie jedes andere Hochhaus die Aussicht verstellt“, erinnerte Markos sie an ihre eigenen Worte, während er zu ihr ans Fenster trat.
Eva verzog peinlich berührt das Gesicht. „Vielleicht war ich ja nicht allzu höflich am Samstagabend.“
„Vielleicht?“, spottete er sanft.
„Schön, also sagen wir es ganz offen: Ich war ziemlich unhöflich“, räumte sie ein.
„Und gibt es dafür einen bestimmten Grund?“
„Muss es denn immer für alles einen Grund geben?“ Eva warf Markos aus dem Augenwinkel einen Blick zu, wobei ihr unangenehm bewusst war, wie dicht neben ihr er stand. So dicht, dass sie den Duft nach Zitrone und Sandelholz riechen konnte, den er verströmte. So dicht, dass sich ihre Arme fast berührten. So dicht, dass sie seine Körperwärme spürte.
So dicht, dass Eva kaum atmen konnte, während sie sich gleichzeitig wünschte, den Abstand zwischen ihnen zum Verschwinden zu bringen und diese sinnlichen Lippen auf ihren zu spüren.
Aber natürlich passierte nichts dergleichen. „Ich habe mich schlecht benommen … mehr als unprofessionell. Ich muss mich entschuldigen.“
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. „Heißt das, dass Sie bereit sind, mir – und meinem Ruf – noch eine Chance zu geben?“
„Ob ich so weit gehen würde, kann ich jetzt noch nicht sagen“, erwiderte sie.
„Schwindlerin“, murmelte Markos heiser. Er hatte gesehen, dass ihre ansonsten goldenen Augen jetzt wie Bernstein funkelten, während ihr eine leise Röte in die Wangen kroch. Ihre Lippen waren feucht und einen winzigen Spalt geöffnet. Als warteten sie darauf, geküsst zu werden.
Eva wich einen Schritt zurück, fast als ob sie ahnte, was Markos vorhatte. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Falls Sie meine Dienste doch noch in Anspruch …“ Sie unterbrach sich, als Markos
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