Julia Extra Band 367
brüllte er. „Soll das ein schlechter Witz sein?“
Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Sie ist abgereist.“
„Aber … aber …“ Entsetzt beobachtete ich, wie sich sein Gesicht verzerrte, er sich an die Brust fasste und auf mich zu taumelte.
Ich wusste nicht, was ich ohne George getan hätte. Während ich in Panik geriet, rief er einen Arzt und nahm Jax und den Trauzeugen beiseite, damit ich ihnen die schlechte Nachricht überbringen konnte.
Jax reagierte erwartungsgemäß wütend, schien sich allerdings mehr darüber zu ärgern, dass er nun kein Geld von Glitz bekommen würde.
Nachdem wir die Gäste und die Reporter informiert hatten, setzte ich mich zu meinem Vater. Den Angaben des Arztes zufolge hatte er zum Glück keinen Herzinfarkt erlitten, sondern nur einen Schwächeanfall. Sein Gesicht war immer noch aschfahl, als ich mich über ihn beugte.
„Saffron ist für eine Weile aufs Land gefahren“, informierte ich ihn. „Es geht ihr gut.“
„Warum hat sie das getan? Ich dachte, sie wollte diese Hochzeit.“ Krampfhaft umklammerte er die Decke, die ich über ihn gebreitet hatte.
„Es ist besser, die Hochzeit abzublasen, als sich später scheiden zu lassen“, sagte ich.
„Ist das alles etwa meine Schuld?“ Noch nie hatte ich ihn so reden hören. „Ich wollte doch nur, dass sie glücklich ist.“
Er klang so deprimiert, dass ich spontan die Hand auf seine legte. „Das weiß ich, Dad.“
Nach einem Moment drehte er die Hand um und umfasste meine. „Du wirst es mir nicht glauben, aber ich möchte auch, dass du glücklich bist.“
Seine Worte schnürten mir die Kehle zu. „Das bin ich“, brachte ich schließlich hervor.
„Mit diesem George?“
Ich schluckte. „Im Moment ja.“
Da Saffron vorerst nicht nach London zurückkehren konnte und seine Freundin es offenbar nicht für nötig hielt, an seiner Seite zu sein, begleitete ich meinen Vater nach Hause. Er wäre zwar nicht allein gewesen, weil er ständig von einem Tross von Angestellten umgeben war, doch er wirkte plötzlich so alt und mitgenommen, dass ich es nicht übers Herz brachte, mich von ihm zu verabschieden.
So unterhielten wir uns zwangsläufig miteinander. Obwohl unsere Meinungen immer auseinandergingen, waren unsere Gespräche wenigstens nie langweilig. Dad konnte einfach nicht hinnehmen, dass ich kein Geld von ihm haben wollte.
„Ich lasse mich nicht von dir kaufen“, sagte ich ihm einmal verzweifelt. „Das hast du immer versucht.“
„Ich wollte doch nur von dir gebraucht werden.“
Offenbar ging es ihm ziemlich schlecht, sonst hätte er so etwas nie gesagt.
„Ich habe dich gebraucht, Dad“, gestand ich nach einer Weile. „Aber dich als Vater und nicht dein Geld. Und das tue ich immer noch.“
Er antwortete nicht darauf, doch als ich mich bald darauf von ihm verabschiedete, nahm er mich schweigend in den Arm und drückte mich. Als ich mich von ihm löste, war ich den Tränen nahe.
„Meldest du dich bei mir und berichtest, wie es in Shofrar läuft?“, fragte er.
„Mache ich“, versprach ich, und dann presste er die Lippen zusammen, genau wie ich es immer tat, wenn ich nicht weinen wollte.
„Ich freue mich darauf“, sagte er nach einem Moment. „Danke, Frith.“
Ich nahm kein Geld von meinem Vater an, ließ mich allerdings von seinem Chauffeur nach Whellerby bringen. Die Woche, die ich mit George hatte verbringen wollen, war fast vorüber. Mir blieben nur noch zwei Tage für einen letzten Besuch auf der Baustelle und fürs Abschiednehmen.
Vielleicht war das auch gut so, denn während der Rückfahrt hatte ich das trügerische Gefühl verspürt, nach Hause zu kommen. George hatte gekocht und auch Saffron und Roly eingeladen. Zu meiner Überraschung begeisterte meine Schwester sich zusehends für das Landleben. Ich wurde aus ihrer Beziehung zu Roly nicht schlau, doch sie wirkte glücklich.
Sie konnte überhaupt nicht verstehen, warum ich abreisen wollte. „Weißt du eigentlich, was du an George hast? Er ist ein netter Mann und liebt dich. Und du liebst ihn auch.“
„Ich brauche mehr als Liebe, Saffron“, belehrte ich sie. „Und für mich gibt es hier jetzt nichts mehr zu tun. George versteht das.“
Das behauptete er zumindest. Natürlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt zu bleiben, doch ich brauchte meine Arbeit, und deshalb würde ich den nächsten Schritt vollziehen.
„Und du gehörst hierher“, sagte ich am letzten Abend zu George. „Du hast dir immer gewünscht, mit Pferden zu
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