Julia Extra Band 365
Frau mitbringst, der die Bäckerei gehört.“
„Nein, Granny, das halte ich für keine gute Idee.“
„Keine Widerrede, Brody! Ich möchte ihr persönlich erzählen, wie gut ihre Pralinen sind. Sie soll mir eine Schachtel davon mitbringen.“ Sie zwinkerte ihm schelmisch zu. „Ich habe beschlossen, dass Schokolade ab jetzt mein persönliches Laster wird. Wenigstens eines braucht man doch … Macht’s gut, Jungs!“
Brody sah seiner Großmutter nach, wie sie mit energischen Schritten das Lokal verließ. Er warf Geld für den Kaffee auf den Tisch und wollte aufstehen, aber Finn legte ihm die Hand auf den Arm.
„Ich muss in die Praxis“, sagte Brody abwehrend.
„Mein Lieber, ich habe dich eine Weile nicht gesehen und muss sagen, du siehst schlimm aus.“
„Wie nett!“
Finn ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Wenn du mich fragst: Du hast zu lange über deine bösen Erlebnisse gegrübelt und zu wenig darüber geredet. Du bist aber sonst jemand, der alles aktiv angeht. Der sozusagen die Ärmel aufkrempelt und Probleme anpackt, um sie aus der Welt zu schaffen. Wenn du also meinen Rat willst, dann …“
„Nein danke“, unterbrach Brody ihn schroff. „Nett, dass du dir Sorgen um mich machst, aber es ist nicht nötig. Ich schaffe es allein.“
„Wirklich?“, fragte Finn.
Ohne darauf zu antworten verließ Body das Lokal. Dabei erkannte er, dass Finn nicht ganz unrecht hatte. Pralinen zu kaufen, Cupcakes in ein Altersheim zu liefern und Mehl in den Teig zu schütten – das war einfach zu wenig!
Er musste sich etwas Besseres einfallen lassen.
Am Freitag rief Brody bei Kate an und behauptete, er könne ihr an diesem Abend nicht zur Hand gehen. Dann saß er allein zu Hause, trank eine ganze Flasche Rotwein und sah sich im Fernsehen ein dümmliches Programm nach dem anderen an.
Es half nichts. Er dachte trotzdem ständig an Kate – und daran, wie nah er daran gewesen war, sie zu küssen.
Bisher war ihm noch nichts eingefallen, wie er das Problem aktiv angehen konnte, ihr wirklich und nachhaltig zu helfen. Ohne sie dabei küssen zu wollen …
Früh am Samstagmorgen schlüpfte Brody in sein Trainings-Outfit, schnappte sich seinen iPod und lief hinaus in den herbstlichen Sonnenschein. An normalen Wochentagen schaffte er nur eine ungefähr fünf Kilometer lange Runde in seiner näheren Umgebung. Samstags hatte er weniger Termine und diese erst später am Vormittag, und so hatte er Zeit, um zum malerischen Chestnut Hill Reservoir zu laufen.
Es war ein wunderschöner Herbsttag. Läufer, Nordic Walker und Spaziergänger mit Hunden nutzten das herrliche Wetter, um in dem Park den Speichersee zu umrunden.
Brody lief gleichmäßig dahin und vergaß alles um sich herum. Die letzten Blumen leuchteten in den Beeten, das Wasser glitzerte, von einer leichten Brise gekräuselt, im Sonnenschein.
Als er um eine Kurve lief, entdeckte er vor sich eine vertraute Gestalt.
Kate.
Die Haare hatte sie zu einem wippenden Pferdeschwanz gebunden, und ihre üblichen Jeans hatte sie gegen Shorts ausgetauscht. Ihre Beine waren lang und schlank, und jeder Schritt brachte ihre geschmeidigen Muskeln zum Vorschein. Sie hielt ein gleichmäßiges Tempo, ohne dabei angestrengt zu wirken, alles Zeichen, dass sie regelmäßig lief.
Wahrscheinlich arbeitet sie so ihre Cupcakes ab, dachte Brody und musste lächeln. Sie sah wirklich hinreißend aus.
Nicht zum ersten Mal wünschte er, dass er sie in der Backstube geküsst hätte. Egal, was er tat, er fühlte sich wie magisch zu Kate hingezogen und wollte sie unbedingt besser kennen.
Und öfter sehen.
Er steigerte sein Tempo und hatte sie bald eingeholt. Sie blickte zu ihm und zog den Stöpsel des iPod aus dem Ohr.
„Oh, hallo, Brody!“, begrüßte sie ihn. „Ich hatte Sie gar nicht gesehen. Beim Laufen gerate ich immer in eine Art Trance und merke nichts von meiner Umgebung.“
„Geht mir genauso“, behauptete er, dabei hatte er sie ja durchaus bemerkt! Und er hatte das Gefühl, dass er sie immer bemerken würde, ganz egal, was er gerade tat. „Übrigens möchte ich mich entschuldigen, dass ich Ihnen vorzuschreiben versucht habe, wie Sie Ihr Leben führen sollen. Dazu habe ich wirklich kein Recht.“
„Aber Sie hatten durchaus recht, was meine Lebensführung betrifft“, gestand Kate und wurde ein bisschen langsamer. „Ich neige tatsächlich dazu, länger zu arbeiten, als ratsam wäre. Und ich tue es, um mich von unangenehmen, schwer zu ertragenden Dingen
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