Julia Extra Band 365
blinzelte und versuchte, sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Sie zeigte ihm die Skizzen, die sie angefertigt hatte. „Ich möchte eine Retro-Atmosphäre schaffen. Es soll aussehen wie in einer luxuriösen Eisdiele, alles in Schwarz, Weiß und Rosa. Ich glaube, die bunten Edelsteine werden dann richtig herausstechen. Es wird eine völlig andere Ausstellung als die in Luxemburg. Alles sehr chic mit klaren Linien, anstatt einer Märchenwelt.“
Obwohl sie diese Märchenwelt irgendwie gemocht hatte.
„Und was ist das hier?“ Er deutete auf eine schraffierte Fläche in ihrer Skizze.
„Oh, das ist die Bühne. Ich habe eine Swing-Band gebucht.“
„Eine Swing-Band?“
„Ja, es soll ein richtiger Spaß werden. Das ist das Thema: Spaß.“
Er lachte leise. „Was wissen du und ich über Spaß, Maddy?“
„Ich finde, wir haben es ganz gut hingekriegt, während der letzten Woche Spaß zu haben“, antwortete sie, schloss ihren Notizblock und steckte ihn zurück in ihre Tasche.
„Ich denke, das haben wir.“ Er sah sie an, aber sein Blick war abwesend, als würde er sie gar nicht sehen.
Sie setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, während er über die Anzahl der Gäste, Sicherheitsmaßnahmen und all die anderen Sachen sprach, die nicht unter Catering, Musik und Dekoration fielen. Sie betrachtete seinen Mund, während er redete. Er hatte wirklich einen wunderbaren Mund.
Sie räusperte sich und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Arbeit zu. Sex und Arbeit waren zweierlei.
„Du siehst müde aus“, sagte Aleksej.
Maddy sah auf und bemerkte, dass er sie ansah. Zwischen seinen dunklen Brauen hatte sich eine Falte gebildet.
„Bekommst du genug Schlaf?“
Sie dachte an Freitag, an die Nacht in seinem Bett. Und an die darauf folgenden schlaflosen Nächte. Nächte, in denen sie seine Wärme und seine Berührungen vermisst hatte.
„Wahrscheinlich nicht.“
Er stand auf und trat hinter sie. Sie spürte, wie er die Hände auf ihre Schultern legte. Er schob ihren Pferdeschwanz zur Seite und begann, mit langsamen sinnlichen Bewegungen ihre Muskeln durchzukneten.
„Du bist verspannt. Vielleicht solltest du nach dieser Ausstellung Urlaub machen?“
Sie glaubte, ihr Herz müsste gleich zerspringen. Er sprach so zärtlich, so besorgt um sie. Dass er überhaupt merkte, wie müde sie war und dass ihre Muskeln verspannt waren. Aber er wusste ja nicht, dass er daran schuld war.
Nein, das war jetzt nicht fair. Es war nicht seine Schuld, dass ihre Beziehung für sie inzwischen eine Quelle der Unruhe und Beklemmung geworden war. Dass sie ihn jede Nacht vermisste, in der er nicht bei ihr war. Dass ihre Gefühle ein einziges Chaos waren.
Er hatte ihr Sex und seine Aufrichtigkeit angeboten, und sie hatte angenommen. Hatte sich und ihm weisgemacht, dass das alles war, was sie wollte.
Aber das stimmte nicht. Es stimmte ganz und gar nicht. Sie wollte mehr.
Am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Damals hatte sie sich eingebildet, einen Mann zu lieben, der sie anlog und manipulierte. War in ihn vernarrte gewesen, weil ihm die richtigen Worte so leicht über die Lippen kamen. Und er hatte nicht gezögert, dieses Talent einzusetzen, um zu bekommen, was er wollte.
Aleksej würde niemals Liebesworte sagen. Er würde auch nicht so empfinden. Nicht für sie. Es gab noch nicht einmal eine Lüge, an die sie sich klammern konnte.
Und trotzdem hatte sie sich in ihn verliebt.
Sie liebte ihn. Hatte sie ihm wirklich erst vor Kurzem gesagt, sie glaube nicht an die Liebe?
Sie stand auf und sah ihn an. Sein schönes, so vertrautes Gesicht war mit einem Mal lebenswichtig für sie.
Wie hatte das geschehen können? Wieso bedeutete er ihr plötzlich alles?
Und was sollte sie machen, wenn alles vorbei war? Sie hatten eine Affäre auf Zeit. Daran änderten auch ihre neuen Gefühle nichts.
Sie machte ihm noch nicht einmal einen Vorwurf deswegen. Wie lange hatte ihr Liebeskummer sie gefangen gehalten? Wie lange hatten ihre Fehler ihr Leben beeinflusst?
Was Aleksej erlebt hatte, war viel schlimmer gewesen. Er hatte eine wirkliche Liebe verloren, nicht nur die Illusion davon. Sie hatte geglaubt, sie wüsste, was Verlust und Schmerz bedeutet. Aber das war alles nichts im Vergleich zu dem, was er ertragen musste.
Sie brachte kein Wort heraus und konnte ihn nur ansehen, als wollte sie sich auch noch das kleinste Detail seines Aussehens einprägen. Und gleichzeitig wäre sie am liebsten geflohen. Um ihn zu vergessen. Und um
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