Julia Extra Band 365
und ließ es auf dem Barhocker liegen. „Ich muss los.“
„Ist das alles, was du zu sagen hast?“ Markos starrte sie wütend und enttäuscht an.
Sie erwiderte seinen Blick. „Ich muss zugeben, dass ich mich heute leider ziemlich unprofessionell verhalten habe. Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir hören willst.“
Markos wollte hören, dass Eva die Lügen zurückwies, die Donna Cresswell über ihn verbreitet hatte. Damit er sicher sein konnte, dass sie ihren eigenen positiven Erfahrungen mit ihm vertraute. Aber der wachsame Ausdruck in ihren Augen verriet ihm, dass sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.
„Nichts“, sagte er in ausdruckslosem Ton. „Offensichtlich gibt es sonst nichts, was du mir mitteilen könntest oder wolltest.“
Sie nickte schroff. „Richtig. Und deshalb hole ich jetzt meine Tasche aus dem Schlafzimmer und gehe.“
Vor einer Stunde erst hatte Markos sich so durch und durch wohlgefühlt wie noch nie zuvor in einer ähnlichen Situation. Und mit einem einzigen Blick auf ein Handydisplay war alles dahin gewesen.
Er nickte. „Ich komme noch mit nach unten.“
„Danke, aber ich finde meinen Weg allein, Markos“, versicherte sie ihm.
„Der Lift funktioniert nur mit meinem Zugangscode, und für die Tür unten gilt dasselbe.“
„Ich hole nur meine Tasche.“
Noch während Markos beobachtete, wie Eva mit durchgedrücktem Kreuz die Küche verließ, bereute er seine heftigen Worte. Aber er wusste, dass er zu wütend war, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
Falls das überhaupt möglich war …
Eva schaffte es, nicht zu weinen, bis sie in Markos’ Schlafzimmer war, aber dann verlor sie die Beherrschung. Heiße Tränen schossen ihr in die Augen.
Was war da eben bloß passiert?
Wie konnte es sein, dass Markos und sie fast wie Fremde auseinandergingen, obwohl sie sich gerade erst so leidenschaftlich geliebt hatten? Die Antwort auf diese Frage lag allein bei ihr selbst, wie Eva wusste. Eine Antwort, die nur zum Teil mit Donna und ihrem, Evas, Verhältnis zu ihrer Cousine zu tun hatte, sondern auch mit ihr selbst und ihrer Vergangenheit, mit der schlechten Ehe ihrer Eltern und ihrer eigenen gescheiterten Ehe und, und, und … Irgendwie hing offenbar alles mit allem zusammen, und jetzt war es zu spät, um das Knäuel noch entwirren zu können.
Aber wenn sie Donnas Lügen schon nicht durchschaut hatte, hätte ihr wenigstens auffallen müssen, dass Markos ganz anders war, als Donna behauptet hatte. Vielleicht nicht auf Anhieb, aber doch zumindest seit gestern Abend, als er sie so freundlich und warmherzig behandelt hatte.
Und irgendwie war es ihr ja auch aufgefallen, aber jetzt war es trotzdem zu spät.
Jawohl, Markos war ein Mann, dem die Frauen zu Füßen lagen, was für ihn zweifellos all die Jahre über sehr bequem gewesen war. Doch gestern Abend hatte sich auch gezeigt, dass er ein Mann mit Prinzipien war. Natürlich hätte er es zu seinem Vorteil ausnutzen können, dass der Anblick der schwangeren Yvette Cabot Grey sie so hart getroffen hatte. Sie war ja völlig am Boden zerstört gewesen! Aber ihm war nur wichtig gewesen, sie zu trösten, obwohl er sogar den Verdacht gehabt hatte, dass sie immer noch in ihren Ex verliebt war.
Eva war nicht nur töricht gewesen, sondern auch voller Vorurteile in Bezug auf Markos …
Trotzdem konnte diese Erkenntnis, dieses Eingeständnis nichts daran ändern, dass sie jetzt gleich von hier weggehen und ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nie wiedersehen würde. Auch wenn es noch eines gab, was sie ihm unbedingt sagen musste, bevor sie ging.
„Es tut mir leid.“
Markos stand vor einem der großen Panoramafenster im Wohnzimmer und starrte blicklos auf die Skyline von New York. Jetzt drehte er sich zu Eva um, die immer noch besorgniserregend blass war.
„Was tut dir leid?“, fragte er ungeduldig.
Sie ging auf ihn zu, wobei sie es vermied, ihn anzuschauen. „Ich … ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist, aber ich … ich hatte dir gegenüber viel zu viele Vorurteile“, sagte sie schnell, als sie sah, dass sich seine Miene verfinsterte.
„Und?“
Sie lächelte unfroh. „Du machst es einem wirklich nicht leicht.“
Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Kannst du mir nur einen einzigen Grund nennen, warum ich es dir leicht machen sollte?“
„Nein“, erwiderte sie dumpf, bevor sie das Kinn hob und sich zwang, ihn anzugucken. „Noch mal. Es tut mir aufrichtig leid. Inzwischen verstehe ich es selbst nicht
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