Julia Extra Band 365
verletzt gewesen, doch seit er gezwungen war, ihre unnahbare Professionalität tagtäglich auf die eine oder andere Art und Weise zu ertragen, war ihm, als ob er für irgendetwas bestraft würde.
Aber das war alles nichts gegen den Kick, den er eben beim Betreten seines Apartments verspürt hatte. In dem neu gestalteten, in den warmen Farben des Südens gehaltenen Wohnraum war Evas Handschrift so deutlich, dass Markos’ Sinne von ihrer Präsenz förmlich überschwemmt worden waren. An den terrakottafarbenen Wänden hingen Gemälde in kühnen Farben, die griechische Landschaften zeigten, dazu am Boden ein Teppich, so blau wie die Ägäis am schönsten Sonnentag des Jahres. Die bequemen Sofas und Sessel leuchteten in einem satten Rostrot, das anregend mit den verschiedenen Blau- und Grün- und Gelbtönen der Sofakissen harmonierte. Eine changierende Farbpalette, die in den Vorhängen an den großen Panoramafenstern ihren Widerhall fand.
Diese mutige Farbenpracht war zweifellos nicht jedermanns Geschmack, aber Markos fühlte sich hier auf Anhieb zu Hause. Weil es sich tatsächlich wie Heimat anfühlte. Und das hatte er Eva zu verdanken.
Jetzt wandte er sich ihr zu. „Das ist … erstaunlich“, sagte er heiser.
„Ist das jetzt ein Lob oder ein Tadel?“
Markos lächelte bedauernd, weil er bemerkt hatte, dass Argwohn in Evas Stimme mitgeschwungen hatte. „Ein Lob natürlich.“ Er ging weiter in den Raum hinein und erlaubte den warmen Farben, in seinem Innenleben ihre Wirkung zu entfalten, wobei er spürte, wie eben jenes Gefühl von Ruhe und Frieden Besitz von ihm ergriff, das ihn jedes Mal bei der Rückkehr nach Griechenland erfüllte. „Ein ganz dickes sogar.“
Eva fiel ein Stein vom Herzen, als sie sah, dass sich auf Markos’ Gesicht unverhohlene Begeisterung spiegelte. Das hatte sie sich so sehr gewünscht.
Sie war immer noch nicht darüber hinweg, dass sie töricht genug gewesen war, Donnas Lügengeschichten zu glauben. Und ihre Cousine hatte es nicht einmal für nötig gehalten, sich zu entschuldigen, als Eva sie darauf angesprochen hatte – ganz im Gegenteil. Donna hatte sich als beleidigte Unschuld aufgespielt und bei Eva einen bedauernswerten Mangel an Familienloyalität beklagt.
Sie straffte die Schultern. „Freut mich, dass es dir gefällt.“
„Gefallen ist untertrieben.“ Markos drehte sich zu Eva um und nickte anerkennend. „Ehre, wem Ehre gebührt, Eva. Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet. Ich bin hingerissen.“
Sie wich seinem Blick aus. „Da bleibt mir nur zu hoffen, dass du mit dem Rest auch so zufrieden bist.“
„Was hältst du davon, wenn wir auf das neue Wohnzimmer anstoßen?“, fragte er spontan, und als er ihren Blick sah, fuhr er fort: „Jetzt tu nicht so erstaunt. Ich bin doch bestimmt nicht der erste Kunde, der mit dir auf deine erfolgreiche Arbeit trinken will.“
Aber er war der erste Kunde, mit dem sie ins Bett gegangen war.
Er war überhaupt der einzige Mann außer Jack, mit dem sie je ins Bett gegangen war … Dabei gab es zwischen den beiden Männern keinerlei Ähnlichkeiten. Jack war ein egoistischer Liebhaber gewesen, während Markos …
Sie rief sich zur Ordnung. „Eigentlich muss ich …“
„Hast du heute Abend schon etwas vor?“
„Nicht direkt, aber …“
„Hat sich Cabot Grey bei dir gemeldet?“
Eva holte tief Luft. „Wir haben noch einmal miteinander geredet, ja“, bestätigte sie.
Markos versuchte zu erraten, was sich hinter dieser porzellangleichen Stirn abspielte, doch vergebens. „Hatte ich dich nicht gebeten, mir gleich Bescheid zu sagen?“
„Falls es wieder Ärger mit Jack geben sollte, ja. Aber es gab keinen Ärger. Wir haben einfach nur ganz normal wie zwei vernünftige Erwachsene miteinander gesprochen. Sonst nichts.“
„Worüber?“
Sie verzog das Gesicht. „Ich sagte es bereits. Ich glaube wirklich nicht, dass dich das etwas angeht.“
„Das sehe ich aber anders.“ Er verstummte gereizt und fuhr dann zähneknirschend fort: „Immerhin hatte ich die Ehre, nach der letzten Begegnung mit deinem Ex die Scherben zusammenkehren zu dürfen!“ Seine Augen glitzerten gefährlich.
Evas Wangen wurden heiß. „Ich glaube, ich habe mich bereits angemessen für deine … Hilfe bedankt.“
„Ich will doch sehr hoffen, dass das keine Anspielung auf unser Liebesspiel war“, sagte er mit einem fast drohenden Unterton in der Stimme.
„Natürlich nicht!“
„Nicht?“
Wieder verzog sie gepeinigt das Gesicht. „Hör
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