Julia Extra Band 367
Wohnhaus von Clover Hill führte …
Die folgenden zwei Wochen glichen für Kim gefühlsmäßig einer Achterbahnfahrt. Warum erschien ihr alles so öde und grau, wenn er nicht bei ihr war? Würde sie ihn jemals wiedersehen? Konnte man sich in so kurzer Zeit wirklich so sehr verlieben?
Die letzten Schultage vor den Ferien waren wie gewohnt äußerst hektisch, und so war Kim schließlich froh, endlich wieder in Saldanha zu sein. Ihre Urlaubsstimmung überdauerte jedoch nur einige Tage. Eines Abends kam sie nach Hause und fand ihren Vater bewusstlos auf dem Wohnzimmerteppich.
Sofort kontrollierte sie seinen Puls und lief dann ins Zimmer ihrer Mutter.
„Dad ist gefallen und nicht bei Besinnung!“, stieß sie atemlos hervor. „Wir müssen sofort den Notarzt rufen!“
Erstaunlicherweise blieb Fiona gelassen, spielte lediglich nervös mit den Ringen an ihrer Hand. „Nein, Darling. Dein Vater ist lediglich betrunken.“
Entgeistert sah Kim ihre Mutter an.
Fiona wischte sich eine einsame Träne von der Wange. „Er hat in letzter Zeit ständig zur Flasche gegriffen“, redete sie tonlos weiter. „Wir stehen vor dem Ruin, Sweetheart. Ich habe ihn angefleht, es dir zu sagen, aber er hat immer noch auf ein Wunder gehofft.“
„Das kann ich einfach nicht glauben! Damien … Warum hat Damien mir nichts gesagt?“
Fiona lächelte traurig. „Das wäre zu viel von ihm verlangt, Kim. Dein Bruder … Damien war noch nie ein Geschäftsmann. Pferde, Pferde, immer nur Pferde … Pferde sind sein Leben.“ Laut schluchzend sank sie in sich zusammen.
Am folgenden Morgen um zehn Uhr war es Kim endlich gelungen, die ganze Familie im Wohnzimmer zu einer Aussprache zu versammeln – obwohl sich sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder lieber davor gedrückt hätten.
Frank Theron war ein großer, äußerst stattlicher und immer noch gutaussehender Mann. Doch Kim fiel auf, was ihr bisher entgangen war. Sein Gesicht wirkte aufgedunsen, seine Wangen waren viel zu rot.
„Dad, was ist passiert?“, fragte Kim.
Frank seufzte schwer. „In den letzten fünf Jahren hatten wir einfach Pech. Mehltau an den Rebstöcken, Ernteausfälle durch Unwetter, Waldbrände – von der weltweiten Wirtschaftskrise ganz abgesehen.“ Er schluckte. „Außerdem pflegen wir einen sehr extravaganten Lebensstil, mein Kind.“
Damien schwieg und betrachtete angelegentlich die Spitzen seiner auf Hochglanz polierten Schuhe. Kim dachte an seinen Stall voller Poloponys, an ihren eigenen teuren Sportwagen, den sie zum einundzwanzigsten Geburtstag bekommen hatte, und an das teure Designerkleid, das sie in diesem Moment trug.
„Und was folgt daraus?“, erkundigte sie sich tonlos.
„Daraus folgt, dass ich gezwungen war, das Weingut zum Verkauf anzubieten!“ Hatte Frank bisher anscheinend gleichmütig die Fakten aufgezählt, geriet er jetzt in Wut. „Wir haben ein Angebot erhalten – wenn man es Angebot nennen kann. Von einem unverschämten Emporkömmling, der vergessen hat, wo er herkommt!“
„Das ist wirklich übertrieben, Frank“, wandte Fiona kaum hörbar ein.
„Überhaupt nicht! Was versteht ein Typ wie er von Wein? Wo kommt er überhaupt her? Aus dem tiefsten Outback, von einer gottverlassenen Rinderfarm! In der Hütte eines Viehtreibers ist er geboren worden und wagt es, mir, mir , ein Butterbrot für Balthazar anzubieten!“
„Egal, wo er herkommt. Er hat sich ein Vermögen erarbeitet“, mischte sich jetzt auch Damien ein. Er war ebenso groß wie sein Vater, hatte jedoch die schlanke Figur seiner Mutter geerbt. Niemand, der ihn nicht auf seinem Polopony sah, hätte ihm die Kraft zugetraut, die in seinem sehnigen Körper steckte.
„Erarbeitet – dass ich nicht lache!“ Frank ereiferte sich immer mehr. „Spekuliert hat er und Glück gehabt! Hat eine Mine gekauft, die keiner wollte und die sich dann als wahre Goldgrube entpuppte! Jetzt ist er darauf spezialisiert, marode Unternehmen aufzukaufen, wartet, bis ehrlichen Männern das Wasser bis zum Hals steht, und stürzt sich dann wie ein Aasgeier darauf!“
Kim erstarrte. Ein schrecklicher Verdacht drängte sich ihr auf. „Wie … wie heißt dieser Mann?“
Ihr Vater winkte ab. „Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Kleines. Du hast mit diesem Dreckskerl nichts zu tun.“
Hilfe suchend blickte Kim zu ihrem Bruder. „Dad hat also das Angebot abgelehnt?“
„Ja.“ Damien nickte. „Und jetzt habe ich gestern gehört, dass er Clover Hill gekauft hat. Er wird also Balthazar gar
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