Julia Extra Band 366
Kopf.“
„Ach, hast du auch das beliebteste Mädchen der Schule geküsst?“, neckte Dan sie.
„Du weißt, was ich meine. In ein Buch vertieft sein, ganz aufs Lernen konzentriert. Es scheint einfach nicht zu dir zu passen.“
Er zuckte die Schultern. „Vielleicht hat es das nie.“
„Meinst du damit, du wolltest nicht so fleißig lernen? Haben deine Eltern Druck gemacht?“ Sie hatte sich selbst unter Druck gesetzt. Weil sie es gehasst hatte, ein Jahr wiederholen zu müssen, und fest entschlossen gewesen war, zu beweisen, dass nicht Dummheit der Grund war – wie einige Mitschüler gestichelt hatten.
„Nein. Vielleicht ein bisschen. Aber ich war keins dieser unglücklichen Kinder, die dazu gezwungen wurden, die Träume ihrer Eltern zu verwirklichen. Ich wollte Anwalt werden. Das Jurastudium habe ich gedanklich mit Erfolg und Anerkennung verknüpft. Und mit vielen albernen Dingen, die einem Siebzehnjährigen wichtig erscheinen: schicke Autos und eine schöne Ehefrau.“
Ehefrau, hatte Dan gesagt. Nicht Freundin.
„Du hast mir erzählt, du kennst dich damit aus, von einem Ziel besessen zu sein. Hatte es mit deinem Beruf zu tun?“ Bevor sie den Mut verlor, fügte Sophie hinzu: „Und mit deiner Heirat?“
Den Blick aufs Meer gerichtet, während die Sonne unter die blauschwarze Oberfläche sank, ballte Dan die Hände zu Fäusten.
„Entschuldige“, flüsterte Sophie. „Es geht mich nichts …“
„Ja. Und ich werde mich nicht noch einmal so von Zukunftsträumen beherrschen lassen, dass ich nicht mehr wahrnehme, was im Hier und Jetzt passiert.“
„Was ist denn passiert?“
„Das spielt keine Rolle.“
Seiner starren Haltung nach zu urteilen spielte es sehr wohl eine Rolle. Aber ihm noch mehr Fragen dazu zu stellen, schien zwecklos. Sophie hatte das Gefühl, dass er eine Mauer zwischen ihnen hochgezogen hatte. „Denkst du, dass ich das tue?“
„Dass du verpasst, was im Hier und Jetzt passiert?“ Dan wandte sich ihr zu und sah ihr in die Augen. „Dass du verpasst, was in diesem Moment passieren könnte?“
Nein. Sie durfte nicht. „Was hätte das für einen Sinn?“
„Etwas zu tun, was nicht in deinem Plan steht?“
Sie wurde wütend. „Ich plane nicht jeden Aspekt meines Lebens!“
Dan sagte nichts, aber seine ungläubige Miene sprach Bände.
Trotz der offenen Seiten fand Sophie es in dem Buggy plötzlich erstickend eng. Sie stieg aus und ging schnell davon …
Wohin wollte sie?
Sie blieb stehen und verschränkte die Arme. Sie war kein Mensch, der vor einer Auseinandersetzung davonlief. Aber möglicherweise würde sie auch das tun, wenn es für eine Aufgabe in ihrem Plan erforderlich wäre …
Nein! Dan hatte unrecht.
„Sophie?“
Überrascht hörte sie seine Stimme direkt hinter sich. Sie rührte sich nicht, nicht einmal, als er sanft ihren Arm umfasste.
„Ich verstehe, warum du deine Listen und Pläne hast, Soph“, sagte er, während er so nah stand, dass sie seine Körperwärme spürte. „Aber du bist kein kleines Mädchen mehr. Vielleicht ist es Zeit, dass du ein bisschen lockerer wirst und die Dinge auf dich zukommen lässt, anstatt alles zu planen.“
Ruckartig befreite sich Sophie aus seinem Griff und wirbelte herum. „Was ist denn so falsch daran, einen Plan zu haben, Dan? Bisher hat es gut funktioniert. Schule, Beruf, bei allem.“
„Was ist mit Rick?“
Ganz verblüfft, wurde Sophie reglos. „Ich manage mein Liebesleben nicht wie ein Projekt“, erwiderte sie kühl.
„Außer jetzt?“
„Das mit uns ist nicht echt.“ Frustriert seufzte sie. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mehr wie du sein? Wer genau wäre das eigentlich?“
„Nicht mehr wie ich, Sophie. Mehr wie du.“
„Ich bin ich selbst.“
„Ja? Das Leben mit Rick in Sydney, war es das, was du wirklich wolltest? Oder einfach nur das, was du immer geplant hattest?“
Sie war mit Rick glücklich gewesen. Es war das Leben gewesen, das sie sich immer gewünscht hatte. Oder nicht? „Warum interessiert dich das überhaupt?“
„Weil ich weiß, was passieren kann.“
„Na und? Hast du das Bedürfnis, die Moral deiner Geschichte jedem mitzuteilen, den du triffst?“
„Nein“, sagte Dan. „Nur dir.“
Das brachte Sophie vorübergehend aus dem Konzept.
„Warum mir?“
Er sah verwirrt aus, als wäre er sich selbst nicht sicher, aus welchem Grund.
„Warum willst du mich therapieren?“
„Ich will dich nicht therapieren.“
„Du meinst lediglich, dass ich mein Leben falsch
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