Julia Extra Band 366
etwas gelockert, das spürte Dan. Er machte sich auf die unvermeidliche Frage gefasst.
„Und? Hast du zurzeit eine Freundin?“
Noch hoffte seine Mutter auf Dan Hallidays in Miniaturausgabe. Nur gut, dass er sich vor all den Jahren davon abgehalten hatte, mit Amalies Schwangerschaft herauszuplatzen. Zu erfahren, wie nahe sie daran gewesen war, Großmutter zu werden, hätte seine Mutter umgebracht.
Diesen albernen kleinen Tagtraum von Sophie durfte er ihr gegenüber keinesfalls erwähnen.
Nein, es war nicht einmal ein Tagtraum von Sophie. Nur von irgendeiner Fantasiefrau, deren Mutter noch immer im Elternhaus wohnte.
Ganz bestimmt nicht von Sophie!
Seine Mum sah ihn seltsam an. „Dan, du hast eine Freundin, stimmt’s?“
Unbewegt erwiderte er ihren neugierigen Blick. „Nein.“
„Oh doch! Erzähl! Wer ist es?“
Dan biss die Zähne zusammen.
Sein Vater kam an den Tisch zurück und klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht, Junge. Erzähl uns alles über die glückliche Frau.“
„Es gibt keine.“
Seine Eltern lächelten ihn wissend an.
Er konnte nicht einmal mehr widersprechen. Sie waren fest davon überzeugt.
„Ich freue mich so für dich, Liebling.“ Seine Mutter nahm seine Hand.
„Du brauchst nicht anzufangen, die Hochzeit zu planen, Mum. Es ist nichts Ernstes.“ Warum hatte er bestätigt, dass es jemanden in seinem Leben gab? Vielleicht um die Situation zu entschärfen, indem er von einer Kurzzeitbeziehung redete.
Das klappte nicht. Seine Worte steigerten die Begeisterung noch. Er hätte nichts sagen sollen. Hoffnungen zu wecken war gemein von ihm. Seinen Eltern war ihre Ehe – und die Ehe an sich – so wichtig.
Ihm hatte sie früher ebenso viel bedeutet. Das hatte zu seinem Plan gehört, zu dem hübschen Bild in seinem Kopf: Hochschulabschluss, Job, Haus, Heirat, Babys … Sein großer Fehler war gewesen, dass er alles mit derselben Zielstrebigkeit angepackt hatte, die ihm seine hervorragenden Noten und den glänzenden Karrierestart direkt von der Uni eingebracht hatte. Für den Beruf die ideale Einstellung, für die Ehe die schlechteste. Und er hatte es erst erkannt, als es viel zu spät war.
Noch immer strahlte ihn seine Mutter an, sein Vater dagegen beobachtete ihn nachdenklich. Schließlich sagte er: „Eines Tages wirst du dir verzeihen müssen, Dan. Am Scheitern einer Ehe ist niemals nur einer schuld.“
Seine Mutter blinzelte erstaunt, dann nickte sie und lächelte Dan aufmunternd an. Als sollte er mit einem Mal einsehen, wie recht sie hatten. Genau! Es war gar nicht meine Schuld, dass meine Ehe gescheitert ist und ich nichts gemerkt habe, bis meine Frau mich verlassen hat. Danke. Ich bin geheilt!
Er wusste, dass er unfair war.
Weil seine Eltern nicht die ganze Geschichte kannten.
9. KAPITEL
Das Sophie-Projekt 2.1 (Projektleiterin: S. Morgan)
Aufgabe vier: das zweite Date (abgesagt)
Aufgabe fünf: Emmas Barbecue
Obwohl sie pünktlich zum Barbecue am Sonntagabend kamen, waren der Rasen und die Straße schon mit so vielen Autos zugestellt, dass sie ein Stück weiter weg parken mussten. Mühelos hob Dan die Kühlbox aus dem Auto, die Sophie unter großen Schwierigkeiten hineingehievt hatte, bevor sie zu ihm gefahren war, um ihn abzuholen.
Während der Fahrt war das Gespräch nach einigen höflichen Phrasen versiegt. Noch immer schweigend gingen sie den Hügel hinunter auf Emmas Haus zu, das von großen Jacarandas beschattet wurde. Der Fußweg war übersät mit ihren blauen und lila Blüten.
Sophie war sich des Mannes an ihrer Seite schrecklich bewusst, und der herrlichen Empfindungen, die seine Nähe weckte. Jedes Mal, wenn sie sich zufällig berührten, durchlief sie ein Beben. Jedes Mal, wenn sie für einen kurzen Moment auf seinen Mund blickte, breitete sich Wärme in ihr aus.
„Geh langsamer.“
Als Dan ihr die Hand auf den Arm legte, blieb Sophie sofort starr stehen. „Warum?“
„Hast du vergessen, warum ich hier bin? Das Projekt?“
„Natürlich nicht.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Bist du sicher? Eine verliebte Frau rauscht nicht voraus, als wäre ihr Partner Luft für sie.“
Damit hatte er nicht ganz unrecht. Sie zupfte am Ausschnitt ihres trägerlosen blau-grauen Maxikleids. „Vielleicht hatten wir gerade Streit?“
„Klar, wenn das das Bild ist, das du vermitteln möchtest. Ich dachte, wir sollten überglücklich wirken, aber von mir aus können wir auch auf tiefunglücklich machen, wenn dir das lieber ist.“
Sie biss sich auf die
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