Julia Extra Band 367
Rede gestellt, ob er in den Armen einer anderen Frau Zuflucht gesucht hatte. Doch ihr war klar, dass unangebrachte Gefühlsausbrüche und unbegründete Ängste in dieser Situation nicht hilfreich waren. Wenn es irgendeine Hoffnung gab, die Sache noch zu retten, dann nur, wenn sie ruhig blieb. Sie musste Ciro zeigen, dass sie immer noch stark war. Und vor allem, dass er ihr etwas bedeutete.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
„Warum?“
„Weil du außer dir vor Wut warst. In dem Zustand hättest du leicht einen Unfall bauen können.“
„Und hätte das die Sache für dich nicht entschieden erleichtert?“, fragte er kalt.
„Erleichtert? Was redest du da?“
„Milliardenschwerer Bräutigam stürzt mit dem Auto von der Küstenstraße“, fuhr er im sachlichen Ton eines Radioreporters fort. „Innerhalb von weniger als vierundzwanzig Stunden wurde seine Braut zur Witwe.“
„Ciro! Wie kannst du so etwas Schreckliches …“
„Das entscheidende Wort ist natürlich ‚milliardenschwer‘“, unterbrach er sie unbeirrt. „Die Witwe bekommt alles … das Geld, das Haus, das Aktienpaket. Wäre das nicht die perfekte Lösung, Lily? Immerhin warst du schon bereit, mir etwas vorzuspielen, um dir einen reichen Mann zu angeln. Vielleicht hast du ja auch darauf gehofft, lieber früher als später an mein Geld zu kommen?“
„Hör auf!“
Er schüttelte den Kopf. „Aber ich muss mir wohl allein die Schuld dafür geben, was passiert ist. Ein einziges Mal in meinem Leben hatte ich Scheuklappen vor den Augen … so sehr, dass ich dir direkt in die süße Falle getappt bin. Wenn ich nur einen Moment überlegt hätte, wäre mir sofort aufgegangen, worauf du aus warst. Du warst so verdammt wild darauf, dir ein Haus und eine Zukunft zu sichern …“
„Und du warst so verdammt wild darauf, der Erste zu sein, der mich bekommt“, entgegnete sie wütend.
„Ja, das war ich.“ Einen Moment lang sah er sie schweigend an. „Ich bin ein erfahrener Mann, der viel in der Welt herumgekommen ist, und normalerweise durchschaue ich jede Täuschung. Aber ich muss zugeben, du hast mich wirklich überlistet. Du warst so … hinreißend, so unglaublich lieb. Als wäre es wirklich das erste Mal für dich.“
„Weil ich es so empfunden habe“, protestierte sie verzweifelt. „Es war so für mich.“
Wie ein Hund, der nach einem Knochen schnappt, ging er begierig auf ihre Worte ein. „Dann hast du also für den anderen, mit dem du verlobt warst, nichts empfunden?“
Sie wich seinem Blick aus. Es wäre so leicht gewesen, zu behaupten, dass sie nichts für Tom empfunden hatte. Aber es wäre gelogen gewesen, und es durften keine Lügen mehr zwischen ihnen stehen. „Doch, natürlich habe ich etwas für ihn empfunden“, antwortete sie leise.
Ciro sprang auf, als hätte sie ihn geschlagen. Der Schmerz traf ihn fast genauso heftig wie gestern, als er entdeckt hatte, dass er nicht der erste Mann in ihrem Bett gewesen war. Er ging zu den hohen Terrassentüren mit dem malerischen Blick auf die Bucht, die jetzt im Licht des Morgengrauens sanft glitzerte.
Alles war ganz anders geplant gewesen. Jetzt hätten sie im Bett liegen und sich lieben sollen. Und später hätten sie auf der Terrasse vor dem malerischsten Panorama der Welt gefrühstückt. Danach hatte er vorgehabt, seine junge Braut mit einer Bootsfahrt entlang der Amalfi-Küste zu überraschen, wo eine Yacht bereitlag, um sie an jeden gewünschten paradiesischen Ort zu bringen.
Und jetzt? Alles fühlte sich leer und nichtig an.
Er drehte sich wieder zu Lily um. Ihre klaren blauen Augen leuchteten in ihrem zarten, blassen Gesicht. Wie wunderschön sie aussah! Er sollte sie einfach auffordern, aus seinem Leben zu verschwinden. Auf der Stelle. Eine schnelle Scheidung. Er würde sie auszahlen. Fertig.
Aber das heiße Verlangen, das ihn bei ihrem Anblick durchzuckte, trübte sein Urteilsvermögen. Ihr Körper sendete verführerische Signale aus, denen er so lange widerstanden hatte, dass er jetzt nicht mehr die Kraft dazu besaß. Langsam ging er auf das Bett zu und blickte auf sie nieder.
„Was hast du vor?“, fragte sie nervös, wobei sie den Ausschnitt des viel zu großen Bademantels krampfhaft zusammenzog.
„Nichts, im Moment. Was willst du denn, dass ich tue?“
Sie wollte, dass er aufhörte, sie so zu mustern … wie ein hungriges Raubtier seine hilflose Beute! „Ich will … dass du mich allein lässt.“
„Nein, das willst du nicht.“
„Doch … ich
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