Julia Extra Band 367
lange nicht mehr. „Die Ärzte sagen, ich darf in vier Wochen wieder anfangen zu arbeiten. Und da du es ja nicht erwarten kannst, nach Shofrar zu fliegen, kann ich sie bestimmt davon überzeugen, dass es auch schon in drei Wochen geht. Heiratet dann nicht auch deine Schwester? Ruf mich bitte an, damit wir alles besprechen können.“
Einen Moment lang herrschte Stille. George stand regungslos da. Dann nahm er eine Bierdose aus dem Kühlschrank, schloss die Tür und richtete sich langsam auf.
„Das sind ja gute Neuigkeiten“, meinte er.
„Wie bitte?“
„Dass es Hugh besser geht.“
„Oh … ja, das ist toll“, erwiderte ich, während Panik in mir aufstieg. In einem Monat muss ich mich von George verabschieden.
Wieder herrschte angespanntes Schweigen. Schließlich stellte George die Bierdose weg und kam zu mir, um mich an sich zu ziehen. „He, wir wussten doch, dass es nicht ewig dauern würde, oder?“
Ich nickte stumm, während ich ihm die Arme um die Taille legte. Mir war nur nicht klar gewesen, wie ich mich dabei fühlen würde.
„Es ist viel besser, Lebewohl zu sagen, wenn es gut läuft“, brachte ich hervor. „Du würdest dich bald mit mir langweilen.“
„Bestimmt“, bestätigte er.
Ich löste mich ein wenig von ihm, um zu ihm aufzublicken. „Meinst du, du hältst es noch einen Monat mit mir aus?“
George tat so, als würde er nachdenken. „Ich glaube schon.“
„Dann begleitest du mich also zu Saffrons Hochzeit?“
„Natürlich!“ Verzweifelt schüttelte er mich ein wenig. „Wir werden das Beste aus diesen vier Wochen machen. Wir gehen zusammen zur Hochzeit, und dann trittst du deinen Job in Shofrar an, wie du es geplant hattest.“
Also schrieb ich eine E-Mail, in der ich ankündigte, dass ich den Job in Shofrar in sechs Wochen antreten würde. Mit Hugh vereinbarte ich, dass er in der Woche vor der Hochzeit übernehmen würde. Ich hatte Saffron schon versprochen, ihr in den Tagen davor zu helfen. Nach der Feier würde ich mit George hierher zurückkehren, um zu packen und noch eine Woche mit ihm zu verbringen, und dann nach Shofrar fliegen, um Phase zwei meines Planes einzuläuten.
Alles lief perfekt. Ich hätte überglücklich sein müssen.
Und ich schaffte es auch, es mir einzureden.
Drei Wochen später saß ich im Zug nach London, nachdem George mich zum Bahnhof in York gebracht hatte. Während der Fahrt musste ich an die bevorstehende Begegnung mit meinem Vater denken. Als ich kurz darauf an die Tür seines luxuriösen Hauses in Knightsbridge klopfte, wünschte ich, George wäre bei mir. Einige Paparazzi warteten auf dem Bürgersteig, interessierten sich allerdings nicht für mich, weil sie mich vermutlich für irgendeine Angestellte hielten.
Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als der Butler mich einließ. „Ist mein Vater da?“, erkundigte ich mich.
Ich musste in der Eingangshalle warten, während er mit der Assistentin meines Vaters sprach, die wenige Minuten später erschien.
„Ihr Vater kann Sie jetzt empfangen.“
Ich fragte mich, ob er mich bewusst hatte warten lassen, um mich daran zu erinnern, wer hier das Sagen hatte.
Mein Vater stand an seinem Schreibtisch und studierte gerade ein Dokument, blickte mich aber über seine Lesebrille hinweg an, als ich das Arbeitszimmer betrat. Vor sechs Jahren war ich das letzte Mal hier gewesen und hatte ihn gebeten, zu meiner Abschlussfeier zu kommen. Er sah älter aus, aber er war immer noch kräftig und besaß dieselbe starke Ausstrahlung, die ich so lange gleichermaßen bewundert und gefürchtet hatte.
Nun legte er das Dokument weg und kam argwöhnisch um den Schreibtisch herum.
„Frith“, begrüßte er mich mit unergründlicher Miene.
Er machte keine Anstalten, mich zu küssen, und plötzlich sah ich jenes kleine Mädchen vor mir, das vor Begeisterung gehüpft war, wenn es ihn ins Haus hatte kommen hören. Damals hatte ich mich ihm immer in die Arme geworfen, und er hatte mich lachend hochgehoben.
„Hallo, Dad.“ Die Kehle war mir wie zugeschnürt.
„Wie geht es dir?“
„Gut. Ich habe einen neuen Job.“
Bevor er etwas erwidern konnte, kam Saffron hereingestürmt.
„Da bist du ja endlich, Frith!“, rief sie überspannt. „Und wo steckt George? Ich kann es gar nicht erwarten, dir dein Kleid zu zeigen!“ Stürmisch umarmte sie mich.
„Wer ist George?“, hakte mein Vater nach.
„Ein Freund“, sagte ich steif und wünschte, George wäre bei mir.
„Er ist mehr als das, Daddy. Frith ist
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