Julia Extra Band 367
unpersönliches Hotelzimmer anmutete. Immer wenn ich die Tür öffnete und mich abgesehen von dem monotonen Geräusch der Klimaanlage nur Stille begrüßte, fühlte ich mich noch einsamer.
Vor dem Haus stand eine dunkle Limousine, und stirnrunzelnd parkte ich meinen Pick-up dahinter. Als ich ausstieg und einen Blick auf den Fahrer warf, erstarrte ich. Er hatte helles Haar wie George, breite Schultern wie George …
Als er dann die Tür öffnete und ebenfalls ausstieg, wurde mir schwindlig. Er konnte es nicht sein.
Aber er war es. Und er wirkte ungewohnt nervös. Er nahm seine Sonnenbrille ab und sah mich an, und nachdem mein Herz zuerst einen Schlag ausgesetzt hatte, begann es nun zu rasen.
„George“, brachte ich hervor.
„Hallo, Frith.“
Ohne nachzudenken, warf ich mich ihm in die Arme. Zuerst hielten wir uns nur fest. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass er wirklich da war. „George. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.“
„Ich habe dich schrecklich vermisst“, gestand er leise, die Lippen an meinem Haar.
Erst nach einer Weile löste ich mich von ihm. „Was machst du hier? Nein, warte“, fuhr ich fort, als er antworten wollte. „Lass uns reingehen. Es ist zu heiß hier.“
Nachdem ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte, lehnte ich mich dagegen, weil ich ganz weiche Knie hatte. „Was machst du hier?“
George antwortete nicht sofort, sondern blickte sich erst in dem unpersönlich wirkenden Raum um. „Wie ist dein Job?“, erkundigte er sich.
„Gut. Es macht Spaß. Genau das wollte ich ja immer.“
„Ich weiß.“
Einen Moment lang hörte man nur das Geräusch der Klimaanlage.
„Und wie läuft es in Whellerby?“, fragte ich schließlich.
„Gut. Saffron und Roly wollen nächsten Sommer heiraten. Ich soll Trauzeuge sein und du Brautjungfer.“
„Ich weiß nicht, ob ich noch eine von Saffrons Hochzeiten überstehen kann.“
„Diesmal will sie sich nur im kleinen Kreis trauen lassen, in der Kirche von Whellerby. Roly ist überglücklich, wie du dir sicher vorstellen kannst.“
„Und Saffron?“, hakte ich skeptisch nach.
„Sie auch. Die beiden passen wirklich gut zusammen.“
„Roly wird sie anhimmeln, und sie wird es genießen.“
„Ich freue mich natürlich für die beiden, aber ich vermisse dich“, gestand George. Dann kam er zu mir und zog mich wieder an sich. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.“
„Du fehlst mir auch“, erwiderte ich. Gleich würde er mich bitten zurückzukommen, und ich würde Nein sagen müssen. Ich konnte jetzt nicht alles hinwerfen.
„Ich werde dich nicht bitten, nach England zurückzukehren“, eröffnete er mir, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich war bitter enttäuscht, ließ es mir aber nicht anmerken. „Und warum bist du dann hier?“
„Ich habe ein Vorstellungsgespräch.“
„Wie bitte?“, fragte ich fassungslos.
„Für einen Job.“
„Aber … das Anwesen … die Pferde …“
„Saffron wird sich um Mabel kümmern“, erwiderte George. „Meine Familie hat mir offenbar ‚verziehen‘ und mir Geld geboten, damit ich eine Einrichtung für verhaltensauffällige Pferde gründen kann, aber ich will es nicht annehmen. Wenn ich den Job hier bekomme, kann ich gutes Geld verdienen und hätte dann das Startkapital. Harry hat mir das Vorstellungsgespräch vermittelt.“
„Und um was für einen Job handelt es sich?“, hakte ich verwirrt nach.
„Ich hatte es ganz vergessen, aber der Sultan von Shofrar ist mit Harry zur Schule gegangen. Sie haben sich vor Kurzem zufällig geschäftlich in London getroffen, und der Sultan hat Harry erzählt, dass er ein Gestüt gründen will. Die Araber aus Shofrar waren einmal sehr bekannt, und er möchte sie wieder züchten. Er sagte, er würde einen Berater suchen, und Harry hat mich vorgeschlagen … Ich schätze, ich bekomme den Job, wenn ich ihn möchte.“
Noch immer konnte ich es nicht glauben. „Du wolltest doch auf dem Land leben.“
„Nicht ohne dich“, gestand er. „Ich habe es wirklich versucht, Frith, und ich bin durch die Hölle gegangen. Ich habe mir eingeredet, dass ich irgendwann eine andere Frau kennenlerne, aber dann ist mir klar geworden, dass ich nur dich will.“
Unwillkürlich verschränkte ich die Finger mit seinen. „Aber ich bin so … so …“
„Du bist nicht einfach und geradezu besessen von deinen Plänen. Aber du bist diejenige, mit der ich mich unterhalten möchte, wenn ich abends nach Hause komme. Wenn ich dich in den Armen
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