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Julia Extra Band 366

Julia Extra Band 366

Titel: Julia Extra Band 366 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Kim Lawrence , Caitlin Crews , Leah Ashton
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beobachtete, wie ein Auto den Hügel hinunter auf die Unfallstelle zuraste und wenige Meter entfernt mit kreischenden Bremsen anhielt.
    Das hätte ich mir denken können, dachte Lucy, als Santiago Silva ausstieg.
    Von der Kuppe des Hügels hatte Santiago zuerst das umgekippte Quad und erst ein paar Sekunden später Gabby daneben stehen sehen. In diesen Sekunden war sein Albtraum Wirklichkeit geworden. Einen schrecklichen Moment lang spürte er den leblosen Körper seiner Tochter in den Armen, ebenso wie er damals den ihrer Mutter gespürt hatte. Es war seine Aufgabe, Gabby vor Gefahren zu schützen, und er hatte versagt.
    Dann entdeckte er sie, erkannte selbst aus der Ferne die vertraute trotzige Haltung, und Schuld und Trauer wichen einer riesigen Erleichterung, die nahtlos von heftiger Wut abgelöst wurde. Eine Wut, die sich schnell gegen die große blonde Frau richtete, die neben seiner Tochter stand.
    Er hätte sich denken können, dass sie etwas damit zu tun hatte!
    Grimmig näherte er sich ihnen mit langen Schritten, und Lucy konnte verstehen, dass das Kind verängstigt wirkte. Sie hätte es eigentlich erraten können, als das Mädchen von dieser Sache mit dem Hubschrauber erzählt hatte. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie sich Santiago Silva nicht verheiratet vorgestellt und schon gar nicht als Witwer oder Vater.
    In seinem Zorn war er Furcht einflößend, aber auch, gestand sich Lucy erschauernd ein, irgendwie großartig!
    Er rauschte geradewegs an ihr vorbei, sie spürte nur kurz seinen Blick wie einen eisigen Hauch auf ihrem Gesicht. Sie beobachtete, wie er seiner Tochter die Hände auf die Schultern legte und vor ihr in die Hocke ging.
    „Gabby, du …“ Hin- und hergerissen zwischen der Wut auf seine eigensinnige Tochter und dem Wunsch, sie zu umarmen, holte er erst einmal tief Luft. „Bist du verletzt?“, fragte er rau.
    Selbst Lucy, die diesem schrecklichen Mann jede normale menschliche Gefühlsregung absprechen wollte, konnte nicht leugnen, dass seine Sorge echt klang.
    „Mir geht es gut, Papá . Sie …“ Gabby lächelte Lucy an, „… hat mir geholfen.“
    „Eigentlich nicht.“
    Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, presste die Lippen zusammen und erhob sich mit einer Eleganz und Geschmeidigkeit, die Lucy elektrisierte.
    „Papá …“
    „Warte im Auto, Gabriella.“
    Mit gesenktem Kopf ging sie zum Auto.
    Santiago Silva sprach bereits in das Handy, das er aus der Brusttasche seines Hemds gezogen hatte.
    Lucy konnte gut genug Spanisch, um zu verstehen, dass er einen Arzt bat, ins Schloss zu kommen. Zwar fand sie den Mann unmöglich, aber er war ein besorgter Vater. „Ihre Tochter war nicht bewusstlos oder so.“
    Er klappte das Telefon zu, machte einen Schritt auf sie zu und kam mit seinem Gesicht dicht an ihres. „Wenn ich Ihre medizinischen Fachkenntnisse brauche, werde ich darum bitten“, erwiderte er verächtlich. „Was den Kontakt zu meiner Tochter betrifft …“ Die Adern an seinem Hals traten hervor, als er mühsam seine Wut unterdrückte. „Versuchen Sie nicht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, oder es wird Ihnen leidtun.“
    Das war zweifellos eine Drohung. Lucys Mitgefühl schwand. „Wenn ich sie das nächste Mal eingeklemmt unter einem Spielzeug für Erwachsene liegen sehe, gehe ich also einfach vorbei, Mr Silva? Das ist vielleicht Ihr Stil, aber nicht meiner.“
    „Ich weiß genau Bescheid über Ihren ‚Stil‘, und ich möchte nicht, dass meine Familienangehörigen unter Ihren schlechten Einfluss geraten. Immerhin wollten Sie meiner Tochter helfen. Dafür danke ich Ihnen.“
    Dass es ihn schmerzte, sich bei ihr bedanken zu müssen, war klar. „Ihre Tochter hätte vielleicht nicht das Bedürfnis, gegen die Vorschriften zu verstoßen, wenn Sie die Zügel ein bisschen lockerer lassen würden. Ist Ihnen der Gedanke schon einmal gekommen?“
    Ungläubig blickte Santiago Silva sie an. „Sie geben mir einen Rat, wie ich mein Kind erziehen soll? Wie viele Kinder haben Sie denn, Miss Fitzgerald?“
    Was hatte der Mann eigentlich davon, so überheblich zu sein? „Wenn ich eines hätte, wäre ich bestimmt nicht zu beschäftigt, um zu bemerken, dass es mit einem Quad losgefahren ist!“
    Sein gequälter Blick ließ sie ihren spöttischen Vorwurf fast bereuen, doch sie unterdrückte das Schuldgefühl. Sie würde sich ihr Mitleid für jemanden aufsparen, der es verdient hatte. Santiago Silva war ein Tyrann, daran gewöhnt, dass sich die Leute alles von ihm gefallen

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