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Julia Extra Band 366

Julia Extra Band 366

Titel: Julia Extra Band 366 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Kim Lawrence , Caitlin Crews , Leah Ashton
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sein.“ Fast freundlich sah er sie an. So wie ein Onkel es tun sollte. „Du wirst dorthin zurückkehren, wo du hergekommen bist. In den Dreck.“
    Helen sah Theo über den Tisch hinweg an, ihr Blick unangenehm wissend.
    „Du willst doch sicher nicht untätig dasitzen, während Bradford deinen … Schützling auseinandernimmt“, sagte sie in ihrer provozierenden Art und hob die perfekt geschwungenen Brauen.
    Theo ignorierte das böse Funkeln in ihren Augen.
    „Becca kann auf sich selbst aufpassen“, murmelte er, als wäre er gelangweilt, erlaubte sich jedoch nicht, Becca anzusehen.
    Becca duckte sich nicht. Sie weinte auch nicht, wie Larissa es vielleicht getan hätte, noch schrie sie ihre Enttäuschung hinaus. Stattdessen tippte sie mit dem Finger gegen den Stiel ihres Weinglases und sah völlig unbeeindruckt aus. Theo hatte erlebt, wie knallharte Geschäftsmänner vor Bradfords Grausamkeit zusammenzuckten. Aber nicht diese Frau.
    Nicht seine Becca.
    „Glaubst du allen Ernstes, dass ich tatsächlich auf die Idee kommen könnte, an diesen schrecklichen Ort zurückzukehren? Zu dir?“ Becca lächelte verhalten. „In den Schoß der Familie, sozusagen? Du kannst sicher nachvollziehen, dass ich mich lieber bei lebendigem Leib in eine Schlangengrube werfen lasse.“
    „Jetzt hast du leicht reden, aber wenn du dein erbärmliches kleines Leben nicht mehr erträgst, wirst du dich nur schwer an deine Worte erinnern können“, erwiderte Bradford mit seidenweicher Stimme. Er war sich so sicher, dass Becca eines Tages mit ausgestreckter Hand zurückkehren würde. Theo hingegen glaubte, dass sie sich lieber die Hand abhacken würde, als Bradford diese Genugtuung zu geben.
    „Was berechtigt dich eigentlich zu dieser Annahme?“, fragte Becca. „Deine Fieberfantasien, die dir vorgaukeln, wie die Menschen sind, auf die du herabschaust? Denn aus Erfahrung sprichst du sicher nicht.“
    Wie habe ich nur so lange ohne sie leben können? überlegte Theo. Und wie sollte er später wieder ohne sie leben können, jetzt da er wusste, dass sie existierte?
    „Der Name Whitney hat schon immer zweifelhafte Elemente angezogen“, entgegnete Bradford. Er schnipste mit dem Finger Richtung Becca. „Wie deinen Vater, zum Beispiel.“
    Becca zuckte nicht einmal zusammen. Sie grinste Bradford nur an und sah sogar ein wenig amüsiert aus.
    „Wohingegen du, mein lieber Onkel, ein Vorbild für uns alle bist“, gab sie mit fester Stimme zurück. Doch Theo hörte die Wut heraus, die ihre Stimme rauer, tiefer machte.
    Jetzt ging ihr Blick zu ihm. Eindringlich sah sie ihn an. Ihre Blicke trafen sich über den Tisch hinweg, weckten Erinnerungen, fingen Feuer. Ihrer wirkte fordernd. Missbilligend, dachte er. Weil er ihr nicht half. Er verteidigte sie nicht. Vielmehr saß er nur da und sagte nichts, während Bradford über sie herfiel.
    So war er nun einmal. Nur der Schatten eines Mannes, ganz egal, wie viel Reichtum er angehäuft hatte, wie viel Macht er besaß.
    Trotz dieser Erkenntnis blieb Theo stumm. Mit hochgezogenen Brauen sah er Becca an, um sie zu ermutigen weiterzumachen. Er wusste, dass sie es konnte. Mehr als das. Sie brauchte ihn nicht einmal. Kämpfe, dachte er. Gewinne! Ihre Augen verdunkelten sich, als sie in seiner Miene las. Ihr Mund wurde zu einem Strich. Aber er wusste, dass sie verstanden hatte, als sie leicht nickte, ehe sie sich wieder abwandte.
    „Es wäre besser gewesen“, sagte Bradford in seiner tödlichen Art, die alles, was ihm im Weg stand, vernichtete, „wenn du nicht geboren worden wärest. Du hast das Leben meiner Schwester zerstört.“
    Becca starrte ihn einen Moment an. Einzig ihre plötzlich blassen Wangen zeigten, dass sie Bradfords Tiefschlag mitbekommen hatte. Doch Theo sah auch den Schmerz in ihrem Blick, die Enttäuschung und einen Anflug von Resignation, der ihn am meisten schmerzte.
    Seine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten.
    Aber trotzdem war es immer noch ihre Schlacht.
    „Das ist nicht meine Ansicht“, sagte Bradford beinahe weich, „sondern eine Tatsache.“
    Becca schob ihren Stuhl zurück, stand auf und warf ihre Serviette auf den Tisch, jeder Zoll von ihr ein Abbild von Eleganz. Theo wurde in diesem Moment bewusst, dass sie nicht nur die schönste Frau war, die er je kennengelernt hatte, sondern auch die wertvollste. Und vor allem verstand er eins: Dass er sie verlieren würde.
    Vielleicht hatte er das bereits.
    „Ich dachte immer, dass meine Mutter übertreibt“, sagte Becca

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