Julia Extra Band 365
zusammenzuraffen und sich zu verabschieden. „Wenn du dir sicher bist, dass du das wirklich willst …“
„Absolut sicher“, bekräftigte er mit einer Stimme, die rau wie Schmirgelpapier war.
„Schön.“ Eva nickte kurz, bevor sie sich abwandte.
„Ach, und übrigens, Eva …“
„Ja?“ Wachsam drehte sie sich noch einmal um.
„Angesichts dieser mangelnden Professionalität, die du ja selbst schon bei dir festgestellt hast, erwarte ich, dass du zumindest in den nächsten Wochen ausschließlich für mich arbeitest.“
„Das ist völlig un…“
„Und dass du mich umgehend informierst, falls Cabot Grey dir irgendwie zu nahe treten sollte“, fuhr er grimmig fort.
„Ich wüsste wirklich nicht, was dich das angeht!“, verwahrte Eva sich ungläubig.
Markos ging auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen. „Nach allem, was heute zwischen uns war, finde ich, dass es mich durchaus etwas angeht.“ Seine Stimme klang viel zu sanft. „Hast du mich gehört, Eva?“
Oh ja, sie hatte ihn gehört … sehr gut gehört sogar. Dann bildete sich Markos in seiner Selbstüberschätzung offenbar ein, dass er das Recht hatte, sich in ihr Privatleben einzumischen, nur weil sie mit ihm geschlafen hatte!
Obwohl sie natürlich nicht nur miteinander geschlafen hatten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Markos gestern Abend nicht bei ihr gewesen wäre, wenn sie bei der Begegnung mit Jack und seiner schwangeren zweiten Frau allein gewesen wäre. Wenn Markos ihr in diesem schlimmen Moment und in den Stunden danach nicht beigestanden hätte.
„Falls etwas sein sollte, wirst du der Erste sein, der es erfährt“, versprach sie gepresst. „Kann ich jetzt endlich gehen?“
„Natürlich.“ Markos lächelte, zufrieden mit Evas Antwort und dem Umstand, dass sie wieder zu ihrer alten Widerborstigkeit zurückgefunden hatte.
„Sehr freundlich von dir, danke.“ Ihre Augen blitzten wütend.
„Freundlichkeit ist mein zweiter Vorname“, entgegnete er spöttisch.
„Und ich dachte schon Arroganz“, erwiderte sie.
Markos lachte heiser auf. „Ich freue mich, dich morgen früh um Punkt neun hier begrüßen zu dürfen.“
Das Feuer erlosch in ihren Augen, und sie schaute ihn unsicher an. „Markos …“
„Morgen früh um neun“, wiederholte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
11. KAPITEL
„Nun, was sagst du dazu?“ Eva warf Markos, der auf der Schwelle zu seinem neu gestalteten Wohnzimmer stand, einen unsicheren Blick zu.
In den vergangenen drei Wochen hatte Markos Bekanntschaft mit der Hölle gemacht, die hautenge Jeans, kombiniert mit weißen körperbetonten T-Shirts über üppigen Brüsten, trug und langes schwarzes Haar, goldene Augen und superverführerische Lippen hatte. Dazu verströmte sie einen leichten, unglaublich betörenden Blütenduft und firmierte unter dem Namen der Innenarchitektin Evangeline Grey!
Weil Eva in den vergangenen drei unerträglichen Wochen exakt das für ihn geworden war: die Hölle. Kühl distanziert, nüchtern und durch und durch professionell, ähnelte sie in nichts der Frau, mit der Markos an diesem denkwürdigen Sonntag vor drei Wochen einen ganzen Tag lang so leidenschaftlich Sex gehabt hatte.
Die erste Woche war noch einigermaßen erträglich gewesen, weil Eva nur Montag und Dienstag zum Ausmessen aufgetaucht war. In der zweiten Woche hatte sie jeden Tag kurz reingeschaut, um sich davon zu überzeugen, dass die Handwerker in ihrem Sinne arbeiteten; außerdem hatte sie Markos die Entwürfe für die anderen Räume präsentiert.
Als in der dritten Woche die Einrichtung geliefert worden war, hatte Markos keinen Fuß mehr in sein Apartment gesetzt, sondern war tagsüber unten im Büro geblieben, um gleich nach Feierabend nach Manhattan in Drakons Wohnung zu fahren. Deshalb hatte er dem Sicherheitsdienst Anweisung erteilt, Eva jederzeit ins Haus zu lassen, und ihr selbst hatte er den Zugangscode für den Lift und das Apartment gegeben.
Und das alles, weil er es nicht mehr ertragen konnte, die kühl distanzierte Fremde auch nur zu sehen, in die Eva sich wieder verwandelt hatte, geschweige denn mit ihr zu sprechen.
Nichtsdestotrotz … irgendwie hatte sich Markos eingebildet zu spüren, wenn Eva im Haus war, und dann hatte er fast an nichts anderes mehr denken können als daran, dass sie in den Räumen direkt über ihm aktiv war. An dem Tag, an dem er darauf bestanden hatte, dass sie den einmal angenommenen Auftrag auch zu Ende brachte, war er wütend und
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