Julia Extra Band 365
schmiegte sich an Mr Roberts, der sofort mit ihr ans andere Ende des Raums tanzte.
Kate lachte. „Das war nicht gerade subtil, oder?“
„Doch. Subtil wie ein Megafon“, erwiderte Brody. Ihm wurde jetzt erst bewusst, wie sehr er sich insgeheim danach gesehnt hatte, mit Kate zu tanzen. Sie in den Armen zu halten, statt sie nur zu beobachten. Diese Frau hatte ihn vom ersten Augenblick an fasziniert und bezaubert, und obwohl er sich selbst sagte, dass dies eine ganz schlechte Idee war, zog Brody sie nun in seine Arme.
„Darf ich dann bitten, Miss Spencer?“, fragte er wie ein altmodischer Kavalier.
„Es ist mir ein Vergnügen, Doctor McKenna“, erwiderte Kate, und sie begannen sich gemeinsam im Takt der Musik zu bewegen.
Die anderen Paare schienen für Kate irgendwie aus dem Blickfeld zu verschwinden, die bunten Lichter nur auf einen konzentriert zu sein, dem auch ihre ganze Aufmerksamkeit galt: Brody.
Ihr wäre nicht einmal aufgefallen, wenn sich vor ihren Füßen ein tiefer Krater aufgetan hätte. Ihr Herz pochte im Takt der Musik, von Brodys Händen schienen warme Ströme auszugehen, die ihren ganzen Körper durchfluteten. Der angenehm herbe Duft seines Rasierwassers umhüllte sie, und sie spürte seinen warmen Atem auf den Lippen.
Kate fragte sich, wie es wohl wäre, von ihm geküsst zu werden … Da erinnerte sie sich plötzlich daran, dass Brody ein seelisches Problem erwähnt hatte, von dem er sich ablenken wollte.
Zu gerne hätte sie gewusst, was ihn so sehr belastete, und was seine seltsamen Bemerkungen bedeuten mochten. Aber sie würde ihm auf keinen Fall irgendwelche Fragen stellen. Sie selbst wollte ja auch keine Auskunft über ihren Kummer wegen Andrew geben.
Das bedeutet, dass ich mich von einem einzigen Tanz nicht verzaubern lassen darf, ermahnte Kate sich eindringlich. Ihre Beziehung durfte die geschäftliche Ebene nicht verlassen.
Es war einfach nicht gut, zu versuchen, die Probleme eines anderen zu lösen. Das brachte einem nur Kummer ein. Der andere nutzte einen zum Abladen seiner Schwierigkeiten, und wenn die gelöst waren, wurde man fallen gelassen. Wie oft hatte sie ihre Mutter weinen sehen, allein und verlassen! Bei ihrem letzten Freund hatte sie diesen Fehler fast selbst begangen und sich geschworen, das niemals zu wiederholen.
„Danke, Brody, dass Sie mir bei der Zustellung geholfen haben“, sagte sie bemüht sachlich.
„Ich bin als Cupcake-Lieferant also gar nicht so übel?“, hakte er nach und wirbelte sie herum.
„Richtig!“
„Danke schön.“ Er lachte leise. „Es ist immer gut, einen zweiten Job in der Hinterhand zu haben. Vielleicht besteht in der Zukunft mal großer Bedarf an Kuchentransporteuren.“
Kate lachte. Der Tanz war zu Ende. Sie und Brody gingen in eine ruhige Ecke des Raums und setzten sich. Ja, sie mochte Brody. Auf platonische Art, natürlich!
Sie war gern mit ihm zusammen. Er konnte sie zum Lachen bringen, selbst wenn sie niedergeschlagen war. Sein Lächeln ließ sie ihren Stress vergessen, und der Blick seiner blauen Augen gab ihr Gedanken ein, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatten.
Es wäre schön, ihn in der Nähe zu haben, wenn ein Tag mal wieder kein Ende zu nehmen schien und sie unweigerlich an Andrew zu denken begann, bis sie den Tränen nahe war. Andrew würde nicht wollen, dass sie zu sehr trauerte, aber es war alles andere als einfach, seinen Verlust zu verschmerzen.
Allerdings wurde es leichter, wenn Brody bei ihr war.
Insofern wäre es vielleicht doch gar keine schlechte Idee, ihn für kurze Zeit in der Backstube zu beschäftigen …
„Falls Sie mir wirklich helfen wollen und bereit sind, das Backen zu lernen, wäre ich dumm, Ihr Angebot von vorhin auszuschlagen.“ Sie streckte ihm die Hand hin. „Sie müssen nur immer daran denken, dass ich in der Backstube das Sagen habe.“
„Jawohl, Chefin“, erwiderte er scherzhaft und schüttelte ihr die Hand. „Also abgemacht.“
„Abgemacht.“ Ihr wurde plötzlich ganz warm.
Schnell zog sie ihre Hand zurück und schwor sich, in der Backstube ausschließlich an Dessert und Kuchen zu arbeiten und nicht an einer Beziehung zu einem gut aussehenden Arzt!
Als viel beschäftigter praktischer Arzt konnte Brody nicht einfach seine Praxis verlassen, um Kate beim Kuchenbacken zu helfen. Was er brauchte, war logistische Raffinesse. Also behauptete er Mrs Maguire gegenüber, er brauche ein bisschen mehr Freiraum, weil er den Wechsel von Afghanistan zurück nach Hause noch nicht ganz
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