Julia Extra Band 365
die geschlossene Tür rechts.
Markos schüttelte den Kopf. „Das ist das Ankleidezimmer. Da sind auch meine Hemden, falls du eins über dein Kleid ziehen möchtest.“
Bei der intimen Vorstellung, sich ein Hemd von Markos auszuleihen, versteifte Evas Rücken sich prompt. „Äh … nein … geht schon, danke.“
Markos musterte sie noch einen Moment, dann nickte er abrupt. „Wie du willst. Das Bad ist da drüben.“ Er deutete mit dem Kopf nach links.
Eva wich seinem forschenden Blick aus und hob ihr Kleid vom Fußboden auf, wo es gestern Abend gelandet war. Wahrscheinlich war es vollkommen zerknittert.
„Danke.“ Mit hoch erhobenem Kopf verließ sie eilig das Schlafzimmer.
Markos blieb noch einen Moment liegen. Als er im Bad das Wasser rauschen hörte, wäre ein Teil von ihm – dieser harte, zügellose Teil – ihr am liebsten unter die Dusche gefolgt. Aber eine innere Stimme mahnte ihn zur Vorsicht, weil Eva offensichtlich ein paar Minuten für sich allein brauchte. Allem Anschein nach war sie es nicht – oder nicht mehr – gewöhnt, einen ganzen Tag mit einem Mann im Bett zu verbringen … und dann auch noch mit ihm!
Markos runzelte die Stirn, als ein Handy die ersten Takte von Mozarts Kleiner Nachtmusik spielte. Sie kamen aus Evas Clutch, die immer noch auf dem Nachttisch lag. Mit Blick auf die Badezimmertür überlegte er kurz, ob er Eva Bescheid sagen sollte, doch da noch immer das Wasser lief, entschied er sich dagegen. Bestimmt hatte sie ihre Mailbox aktiviert.
Abrupt brach die Melodie ab. Der Anrufer hatte wohl aufgegeben, wahrscheinlich, um es später noch einmal zu versuchen. Doch gleich darauf begann das Gedudel von vorn. Da schien jemand ziemlich hartnäckig zu sein, oder war es ein Notfall? Oder konnte das schon Jack Cabot Grey sein? Immerhin hatte er angekündigt, sich bei Eva zu melden.
Und wenn es nun doch ein Notfall war? Jetzt entschied Markos, den Anruf einfach anzunehmen, selbst auf die Gefahr hin, dass Eva ihm später den Kopf abriss. Eilig holte er das Handy aus Evas Tasche … und riss beim Blick auf das Display überrascht die Augen auf.
10. KAPITEL
Als Eva eine halbe Stunde später ungeschminkt und mit feuchtem Haar die Küche betrat, fühlte sie sich reichlich unbehaglich. Am Ende war sie doch auf Markos’ Angebot zurückgekommen und hatte sich ein cremefarbenes Seidenhemd von ihm ausgeliehen, das sie mit hochgekrempelten Ärmeln über ihrem schwarzseidenen schulterfreien Abendkleid trug.
Markos war in der Zwischenzeit auch nicht untätig gewesen. Er hatte Salat gemacht und den Tisch mit mehreren Sorten Käse gedeckt, außerdem war er ebenfalls im Bad gewesen, wo er sich rasiert und offensichtlich geduscht hatte. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt, das nicht nur seinen muskelgestählten Oberkörper, sondern auch den naturbraunen Teint vorteilhaft betonte, und sah wieder einmal verboten gut aus. Was Eva im Moment leider überhaupt nicht gebrauchen konnte, auch wenn sie sich eben erst vorgenommen hatte, das Leben einfach zu genießen, ohne sich ständig irgendwelche Gedanken zu machen.
Markos stellte einen Brotkorb mit warmem Baguette auf die Theke und ließ sich auf einem der Barhocker nieder. Er wirkte irgendwie seltsam distanziert, was Eva nicht einordnen konnte, aber als Warnung verstand, dieses flüchtige Abenteuer auf keinen Fall überzubewerten.
„Mm, das sieht ja lecker aus“, sagte sie gespielt munter, während sie sich ihm gegenüber hinsetzte. „Aber nach dem Essen muss ich wirklich los.“
Er wirkte noch immer reserviert. „Ich schlage vor, wir essen erst und unterhalten uns anschließend.“
Eva konzentrierte sich darauf, ein Stück von dem knusprigen Baguette abzubrechen. „Ich finde es nicht gut, alles zu zerreden“, verkündete sie schließlich scheinbar gelassen, obwohl sie schon das Schlimmste befürchtete. „Wir hatten beide unseren Spaß. Das sollte doch eigentlich genügen, oder? Am besten belassen wir es einfach dabei.“
Markos suchte ihren Blick. „Glaubst du wirklich, das geht?“
Jetzt war sie aber doch überrascht. „Ich verstehe nicht …“
Markos stützte sich mit den Ellbogen auf die Frühstückstheke auf und ließ sie nicht aus den Augen. „Vorhin, als du im Bad warst, hat dein Handy geklingelt.“
„Und? Weißt du, wer es war?“ Oh Mist, wenn es Jack gewesen war …
„Nein.“ Seine halb geschlossenen Augen glitzerten. „Ich wollte eigentlich rangehen, aber beim Blick auf das Display habe ich es mir
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