Julia Extra Band 365
nur zu! Er war gern bereit mitzuspielen. Und so hatte er heute Morgen bei ihr im Büro angerufen und ihr gedroht, überall herumzuerzählen, wie unzuverlässig sie sei, wenn sie nicht heute um Punkt fünf bei ihm wäre.
Daraufhin hatte sie kommentarlos aufgelegt.
Und jetzt war sie hier.
„Sie sind so schweigsam“, meinte er höhnisch.
Oh, es gab eine Menge, was Eva diesem Mann gern gesagt hätte, aber sie hielt sich zurück … noch.
Bereits am Sonntag war ihr klar geworden, dass es wahrscheinlich nicht besonders klug war, es sich mit so einem Schwergewicht wie Markos Lyonedes zu verscherzen, indem sie Termine vereinbarte, die sie von vornherein nicht einzuhalten gedachte. Und das nur, weil sie sich einbildete, sich für die Schmach rächen zu müssen, die er ihrer Cousine zugefügt hatte. Nein, klug war das ganz bestimmt nicht, sondern eher kindisch, wie sie sich zerknirscht eingestehen musste. Als ob es einen Markos Lyonedes juckte, wenn sich eine aufstrebende junge Innenarchitektin ins eigene Fleisch schnitt, indem sie mit ihm vereinbarte Termine nicht einhielt!
Außer dass es ihn letztlich offenbar doch gejuckt hatte, weil er sie ja sonst nicht herzitiert hätte. Wahrscheinlich fühlte er sich in seiner Eitelkeit gekränkt. Und dass Eva jetzt so irritierend deutlich diese raubtierhafte Aura spüren konnte, die Markos Lyonedes umgab, machte die Sache nicht besser. Eine Aura, an der auch der elegante dunkelgraue Maßanzug, zu dem er ein perlgraues Seidenhemd und eine farblich dazu passende, akkurat gebundene Krawatte trug, nichts änderte.
„Haben Sie und Glen Ihr spätes Dinner am Samstag genossen?“, erkundigte er sich viel zu sanft.
Als Eva an das Essen mit Glen bei dem Nobelitaliener dachte, presste sie unwillkürlich die Lippen zusammen. Sie hatte sich die ganze Zeit verzweifelt daran zu erinnern versucht, was Glen außer seinem guten gesunden Aussehen als potenziellen Samenspender für ihr Kind eigentlich auszeichnete, wobei sie ständig die gemeißelten Gesichtszüge von Markos Lyonedes vor Augen gehabt hatte. Ausgerechnet! Oh, der ganze Abend war ein einziger Reinfall gewesen, und am Ende hatte sie sich gefragt, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, sich für einen anonymen Spender zu entscheiden.
„Ja, danke“, erwiderte sie schroff auf seine Frage, während sie sich alle Mühe gab, das Knistern, das zwischen ihnen in der Luft lag, zu ignorieren. „Aber wenn wir jetzt vielleicht …“
„Sind Sie schon lange mit Glen zusammen?“
Eva runzelte leicht die Stirn. „Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, aber ich verrate es Ihnen trotzdem: Wir sind überhaupt nicht ‚zusammen‘“.
„Aber …“
„Wirklich, Mr Lyonedes …“
„Markos.“
„Markos.“ Sie lächelte bemüht. „Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über mein Privatleben zu reden, deshalb würde ich es begrüßen, wenn wir endlich zur Sache kommen könnten.“
Markos, der immer noch am Schreibtisch lehnte, verlagerte sein Gewicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei taxierte er Eva aus leicht zusammengekniffenen Augen. Sehr feine Gesichtszüge. Eindringliche goldbraune Augen, hohe Wangenknochen, eine schmale Kinnpartie und sinnliche Lippen, die heute pfirsichfarben glänzten. Ihr hochgestecktes Haar legte die schlanke Säule ihres makellosen Halses frei. Die Haut dort war so zart, dass Markos sich bei dem Wunsch ertappte, seinen Mund darauf zu legen, um ihren Geschmack zu kosten.
Er richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf. „Das ist schade, denn das Einzige, worüber ich heute Abend gern mit Ihnen reden würde, ist Ihr Privatleben.“
Ihre Augen wurden sofort wachsam. „Ich verstehe nicht.“
„Nein?“
Markos beobachtete genüsslich, wie sie diese pfirsichfarbenen Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete, bevor sie erneut das Wort ergriff. „Ich hatte eigentlich angenommen, dass Sie mich hergebeten haben, um mit mir über eine Umgestaltung Ihres Apartments zu reden.“
Markos lächelte maliziös. „Ich kann mich nicht erinnern, heute Morgen irgendetwas in dieser Richtung erwähnt zu haben.“
„Na ja … nein“, pflichtete sie ihm zögernd bei. „Aber es war schließlich der Grund für die beiden anderen Termine.“
„Zwei Termine, die Sie zwar vereinbaren, aber von Anfang an nicht einzuhalten gedachten.“
„Also …“
„Warum nicht?“
Plötzlich kam Eva sich richtig lächerlich vor. Aber als in der vergangenen Woche Markos Lyonedes’ Sekretärin angerufen und
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