Julia Extra Band 366
ließen.
Tja, sie würde es nicht tun.
„Halten Sie sich von meiner Familie fern, oder Sie werden sich wünschen, Sie wären nie geboren worden.“ Er drehte sich um und ging zum Auto.
So wütend, dass sie am ganzen Körper zitterte, kam Lucy auf der Finca an.
„Lucy, was hast du? Was ist passiert?“ Besorgt musterte Harriet ihre ehemalige Studentin.
„Nichts. Mir geht es gut. Bleib sitzen“, fügte sie hinzu, als Harriet sich aus dem Sessel zu stemmen versuchte. „Der Arzt hat gesagt, du sollst das Bein hochlegen, damit es nicht wieder anschwillt.“
„Ich bleibe hier sitzen, wenn du mir erzählst, was los ist, Lucy.“
„Der selbstgefällige, scheinheilige Mr Silva ist los!“
Harriet wirkte verwirrt. „Ramon scheint doch ein netter Junge zu sein, wenn auch ein bisschen von sich eingenommen. Was hat er denn getan?“
Ungeduldig schüttelte Lucy den Kopf. „Nicht Ramon. Sein Bruder.“
„Santiago? Er ist hier? Du hast ihn getroffen …“
„Ja, ich hatte dieses Vergnügen jetzt schon zweimal.“ Lucy griff nach dem Telefon und tippte die Nummer ein, die sie auf den Notizblock daneben geschrieben hatte. „Ramon? Das Dinner heute Abend …?“
Als sie Harriet die ganze Geschichte erzählte, reagierte ihre ehemalige Dozentin zwar mitfühlend, neigte aber dazu, Santiago Silva in Schutz zu nehmen. „Er hat voreilige Schlüsse gezogen, und das war falsch von ihm.“
„Im Grunde hat er mich ein Flittchen genannt und droht mir sogar!“, schimpfte Lucy. Allein an den Mann zu denken machte sie so wütend, dass sie etwas kaputt schlagen wollte.
„Lass mich ihm die Situation erklären.“
„Warum sollte man ihm irgendetwas erklären? Er ist derjenige, der unrecht hat.“
„Er liebt Gabby über alles, und sie ist sehr eigensinnig. Außerdem beschützt er seinen jüngeren Bruder. Ich habe gehört, dass Ramon noch ein kleiner Junge war, als der Vater gestorben ist, und Santiago hat sehr jung das Gut geerbt. Seine Stiefmutter hätte sich gern als graue Eminenz gesehen, die im Hintergrund über alles bestimmt. Nach dem, was ich über sie weiß, wäre das eine Katastrophe geworden. Santiago musste vom ersten Tag an klarstellen, wer das Sagen hat. Nicht einfach für einen jungen Mann. Vielleicht ist er deshalb ein bisschen …“
„Von sich eingenommen?“, schlug Lucy sarkastisch vor. „Der Mann braucht jemanden, der ihm einen Denkzettel verpasst.“ Und nicht Leute, die ihn verteidigten, nur weil er reich war und in einem Schloss wohnte.
„Du meine Güte! Sei vorsichtig, Lucy. Es geht das Gerücht, dass er skrupellos sein kann. Ich habe dem keinen Glauben geschenkt, weil erfolgreiche Männer oft Neid wecken und sein Ruf hier … Nun, hier in der Gegend hat noch nie jemand ein schlechtes Wort über ihn verloren. Aber wenn ich bedenke, was du gerade erzählt hast …?“
Lucy lächelte. „Mir passiert schon nichts.“
3. KAPITEL
Obwohl Lucy ein erfolgreiches Model gewesen war, hatte sie sich nie sonderlich für Mode interessiert. Was nicht hieß, dass sie für schicke Kleidung nichts übrighatte. Doch im Moment brauchte sie vor allem bequeme Sachen. High Heels eigneten sich einfach nicht zum Ställe ausmisten.
Manchmal hatte sie die Arbeitskleidung und die praktischen Schuhe jedoch satt. Dann öffnete sie den Schrank und stolzierte in einem der Outfits, die sie aus ihrem früheren Leben behalten hatte, in ihrem Schlafzimmer herum. Einfach, um sich wieder ganz als Frau zu fühlen.
Und das leuchtend rote Designerkleid, das sie für das Dinner im Schloss ausgewählt hatte, machte wirklich erstaunliche Dinge mit ihrer Figur. Es ließ ihre Taille winzig und ihre Rundungen üppig erscheinen.
Schmal geschnitten, schmiegte sich der Seidenstoff bei jeder Bewegung an ihre Schenkel. Das wirkte sexy und herausfordernd, was ja richtig war, da sie an diesem Abend doch provozieren wollte! Nur war es ungewohnt für sie, nachdem sie in den vergangenen vier Jahren immer versucht hatte, nicht durch ihr Aussehen aufzufallen.
Vor ihrem geistigen Auge tauchte das arrogante Gesicht von Santiago Silva auf, was ihren Zweifel im Keim erstickte. Lucy nickte ihrem Spiegelbild zu. Genau diesen Look wollte sie. Jetzt war nicht die Zeit, Bedenken zu haben.
„Mensch, du siehst …“, Ramon schluckte, „… anders aus.“
„Anders gut oder anders schlecht?“, neckte Lucy ihn.
Ramon lachte und öffnete die Tür seines schnittigen Sportwagens. „Oh, eindeutig gut. Aber es ist ein Glück, dass du nicht so
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