Julia Extra Band 366
die du arbeitest. Aber du solltest die Sache besser nicht publik machen.“
Sie konnte immer noch nicht begreifen. Dass er hier war und sie mit diesem Umschlag ein Leben in der Hand hielt, das sie sich immer erträumt hatte.
„Spielst du jetzt in deiner knapp bemessenen Freizeit den Botenjungen?“, brachte sie heraus. „Bringst du die Post?“
„Nur dir, Becca“, sagte er mit so tiefer Stimme, dass sie förmlich dahinschmolz. Warum nur hatte er so viel Macht über sie?
Doch ihre Verzweiflung wurde überlagert von Verlangen, heiß und mächtig und dafür umso gefährlicher. Als würde er dies spüren, umfasste er mit seiner warmen Hand ihre Wange.
Sie musste dagegen ankämpfen, sich nicht in seine Handfläche zu schmiegen. Tränen lauerten hinter ihren Lidern. Das war einfach nicht fair.
„Warum tust du mir das an?“, flüsterte sie. „Soll das ein Spiel sein? Willst du diesmal derjenige sein, der geht, damit du wieder als Sieger dastehst? Bist du deshalb gekommen?“
Sie hatte geglaubt, er würde sie loslassen. Stattdessen glitt er mit seiner Hand ihren Hals hinunter zu der Stelle, wo er ihren flatternden Puls spürte.
„Ich liebe …“, begann er, doch Panik stieg in ihr auf.
„Deine Machtspielchen“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Deine Chefetage, deine eleganten Arbeitsanzüge und wie du die Welt regieren kannst. Ich weiß, was du liebst.“
„Becca!“ Seine Stimme klang scharf. Wie ein Befehl. Doch diesmal durfte sie ihm nicht nachgeben. Es stand zu viel auf dem Spiel und sie hatte bereits mehr verloren, als sie ertragen konnte.
„Frauen, die nicht existieren – Fantasiegeschöpfe deiner Vorstellung“, fuhr sie atemlos fort, wobei sie nicht einmal wusste, was sie eigentlich damit sagen wollte. „Die ganze korrupte und verachtenswerte Familie Whitney. Das ist es, was du liebst …“
„Und dich“, sagte er. Ernst sah er sie an, und ihr Herz schlug plötzlich viel zu schnell. „Ich liebe dich.“
Unbändige Freude erfüllte sie, sodass ihr im gleichen Moment die Luft wegblieb, doch dann übernahm ihr Verstand wieder das Zepter und damit die Verzweiflung. Es spielte keine Rolle, was sie wollte, denn sie kannte ihn. Viel zu gut. Und obwohl sie ihn mit einer Heftigkeit liebte, die sie selbst schockierte, hatte sie ihn aus einem bestimmten Grund verlassen.
„Nein, das tust du nicht.“ Ihre Stimme klang leise, aber sicher. „Nicht genug.“
Sie trat zurück, ehe er sie dazu bringen konnte, wieder all die traurigen Dinge zu vergessen.
„Wie kann ich es dir beweisen?“, fragte er fast unbeeindruckt von ihrem Einwand. Doch sie sah das Feuer in seinem Blick. Die harte Entschlossenheit, die sie zittern ließ. „Und obwohl ich bereits weiß, dass du mich liebst, hast du dir nie die Mühe gemacht, es mir zu sagen.“ Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Selbst jetzt kann ich es sehen.“
„Warum sollte ich dir so etwas sagen?“, fragte sie und merkte gleichzeitig, dass sie es nicht abgestritten hatte. Sie konnte nicht. „Was sollte das überhaupt für eine Rolle spielen? Du bist verlobt. All das, was zwischen uns passiert ist, war falsch.“
„Ich bin nicht verlobt“, entgegnete er. „Und zwischen uns ist viel passiert, Becca, aber nichts davon ist falsch.“
„Aber …“ Verzweifelt wünschte sie sich, dass er die Wahrheit sprach, hatte jedoch große Angst, sich all das nur einzubilden. „Und was ist mit Larissa?“
Seine bernsteinfarbenen Augen glühten förmlich, doch seine Stimme klang sanft, als er sprach.
„Ihr geht es gut“, sagte er. „Sie hat angeboten, all ihre Versprechen einzulösen.“ Er wirkte sehr ernst. „Ich habe abgelehnt.“
„Du …“ Das ergab für sie keinen Sinn. Ihr Herz schlug zu schnell und sie fühlte sich leicht benommen. Doch sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
„Ich habe ihr gesagt, sie soll ihre Anteile behalten“, erklärte er und trat wieder näher. „Ich werde sie nicht heiraten.“
„Aber Whitney Media ist dein Leben!“ Becca hatte das Gefühl, die Erde würde unter ihr erbeben.
„Nicht mehr.“ Seine Augen glitzerten vergnügt. Sie konnte nicht anders, als sich davon angezogen zu fühlen. Von ihm. Selbst jetzt, da sie wusste, dass sie davonlaufen sollte. „Ich habe aufgegeben.“
Sie zitterte so stark, dass sie fürchtete auseinanderzubrechen. Und dann konnte sie sich nicht länger zusammenreißen. All das war zu viel für Becca. Sie sah ihn noch einmal an, kämpfte einen aussichtlosen Kampf, ehe
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