Julia Extra Band 366
Viertelstunde lang hoffte sie wider besseren Wissens, dass er zurückkommen, sie küssen und ihr sagen würde, dass sie sich wie eine Idiotin benahm. Denn genau das war sie.
Doch er kehrte nicht zurück.
Stattdessen hörte sie das Geräusch eines Motors. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken – sein Flugzeug!
Er flog weg und ließ sie allein zurück.
Was hatte sie bloß getan?
Sie lief von der Terrasse zum Garten, und das Geräusch der Maschine wurde lauter. Panik stieg in ihr auf.
Sie musste ihn aufhalten und ihm sagen, dass sie sich dumm benommen hatte. Das Flugzeug konnte jeden Moment abheben. Vielleicht konnte sie zum Strand laufen und den Piloten auf sich aufmerksam machen?
So schnell sie konnte lief sie die schmale Holztreppe hinunter und rannte über den Strand, zum Wasser hin.
Als sie den Privatjet sah, riss sie die Arme in die Höhe und winkte mit aller Kraft. Das Flugzeug überquerte den Strand, der Pilot musste sie doch sehen.
Aber das Flugzeug stieg immer höher und hatte die Insel bald hinter sich gelassen.
Kraftlos ließ Emmeline die Arme sinken und blieb minutenlang regungslos stehen, während die Wellen sich an ihren Beinen brachen.
Er hatte sie verlassen. Genau wie sie befürchtet hatte.
Er hatte sie verlassen, weil sie ihn davongejagt hatte.
16. KAPITEL
Mehr als eine Stunde lang stand Emmeline am Strand, unfähig zu jeder Handlung. Die Beine wollten ihr nicht gehorchen, die Tränen nicht versiegen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich selbst so sehr gehasst.
Nur aus Angst, er könne sie verletzen, hatte sie Makin wehgetan.
Dabei war er der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte.
Sie musste unbedingt etwas tun, um ihre Liebe zu retten. Sie musste unbedingt ihren Mut zusammennehmen und Makin die Wahrheit sagen.
Sie liebte ihn … mehr als sie je einen Menschen geliebt hatte. Falls er ihr noch eine zweite Chance gab, würde sie versuchen, sich zu ändern.
Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er ihr noch eine zweite Chance geben würde. Er war ein guter Mensch.
Entschlossen wischte sie die Tränen fort. So verweint konnte sie unmöglich ins Haus zurückkehren. Deshalb blieb sie noch eine gute halbe Stunde am Strand und beobachtete den Sturm, der am Horizont aufzog.
Der Wind rüttelte an den Palmen, und die ersten Regentropfen fielen. Emmeline hob den Blick zum bedrohlich schwarzen Himmel. Schnell klopfte sie den Sand von ihrem Rock und lief zur schmalen Treppe.
Der Wind zerrte an ihrem Kleid, als sie den Aufstieg begann. Die Stufen ächzten, und sie blieb für einen Moment stehen. Dann folgte ein lautes Knacken, und die oberen Stufen brachen.
Das Baby! dachte sie in dem Augenblick, als die gesamte Treppe mit lautem Krachen unter ihr nachgab. Mit einem Satz landete Emmeline auf dem feuchten Sand.
Die Hände auf dem Bauch setzte sie sich auf. Sie war weich gefallen, aus nicht allzu großer Höhe. Dem Baby konnte nichts passiert sein.
Dennoch musste sie in Zukunft unbedingt vorsichtiger sein. Emmeline stand auf und rief um Hilfe. Doch der Wind blies so laut, dass niemand sie hören konnte. Trotzdem versuchte sie es wieder und wieder. Ohne Erfolg.
Der Regen prasselte auf sie nieder, und der Wind zerrte an ihrem Haar. Sie setzte sich auf den Sand, schlang die Arme um die Knie und überlegte fieberhaft, ob es einen zweiten Weg zum Haus gab.
Die Minuten zogen sich hin wie Stunden. Dunkelheit legte sich um sie, und der Sturm heulte. Plötzlich vermeinte sie, das Geräusch eines Motors zu hören.
War Makin zurückgekehrt, weil er erfahren hatte, dass sie vermisst wurde?
Bei diesem Wetter konnte er unmöglich hier landen.
Sie kämpfte gegen die Panik. Das Wasser stieg immer höher. Schon bald würde sie schwimmen müssen.
Plötzlich schien es ihr, jemand riefe ihren Namen.
Über ihrem Kopf leuchtete ein gelbes Licht auf. Jemand war dort oben. Zitternd stand sie auf und rief um Hilfe.
Das gelbe Licht hüpfte auf und ab. „Emmeline?“
Es war Makin!
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Ich bin hier unten!“
Im Lichtkegel entdeckte sie seine Gestalt an der Stelle, wo vorhin die Treppe gewesen war.
„Ich bin sofort bei dir“, rief er ihr zu.
Durch den Regenschleier sah Emmeline, wie Makin ein Seil an der Treppenhalterung befestigte. Er schlang ein Ende des Seils um die Taille und glitt wie ein Pirat langsam in die Tiefe. Sein Hemd war völlig durchnässt und klebte an seinem muskulösen Oberkörper.
Als er auf ihrer Höhe war, stemmte er die Füße gegen den
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