Julia Extra Band 367
„Dann kann sie mir immer noch diesen Piers zuteilen. Anscheinend ist er bereit, sich meiner zu erbarmen“, fügte ich düster hinzu.
„Er wird sich sogar darauf freuen, wenn Saffron ihm erzählt, dass du mich als Sexspielzeug benutzt.“
„Das wird sie ihm wohl kaum verraten.“ Ich verzog den Mund. „Ich höre sie förmlich reden: Frith ist schon älter und ziemlich exzentrisch. Sie ist sogar berufstätig, aber wenn du es ertragen könntest, mit ihr gesehen zu werden, Schatz, sorge ich dafür, dass du auf die Titelseite von Glitz kommst …“
„Du solltest nicht mit einem Typen hingehen, den man bestechen muss, damit er dich begleitet“, erklärte George energisch.
„Es ist immer noch besser, als meinem Vater zugeteilt zu werden. Und ich will auf keinen Fall der Grund dafür sein, dass Saffron ihre Sitzordnung über den Haufen wirft“, fuhr ich fort. „Diese Hochzeit ist ihr so wichtig, dass ich bereit bin, mich für einen Tag demütigen zu lassen.“
„Oder du gehst mit mir hin“, meinte er.
„Das war ein Witz!“
„Natürlich. Aber warum eigentlich nicht?“
Erstaunt blickte ich ihn an. „Ich kann dich unmöglich darum bitten! Es wird der reinste Horror! Mein Vater hat mehr als eine Million Pfund für die Hochzeit lockergemacht.“
„Das stört mich nicht“, erklärte George. „Ich kann mich überall amüsieren. Und ich verspreche, mich nicht danebenzubenehmen.“
Ich konnte es nicht fassen. Er war so selbstsicher. Und er würde sich von den ganzen Promis und dem Blitzlichtgewitter nicht einschüchtern lassen.
Forschend betrachtete ich ihn – seine strahlend blauen Augen, die hochgezogenen Brauen, das Grübchen in seiner Wange, bei dessen Anblick mein Herz immer schneller schlug. Er war umwerfend, anders konnte man es nicht nennen.
Was mich betraf, so gab ich mich keinen Illusionen hin. Ich war zwar nicht hässlich, aber auch keine Schönheit. Anders als meine Schwester war ich nur durchschnittlich. Durchschnittlich, praktisch veranlagt und ziemlich zickig. Also nicht der Typ Frau, mit dem umwerfende Männer das Wochenende verbringen wollten.
Das hatte auch Charles unmissverständlich klargestellt.
„Warum solltest du das tun?“, hakte ich nach, und George lächelte über meinen argwöhnischen Unterton.
„Ich möchte nicht, dass du meinen Ruf als heißblütiger Liebhaber zerstörst.“ Als ich ihn nur ansah, rückte er mit dem Stuhl nach vorn. „Na gut, wenn du möchtest, könntest du dich bei mir revanchieren.“
„Inwiefern?“
„Ich hatte dir ja von meiner Großmutter erzählt.“ Er zögerte kurz. „Im Juni wird sie neunzig. Sie feiert ihren Geburtstag im Kreis der Familie und möchte, dass ich auch komme.“
Ich konnte mir vorstellen, wie schwer ihm das fallen würde. „Und? Gehst du hin?“
„Ich muss. Letitias Haus war der einzige Ort, an dem ich mich je geborgen gefühlt habe. Sie war wundervoll zu Harry und mir. Ich werde hinfahren, aber es wird mir nicht leichtfallen. Ich habe keine Ahnung, ob meine Eltern und Harry überhaupt wissen, dass sie mich eingeladen hat.“
„Das verstehe ich.“ Offenbar musste er etwas Schlimmes getan haben, wenn seine Eltern und sein Bruder ihm nicht verzeihen konnten. „Aber was habe ich damit zu tun?“
Zum ersten Mal, seit ich ihm begegnet war, wirkte George unsicher. Er stand auf und ging zum Fenster, gegen das immer noch der Regen prasselte.
„Mir ist gerade in den Sinn gekommen, dass es sie sehr glücklich machen würde, wenn ich mit dir auftauchen würde.“
„Mit mir ?“, hakte ich verblüfft nach.
„Letitia würde dich mögen“, erwiderte er. „Meine bisherigen Freundinnen hat sie alle abgelehnt. Ich dachte, sie würde Annabel mögen. Aber nachdem Annabel die Verlobung gelöst hatte, hat Letitia gesagt, ich könne mich glücklich schätzen, weil sie kein Rückgrat habe.“
„Und das habe ich deiner Meinung nach?“
„Das würde wohl niemand bezweifeln.“ Unter seinem anerkennenden Blick wurde mir ganz warm. Rückgrat zu haben war vielleicht nicht so aufregend, wie sexy und witzig zu sein, doch es war durchaus ein Kompliment.
„Damals hat Letitia ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass ich eine vernünftige Frau heirate, damit sie glücklich sterben kann“, fuhr George fort. „Wenn sie glaubt, ich hätte die Richtige gefunden, wäre es wohl das schönste Geschenk für sie. Eine Frau wie dich, Frith.“ Er sah mir in die Augen.
Vernünftig. Das war ich. Aber genauso gut hätte er mich als
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