Julia Extra Band 367
D’Angelo hatte den Entschluss gefasst, sich zu nehmen, was er haben wollte. Egal, wie sehr Lily Scott versuchen würde, sich ihm zu widersetzen, sie würde schon bald in seinem Bett liegen. Sie war schließlich auch nur ein Mensch …
4. KAPITEL
Kaum zu Hause angekommen, fragte Lily sich, wie sie so dumm hatte sein können, die Einladung anzunehmen. Eigentlich hätte sie sofort Ciro D’Angelo anrufen und ihm sagen müssen, dass sie es sich anders überlegt hätte. Aber welchen vernünftigen Grund hätte sie dafür anführen können? Wie hätte sie vor ihm dagestanden?
Tut mir leid, Ciro, aber Sie wecken in mir Gefühle, die ich mir für immer verboten habe. Wenn ich Sie nur ansehe, vergehe ich vor Verlangen – und so dumm bin ich nicht, dieser Schwäche zu erliegen. Nicht mehr.
Selbst wenn sie sich dazu überwunden hätte, blieb ihr gar keine Zeit für einen solchen Anruf, weil zunächst Suzy in ihr Zimmer kam und sie ärgerlich mit Fragen löcherte, warum Ciro D’Angelo überhaupt mit ihr ausgehen wollte. Und kaum war sie ihre Stiefmutter losgeworden und stand unter der Dusche, musste sie sich hastig ein Badetuch umwickeln und tropfnass ans Telefon eilen, weil ihr Bruder aus dem Internat anrief. Jonny liebte das alte Gutshaus noch mehr als sie, weshalb Lily sich alle Mühe gab, ihm einzureden, dass er sich auch in ihrer neuen kleinen Wohnung sehr wohlfühlen würde. Auf keinen Fall wollte sie ihn ihre eigenen Sorgen spüren lassen, denn er hat mit seinen sechzehn Jahren schon genug ertragen müssen.
Als sie endlich auflegte, war es nicht mehr weit bis acht Uhr und ihr blieb gerade noch Zeit, einen Hauch von Lippenstift aufzutragen und sich die noch feuchten Locken hochzustecken. Nach kurzem Zögern entschied sie sich für ein dunkelblaues Kleid, das ihr bislang noch immer zu guter Laune verholfen hatte. Sie hatte es sich nach einem nostalgischen Schnittmuster im Stil der femininen Mode der fünfziger Jahre selbst geschneidert, ein Stil, der besonders gut zu ihren weiblichen Rundungen und ihrer Wespentaille passte. Trotz des eng anliegenden Oberteils mit dem reizvollen Herzdekolleté wirkte es mit seinem weiten, fast knöchellangen Rock eher dezent, worauf sie an diesem Abend besonderen Wert legte. Denn sie hatte nicht die Absicht, bei Ciro D’Angelo womöglich den völlig falschen Eindruck zu erwecken, dass sie, wie vermutlich alle anderen Frauen, auf den kleinsten Wink in seine Arme – und in sein Bett – sinken würde.
Sobald sie seinen Sportwagen vorfahren hörte, nahm sie rasch ihre Handtasche und eilte an ihrer Stiefmutter vorbei, die wie ein übelgelaunter Wachhund neben der Haustür wartete.
„Weißt du eigentlich, was das für ein Mann ist?“, fragte Suzy scharf.
„Sicher wirst du es mir gleich sagen.“
„Ein Milliardär, der rund um den Globus berühmt ist für seine Eroberungen! Ein Mann, der sich nur mit Topmodels und reichen Erbinnen umgibt! Kannst du mir mal verraten, wie du in solche Kreise passt?“ Suzy ließ die Hand über ihren kurzen Rock gleiten, der ihre zweifellos wohlgeformten Beine vorteilhaft zur Geltung brachte, und fügte kokett hinzu: „Liebe Güte, er steht ja mir altersmäßig näher als dir!“
Lily öffnete die Haustür. Ist es so? Vermutlich … Wie alt mochte Ciro D’Angelo sein? Mitte dreißig? Und Suzy war gerade vierzig. Plötzlich stand Lily in beunruhigender Klarheit ein erschreckendes Bild vor Augen: ihre schöne Stiefmutter, die sich Ciro in die Arme warf und die Finger mit den langen, makellos manikürten feuerroten Nägeln in sein dichtes schwarzes Haar krallte. Eine Vorstellung, bei der es Lily ganz schlecht wurde. „Was willst du damit sagen?“
„Er ist einige Nummern zu groß für dich!“ Suzy lächelte gekünstelt. „Ich will dich ja nur schützen, Lily, denn ich möchte auf keinen Fall, dass man dir wehtut.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Lily leise und zog dir Tür hinter sich zu.
Mit zittrigen Knien ging sie über die mit Kies bedeckte Auffahrt auf Ciro zu, der gerade aus seinem Cabrio stieg. Und obwohl sie den Motiven ihrer Stiefmutter tief misstraute, begriff Lily in diesem Moment, was Suzy gemeint hatte. Einige Nummern zu groß für sie? Liebe Güte, im goldenen Licht der Abendsonne, bekleidet mit einem teuren Maßanzug schien er geradewegs von einem anderen Planeten zu stammen!
Und dennoch glich er auch nicht dem erfahrenen Verführer, den Suzy beschrieben hatte, sondern blickte ihr mit einem so gewinnenden Lächeln
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