Julia Extra Band 366
in ihr dagegen aufbegehrte. Er ließ sie los, und seine Gestalt verschwamm hinter ihren Tränen, ehe sie sich umdrehte und entschlossen auf den Eingang zusteuerte.
Sie würde es schaffen. Irgendwie.
Als er erneut ihren Namen rief, versteifte sie sich, drehte sich jedoch nicht um. Sie war nur noch ein paar Schritte entfernt von dem rotem Teppich und wusste doch nicht, wie viel sie von all dem noch würde ertragen können. Bereits jetzt hatte sie tiefe Wunden davongetragen, die zweifellos nie wieder verheilen würden.
Sie konnte nicht noch mehr ertragen. Es ging einfach nicht.
Als er wieder ihren Namen rief, diesmal näher bei ihr, drehte sie sich um, ihre Nerven zum Zerreißen angespannt.
„Nicht noch einmal!“, sagte sie scharf und stieß mit dem Finger gegen seine Brust. „Die Sache ist ohnehin schon schwer genug, auch ohne dass du es mir noch hundert Mal schwerer machst. Entweder lässt du mich hineingehen und selbst damit zurechtkommen, oder …“
„Nein“, sagte Theo. „Geh nicht da rein.“
Glücklich sah er bei seinen Worten allerdings nicht aus. Auch nicht gequält oder von grimmiger Entschlossenheit erfüllt. Er wirkte eher wie betäubt, und sie folgte seinem Blick, der auf das Handy in seiner Hand gerichtet war.
„Was ist denn?“, fragte ist. „Was ist passiert?“
Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht und als er endlich ihrem Blick begegnete, schien er meilenweit entfernt. So unerreichbar wie zu Anfang. Becca schluckte schwer.
„Es geht um Larissa“, sagte Theo in einem Ton, als könnte er seinen eigenen Worten nicht glauben. „Sie ist gerade aufgewacht.“
13. KAPITEL
Larissas Zimmer war erfüllt von Stimmen. Becca sah Ärzte und Schwestern geschäftig hin und her laufen und hörte sie unentwegt Fragen stellen, während Bradford und Helen schweigend und wachsam in dem kleinen Warteraum saßen. Als Becca und Theo eintraten, stand blankes Entsetzen auf ihren Gesichtern.
„Gott im Himmel!“, rief Bradford. „Warum bringst du diese Kreatur hierher? Ausgerechnet jetzt?“
In diesem Augenblick wurde Becca voller Schreck bewusst, dass es makaber war, wie die Frau gekleidet zu sein, deren Tod jeder erwartet hatte.
Während der Fahrt hierher hatte sie daran nicht gedacht. Vielmehr hatten sie und Theo in angespanntem, nachdenklichem Schweigen dagesessen. Sie hätte nicht einmal sagen können, was er dachte, und hatte Angst gehabt zu fragen. In ihrem Kopf jedoch drehte sich alles. Was hatte das zu bedeuten? Das weißt du ganz genau, hatte ihre praktisch veranlagte innere Stimme gesagt. Du willst es nur nicht wahrhaben.
Es ging um Emilys Zukunft und um das Geld, das sie erhalten sollte. Aber all das trat in den Hintergrund. Denn sie wollte nur eines wissen – was dies für Theo bedeutete. Für Theo, und für sie selbst. Und, Gott helfe ihr, für sie beide.
Wenn Larissa aus dem Koma erwacht war, hieß das, dass Theo immer noch mit ihr verlobt war. Und das machte all das, was zwischen ihnen geschehen war, schmutzig und falsch. Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um. Es war eine Sache gewesen, als Larissa praktisch schon tot gewesen war. Aber jetzt …
Becca war keine Frau, die einfach mit einem gebundenen Mann ins Bett sprang. Allein die Vorstellung ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Doch auf der Fahrt im Wagen war sie unweigerlich zu dem Schluss gekommen, dass sie trotz all ihrer Vorsätze zu dieser Frau geworden war. Wie konnte sie die anderen da als korrupt bezeichnen, wenn sie selbst nicht besser war?
„Ich verstehe das nicht.“ Theos raue Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. „Wie ist das möglich?“
„Es ist ein Wunder“, gab Helen in heuchlerischem Ton zurück. „Anders kann man es nicht bezeichnen.“
„Mir ist egal, wie du es nennst“, schnauzte Bradford, und der Blick, den er Becca zuwarf, war hasserfüllt. Ihr lief es kalt über den Rücken, zumal er nun eine wegwerfende Handbewegung in ihre Richtung machte. „Jedenfalls bedeutet es, dass wir nun dieses Chaos loswerden und die Sache auf anständige Weise regeln können. So wie es von Anfang an hätte geschehen sollen, ohne Außenstehende einzubeziehen.“
„Darin bist du ja gut, Unerwünschtes loszuwerden, nicht wahr?“, meinte Becca, die sich nicht einfach abservieren lassen wollte.
„Du bist nichts als Gesindel“, sagte Bradford mit dieser aufgesetzt freundlichen Stimme, die ihn umso bedrohlicher und erschreckender machte. „Gesindel mit dem Gesicht meiner Tochter.“
„Sieh
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