Julia Extra Band 365
geschafft habe.
„Ich verstehe.“ In ihren braunen Augen spiegelte sich echtes Mitgefühl. „Sie kümmern sich um Ihr Befinden, ich kümmere mich um Ihren Terminkalender.“
Tatsächlich schaffte sie es in wenigen Stunden, seine Termine so zu arrangieren, dass er in der kommenden Woche nachmittags frei war.
Brody war so dankbar, dass er sich vornahm, ihr eine große Schachtel Pralinen zu besorgen. Und einen Gutschein für ihr Lieblingsrestaurant. Nein, besser zwei Gutscheine!
Sobald es möglich war, ging er zu Nora’s Sweet Shop. Unterwegs dachte er wieder einmal an Andrew.
Er sah ihn förmlich vor sich, sah den flehenden Blick in den grünen Augen. Das Vertrauen, dass alles gut würde, dass noch in letzter Minute ein Wunder geschah. Dann die Angst, als ihm klar wurde, wie es wirklich um ihn stand.
Brody seufzte tief. Er hatte die Entscheidung treffen müssen, wem von den Soldaten er zuerst half. Es waren nicht genug Verbandszeug und Medikamente für alle da gewesen. Die Männer, die so schwer verletzt waren, dass sie keine Überlebenschance hatten, kamen ans Ende der Liste. Darunter auch Andrew …
Warum hat er mich trotzdem dazu verpflichtet, mich um seine Schwester zu kümmern? fragte Brody sich zum x-ten Mal bedrückt. Die Aufgabe kam ihm vor wie die Besteigung eines Achttausenders.
Er blieb vor dem Schaufenster stehen. Drinnen im Laden konnte er Kate erkennen. Sie entdeckte ihn ebenfalls und winkte ihm fröhlich zu.
Wie bezaubernd sie aussah! Die Haare hatte sie am Hinterkopf zusammengefasst, was ihr zartes Gesicht und die großen grünen Augen bestens zur Geltung brachte.
Egal, wie hoch der Berg ist, der vor mir liegt, der Aufstieg ist es wert, versucht zu werden, redete Brody sich gut zu und betrat den Laden.
Ein verlockender Duft von Vanille, Schokolade und Früchten hüllte ihn ein.
„Oh, hier riecht es aber gut!“
„Danke.“ Kate lächelte. „Der Duft ist wirklich sehr verführerisch. Wenn man hier arbeitet, haben Diätpläne keine Chance.“
Er betrachtete ihre schlanke Figur eingehend. In ihrem schwarzen T-Shirt mit dem Firmennamen und den engen Jeans war sie selbst sehr verführerisch.
„Sie haben aber, wie man sieht, keine Diät nötig!“
„Nochmals danke“, sagte sie, leicht errötend. „Glauben Sie aber nicht, dass Sie nachher nicht zu spülen brauchen, nur weil Sie mir Komplimente machen.“
„Ach schade! Und ich dachte, Sie würden mich schonen, Kate.“
„Weshalb sollte ich?“
„Weil ich gut aussehe, charmant bin und ausgezeichnete Manieren habe.“
Sie lachte laut. „Damit haben Sie vielleicht bei Krankenschwestern Erfolg, aber ich bin eine strenge Zuchtmeisterin.“
Brody ging näher zu ihr und blickte ihr auf die Lippen. Verlangen durchflutete ihn und geriet mit seinem gesunden Menschenverstand in Konflikt. Der Wunsch, sie zu küssen, überwältigte ihn beinah. Aber wenn es eine Frau auf dieser Welt gab, mit der er sich nicht einlassen sollte, dann Kate. Er hatte versprochen, ihr zu helfen, nicht, sich in sie zu verlieben.
„Wie streng genau?“, fragte er, doch es kostete ihn plötzlich Mühe, den scherzenden Ton beizubehalten.
„Sehr streng.“ Kate atmete tief ein und nahm eine rosa Schürze, die sie ihm in die Hand drückte. „Zum Beispiel müssen Sie diese Schürze tragen. Auch wenn sie keine besonders männliche Farbe hat.“
„Macht nichts. Auf der Uni hat mein Zimmergenosse mal ein rotes Sweatshirt zusammen mit den Labormänteln gewaschen. Da waren wir dann eine Weile mit rosa Kitteln unterwegs.“
„Wie hübsch!“ Wieder lachte Kate. „Mein Bruder sagte immer, in Rosa käme er bei den Kundinnen besonders gut an.“
„Ein tröstlicher Gedanke“, warf Brody ein.
„Andrew war allerdings einer der maskulinsten Männer, die ich kenne“, erzählte Kate. „Wagemutig und tapfer. Er hat sich freiwillig für den Einsatz in Afghanistan gemeldet, weil er fand, es wäre sein Pflicht. Ich habe ihn darin bestärkt, und jetzt ist er … und ich wünschte …“
„Es tut mir so leid, dass Sie ihn verloren haben“, sagte Brody leise. Wie unzureichend ihm diese Worte erschienen!
„Ja, er hat sein Leben für andere geopfert. Ich vermisse ihn ganz schrecklich, aber ich bin auch sehr stolz auf ihn.“ Seufzend strich sie sich über die Augen. „So, und jetzt an die Arbeit, damit er, wo immer er ist, stolz auf mich sein kann.“
Brody folgte ihr in die Backstube, die blitzblank war und noch verführerischer duftete als der Laden.
„Womit
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