Julia Extra Band 365
fangen wir an?“, erkundigte er sich. „Mit dem Hochzeitskuchen für meinen Bruder?“
„Oh nein, der soll doch frisch sein! Vorher habe ich noch genug andere Bestellungen zu erledigen.“ Sie wies auf einen Sack, der auf dem Boden stand. „Lassen Sie mal sehen, wie stark Sie sind. Ich brauche fünf Pfund Mehl in dem Mixer dort.“
„Soll ich das nach Gefühl aus dem Sack schütten?“, fragte Brody skeptisch.
„Nein, wiegen Sie es ab, und wenn ich Ihnen das Kommando gebe, tun Sie das Mehl nach und nach in den Mixer. Okay?“
Er folgte ihren Anweisungen, und bald war der Teig fertig. Sie füllten ihn in die Formen und schoben diese in den Ofen.
Kate begann, Schokolade zu schmelzen und die Pralinenmodel vorzubereiten. „Sobald die Cupcakes fertig und abgekühlt sind, werden sie glasiert. Zuckerguss zu machen ist ganz einfach. Man muss nur die Zutaten mixen.“
„Das traue ich mir zu“, sagte Brody lächelnd und trat einen Schritt auf sie zu.
Von draußen fiel der Schein der Straßenlaternen durch das Fenster und tauchte die Backstube in goldenes Licht.
Kate blickte in Brodys Augen. Sie waren von dem schönsten Blau, das sie je gesehen hatte, kraftvoll und tief wie das Meer.
Was zum Teufel mache ich hier? fragte sich Kate. Das fühlt sich nicht an wie Cupcake-Backen!
„Sie machen das wirklich gut!“, sagte er. „Ich verwandele meine Küche schon in ein Chaos, wenn ich mir nur ein fertiges Essen aufwärme, und hier in Ihrer Backstube sieht es jetzt noch tadellos aus!“
„Ach, grundsätzlich ordentlich bin ich nicht“, entgegnete Kate errötend. „Sie sollten mal meine Bücherregale und meinen Kleiderschrank sehen.“
Hatte sie ihn jetzt etwa zu sich nach Hause eingeladen? Wenn ich so weitermache, werde ich mich Hals über Kopf in ihn verlieben!
Aber er war der Falsche für sie! Sie wollte einen soliden, verlässlichen, ruhigen Mann, keinen, der sie vor Verlangen schwach werden ließ, wenn er sie nur anlächelte.
„Ich wollte Ihnen nicht unterstellen, dass Sie pingelig sind“, versicherte er ihr rasch. „Sie haben da nämlich einen Mehlfleck im Gesicht.“
Mit einem Finger strich er ihr sanft über die Wange. Die leichte Berührung war ungeheuer sexy und zugleich ganz unschuldig.
Kate hielt kurz den Atem an.
„Genau hier“, verkündete Brody.
„Danke!“, flüsterte sie, und ihr Herz pochte wie rasend.
„Gern geschehen“, erwiderte er mit rauer Stimme und ließ den Finger noch kurz auf ihrer Wange liegen.
Ob Brody mich jetzt küsst? fragte Kate sich atemlos. Wollte sie das denn?
Da klingelte die Zeitschaltuhr am Ofen, und der Bann war gebrochen.
„Zurück an die Arbeit“, sagte Kate sachlich.
„Jawohl. Wir wollen ja nichts anbrennen lassen.“
„Nein, das wollen wir nicht.“
Sie streifte Ofenhandschuhe über, nahm die Bleche aus der Backröhre und stellte sie zum Abkühlen zunächst auf die Theke. Dann löste sie die Cupcakes aus ihren Formen und reihte sie auf Gitter.
„Sie arbeiten mit vollem Einsatz“, bemerkte Brody. „Kein Wunder, dass Sie oft keine Zeit haben, um richtig zu essen.“
„Es gibt auch Tage, an denen weniger zu tun ist. Zum Glück nicht viele“, fügte sie hinzu.
„Aha! Sie sind also Typ A, genau wie ich“, stellte er fest. „Sie führen Ihr eigenes Geschäft und arbeiten viel zu viel, weil Sie Ihre Aufgaben perfekt erledigen wollen, egal, welche Widerstände und Hindernisse Ihnen im Weg stehen. Eindeutig Typ A.“
„Sie machen sich ein völlig falsches Bild von mir!“, widersprach Kate.
Sie hatte es gewusst. Er war genau der Karriere-Typ, den sie schon immer gemieden hatte. Völlig auf seinen Beruf fixiert, würde er sich bei der Wahl zwischen seiner Frau und seiner Arbeit immer für die Arbeit entscheiden – und die Frau konnte dann sehen, wo sie blieb.
„Mein Vater war Typ A in Perfektion“, berichtete Kate. „Er arbeitete quasi rund um die Uhr, weil er meinte, kein anderer Chirurg wäre so gut wie er.“
„Ihr Vater war also auch Arzt.“
„Ja. Deswegen kenne ich mich mit Workaholics aus. Sie kommen abends nach Hause, laden ihre seelischen Lasten während des Essens bei der Familie ab und verschwinden anschließend gleich wieder, auch wenn die Kinder zum Training oder zur Geigenstunde müssen.“ Sie klang entrüstet. „So bin ich nun wirklich nicht! Ich lebe nicht nur für mein Geschäft.“
„Nicht alle Ärzte sind gleich“, hielt Brody dagegen. „Und Ehrgeiz ist nicht immer schlimm. Er kann einen ermutigen, weiter
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