Julia Extra Band 366
Dan:
Erhalten. Aber an ein Planungstreffen kann ich mich nicht erinnern.
Bleibt es bei unserem Date?
Montag, 14. November, 09:52 Uhr
SMS von Sophie:
Nein. Es gab nie ein Date. Es war nie echt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben kam Sophie fast selbstverschuldet zu spät zur Arbeit. Ziellos durch die Straßen zu fahren schien so viel einfacher, als mutig auf den Parkplatz der Bar abzubiegen.
Schließlich tat sie es doch. Denn sie wusste, dass Dan es ihr ewig unter die Nase reiben würde, wenn sie wirklich zu spät kam. Erst im Personalraum fiel ihr ein, dass „ewig“ nur noch drei Wochen dauern würde. Danach spielte es keine Rolle mehr. Nach der Hochzeit würde sie Dan nicht wiedersehen.
Bei dem Gedanken fühlte sie sich nicht besser.
Und das war schlimm.
Es prägte sich nicht ein, ganz gleich, wie oft sie sich sagte, dass diese langen Minuten am Strand nur Momente gewesen waren, die sie jetzt vergessen konnte.
Die Sache lief nicht so, wie sie sollte.
Stattdessen überfielen sie die Erinnerungen an jene Momente immer zur Unzeit. Zum Beispiel neulich bei ihrem Bewerbungsgespräch. Oder während sie sich auf dem Weg zur Arbeit einzureden versuchte, dass sie sehr wohl mit Dan zusammenarbeiten und Abstand halten konnte. Deshalb war sie im Kreis herumgefahren.
In der schlaflosen Nacht nach diesem unglaublichen Kuss hatte Sophie flüchtig daran gedacht, die Vereinbarung zu widerrufen.
Kein Risiko weiterer Küsse.
Andererseits glaubte sie Dan, dass er sie im Lokal brauchte, und sie wollte ihn nicht im Stich lassen. Außerdem würde es das Aus für ihr Projekt bedeuten, denn sie hatte nicht mehr genug Zeit, sich einen neuen Scheinpartner für die Hochzeit zu besorgen.
Und noch wichtiger: Es kam ihr ziemlich erbärmlich vor, dass sie sich so wenig Selbstbeherrschung zutraute. Wenn sie die Vereinbarung rückgängig machen würde, dann deshalb, weil sie fürchtete, nicht widerstehen zu können und die neueste in der langen Reihe von Dans schnell wechselnden Freundinnen zu werden.
Nein, danke.
Darum hatte sie ihm die E-Mail geschickt und das Planungstreffen abgesagt. Nicht wegen des Kusses, wie sie sich immer wieder versicherte, sondern weil es nicht notwendig war. Wenn sie den Samstagabend als zweite Verabredung mitzählte … nein, Scheinverabredung oder auch Planungstreffen, tja, dann lagen sie mit dem Projekt genau im Zeitplan.
Über Dans Textnachrichten hatte sie gelächelt, sich aber gezwungen, sehr ernsthafte SMS zurückzusenden anstatt der Flirtsprüche, die ihre Finger hatten tippen wollen.
Sophie bemerkte, dass es kurz vor fünf war, und band sich schnell ihre kurze schwarze Schürze um. Wild entschlossen sah sie die Tür an. Sie würde es schaffen, durch diese Tür zu gehen und sich professionell zu benehmen.
Bevor Sophie Gelegenheit dazu hatte, kam Dan herein. Durch seine Größe und die breiten Schultern wirkte der kleine Personalraum noch enger, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Sophie“, grüßte er sie.
„Oh, hi!“ Sie hatte lässig klingen wollen, brachte aber nur einen seltsam schrillen Ton zustande.
Er ging an ihr vorbei und nahm sein Jackett von einer Stuhllehne. „Ich muss in meinem anderen Lokal ein Problem lösen. Also sehen wir uns morgen Nachmittag?“
Sie nickte, und Sekunden später war Dan weg.
Und das war gut, richtig? Dass sie an diesem Abend nicht mit ihm zusammenarbeiten musste und er endlich professionellen Abstand wahrte?
Als hätte es den Kuss nie gegeben. Genau das wollte sie doch, oder?
Unerwartet schnell hatte Dan den Streit zwischen zwei Köchen geschlichtet. Er dachte daran, in die Subiaco Wine Bar zurückzukehren. Ihm war jedoch bewusst, dass er es nur tun würde, um Sophie zu sehen. Seinen neuen Barkeeper musste er nicht mehr beaufsichtigen. Und er bezweifelte, dass er viel Papierkram erledigen würde, wenn Sophie in der Nähe war.
Außerdem hatte er nach ihrer förmlichen E-Mail und den Textnachrichten schon seine neue Taktik zurechtgelegt. Sophie hatte klargemacht, dass sie ihre Abwehrhaltung wieder eingenommen hatte: übertrieben professionell. Also würde er mitspielen.
Solange wie es eben dauerte. Und es würde sicher nicht sehr lange dauern, dessen war er sich sicher.
Glaubte Sophie wirklich, sie könnten nach diesem einen Kuss aufhören?
Er nicht!
Aber sie musste das selbst begreifen, und damit das passierte, hielt er am besten für eine Weile Abstand.
Diese Gedanken noch im Kopf, rief Dan seine Eltern an und lud sich selbst
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