Julia Extra Band 366

führe.“ Sophie lachte humorlos. „Das ist alles.“ Und es tat weh. Sehr. Noch jemand, der fand, dass sie nicht gut genug war.
    „Nein. Ich mag dich, Sophie.“
    In diesem Moment gingen die Straßenlaternen an und warfen genau so viel Licht, dass Sophie jede einzelne Linie von Dans markantem Gesicht erkennen konnte.
    „Warum regst du dich so auf?“, fuhr Dan fort. „Wenn ich völlig danebenliege, kann dir doch gleichgültig sein, was ich denke.“
    „Du irrst dich. Ich bin nicht der Roboter, für den du mich hältst.“ Getrieben von einem bodenlosen Schmerz in ihrem Innern, drückte Sophie die Handfläche an seine Brust und versetzte ihm einen Stoß, aber Dan bewegte sich nicht. „Ich denke und reagiere … Und ich fühle …“
    Er legte seine Hand auf ihre und hielt sie, wo sie lag. Mit der anderen hob er ihr Kinn an. „Ich weiß, dass du fühlst, Sophie.“
    Wenn du es dir erlaubst.
    Vielleicht dachte er die Worte gar nicht, doch sie tat es, meinte sie fast laut zu hören. Und sie klangen klar, unversöhnlich und richtig. Wem wollte sie etwas vormachen? Es hatte sechs Monate gedauert, bis sie den ganzen Kummer herausgelassen hatte, den Rick ihr bereitet hatte, und selbst das hatte sie nur bei einem Fremden in einer Bar geschafft. Sechs Monate, in denen sie sich abgelenkt, sich ständig mit etwas anderem beschäftigt hatte: Sie hatte ihren Urlaub und ihr neues Leben geplant.
    Was empfand sie für Dan? Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Und sie hatte ihn gern. Weshalb das, was sie vorhatte, sehr dumm war.
    Gerade darum würde sie es tun.
    Was konnte ein einziger Kuss schon schaden? Konnte es schaden, der Erregung nachzugeben, die sie durchströmte, wann immer Dan sie berührte? Dem Wunsch, zu spüren, wie sein Herz ihretwegen schneller schlug?
    Sophie ließ die rechte Hand, wo sie war, und legte ihm die linke um den Nacken, ihre Finger streiften sein kurzgeschnittenes Haar. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute auf seinen Mund. Na bitte, dachte sie, als sie spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.
    „Bist du sicher, Soph? Du wolltest das doch nicht?“
    „Also wirklich, Dan! Jetzt versuche ich, spontan zu sein, und du fängst an, es zu analysieren? Ich lebe im Hier und Jetzt, wie du gesagt hast.“ Und damit beugte sie sich näher, um ihn zu küssen.
    Aber Dan kam ihr zuvor. Er küsste sie.
    Sein Mund war fest, warm, angenehm. Nein, „angenehm“ war das falsche Wort. Wunderbar. Perfekt. Richtig.
    Dan zog sie an sich. Sein Herz raste, und ihres auch. Als er ihr den Rücken streichelte, bebte sie am ganzen Körper. Sofort vertiefte sie den Kuss.
    Und der Kuss hörte nicht auf, Sophie ließ die Hände über seine Schultern gleiten, Dan seine Hände von ihrem Rücken hinab zur Taille.
    Sophie wurde schwindlig. Sie spürte Dans Reaktion. Eine Warnung, dass sie einen Schritt rückwärts machen musste. Und zwar bald, bevor dies zu weit ging.
    Noch nicht.
    Schließlich war es Dan, der den Kuss beendete. „Zu mir nach Hause. Los.“
    Der raue Klang seiner Stimme genügte, um den Bann zu brechen. Sophie trat zurück. „Mit dem Buggy könnte das eine Weile dauern.“
    „Oh“, sagte Dan enttäuscht. „Na gut, zu mir nach Hause, wenn wir den Flitzer zurückgebracht haben.“
    Sophie schüttelte den Kopf. „Nein. Es war nur der eine Kuss.“
    „Was?“
    Sie ging an ihm vorbei und stieg in den Buggy. Einen Moment später hörte sie Kies knirschen, als Dan um das Fahrzeug herumging und auf den Sitz neben ihr glitt.
    „Was war das, Sophie?“
    „Bloß ein Kuss“, erwiderte sie schnell, unfähig Dan anzusehen. „Eine Momentaufnahme, nichts weiter.“
    „Und du meinst, du kannst nach diesem einen Kuss aufhören?“
    „Natürlich“, behauptete sie energisch. Sie musste aufhören.
    „Das Angebot gilt noch. Du brauchst es nur zu sagen.“
    „Werde ich nicht.“ Sie spürte, dass Dan lächelte.
    „Ich wäre da nicht so sicher.“

8. KAPITEL
    Montag, 14. November, 09:00 Uhr
    Von: Sophie Morgan
    An: Dan Halliday
    Betreff: Absage
    Dan,
    das Planungstreffen am Mittwoch ist gestrichen. Bitte sieh dir die beigefügten Notizen vor dem Barbecue am Sonntag an. Wir sehen uns am Samstag in der Bar.
    Herzliche Grüße
    Sophie
    Montag, 14. November, 09:45 Uhr
    SMS von Dan:
    Sophie, es braucht dir nicht peinlich zu sein. Du küsst großartig.
    Montag, 14. November, 09:47 Uhr
    SMS von Sophie:
    Bitte bestätige, dass du meine E-Mail-Absage erhalten hast.
    Montag, 14. November, 09:50 Uhr
    SMS von