Julia Extra Band 367
es reiner Zufall, denn Clover Hill war der Öffentlichkeit nicht zugänglich, und Besuchstermine mussten schon lange im Voraus angemeldet werden.
„Kim?“ Reiths Stimme ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken.
Immer noch ganz benommen, blickte sie auf. „Ich weiß nicht, welche gute Fee dir diesen Tipp ins Ohr geflüstert hat, denn dieser Versuchung kann ich wirklich nicht widerstehen. Natürlich nehme ich die Einladung an. Schon immer wollte ich Clover Hill mit eigenen Augen sehen.“
„Du verstehst offensichtlich etwas von Pferden“, stellte er fest.
„Einiges.“ Kim nickte. „Ich reite seit meinem sechsten Lebensjahr, und meine Eltern halten Rennpferde. Aber da fällt mir etwas ein, Penny wird morgen aus der Klinik entlassen! Sie wird zwar von ihrer Mutter versorgt, und ihr Mann ist auch da, trotzdem möchte ich sie unbedingt besuchen. Ich kann also erst ab Mittag.“
Reith schob den Teller beiseite und lehnte sich zurück. „Freundschaften sind dir anscheinend äußerst wichtig.“
Sie legte den Kopf zurück. „Ja. Falls das …“
„Nein“, unterbrach er sie lächelnd. „Es ist kein Problem für mich. Wäre dir zwei Uhr recht?“
Kim strahlte vor Freude. „Abgemacht.“
Ihre Eltern hatten sich bereits schlafen gelegt, als Kim nach Hause kam. So traf sie ihre Mutter erst am folgenden Morgen, als diese gerade das Schlafzimmer ihres Mannes verließ – die beiden hatten getrennte Schlafzimmer.
„Dein Vater fühlt sich heute nicht“, erklärte Fiona Theron und zog die Tür hinter sich zu. „Er möchte im Bett bleiben.“
„War der Arzt schon da?“
„Nein, das wäre übertrieben.“ Fiona zupfte an ihrem seidenen Morgenmantel. „Ich kümmere mich schon um ihn. Und was hast du gestern den ganzen Tag getrieben?“ Sie hakte ihre Tochter ein und ging mit ihr die Treppe hinunter ins Frühstückszimmer.
„Dies und das“, antwortete Kim ausweichend, wusste jedoch aus Erfahrung, dass sich ihre Mutter damit nicht zufriedengeben würde. Deshalb erzählte sie ausführlich von Penny und ihrem Baby. Reith Richardson hätte sie um nichts in der Welt erwähnt.
Fiona hatte ihren Teller beiseitegeschoben und trank nur Kaffee. So sehr Mary, die Haushälterin, sie auch drängte, wenigstens etwas Toast zu essen, schüttelte sie nur den Kopf.
Kim runzelte die Stirn. „Du machst doch wohl keine Diät, Mum? Das hast du bei deiner Figur doch wirklich nicht nötig!“
„Ich habe im Moment einfach keinen Appetit.“ Geschickt wechselte Fiona das Thema. „Du fährst morgen zurück nach Esperance, bleibt es dabei?“
„Ja.“ Kim gab Sunny Bob ein Stückchen Schinken. „Aber bald gibt es ja Ferien, dann bin ich ganze vier Wochen hier.“
„Wie schön.“ Das klang so lahm, dass Kim aufblickte. Doch ehe sie etwas sagen konnte, rief ihr Vater von oben nach Fiona.
„Soll ich wirklich nicht den Arzt rufen?“, fragte Kim.
„Nein, nein, so schlimm ist es wirklich nicht“, antwortete Fiona und machte sich auf den Weg nach oben. „Amüsier dich gut, Darling.“
Clover Hill übertraf Kims kühnste Erwartungen.
Allein der Weg vom Haus durch den Rosengarten zu den Ställen war ein Erlebnis, doch die Vorstellung der Jährlinge weckte in Kim wahre Begeisterungsstürme.
Mit Reith und dem Gestütsleiter saß sie auf einer kleinen Bühne mitten im Showring. Während der alte, erfahrene Mann ihnen die jeweiligen Stammbäume der Jährlinge erläuterte, tobten diese um sie herum. Die meisten wirkten noch wie staksige Fohlen, doch bei einigen waren die Anlagen durchaus schon zu erkennen.
„Willst du kaufen?“, fragte Kim, nachdem sie wieder allein waren.
Nach der Führung durch die Ställe hatte ihnen der Gestütsleiter empfohlen, sich auch noch die Stutenweiden anzusehen. Es war ein ungewöhnlich kühler Tag, und Kim war froh, sich für ihre Fliegerjacke aus dunkelblauem Nappaleder entschieden zu haben. Auch Reith trug eine Outdoorjacke zu seinen Jeans.
„Nein, noch nicht, sie sind mir noch zu roh. Ich habe zu wenig Erfahrung, um beurteilen zu können, wie sie sich entwickeln. Ich beobachte sie während der Ausbildung und treffe erst in zwei, drei Jahren meine Wahl.“
„Hast du einen eigenen Bereiter?“
„Nein, ich gebe sie zu verschiedenen Trainern, nach Melbourne, Perth oder Sydney, je nachdem.“
„Wie viele Pferde hast du eigentlich?“
Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „So um die zwanzig.“
Kim schluckte. Sie wusste ziemlich genau, was das kosten musste. „Sind viele
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