Julia Extra Band 368
Hals über Kopf verlassen hatte – so hatte es laufen sollen. Er hatte sich beweisen wollen, dass sie doch nicht so attraktiv war, wie er es sich in seiner Erinnerung immer wieder ausgemalt hatte, um sich dann erneut seinen Pflichten zu widmen.
Stattdessen wünschte er sich nichts mehr, als Kiki wieder in den Armen zu halten und mit ihr ins Bett zu gehen. Vielleicht hätte er allein aus dem Lift steigen sollen. Aber das hätte die Sache auch nicht besser gemacht.
Die Lifttüren öffneten sich, und Stefano hielt den Arm dazwischen, damit sie nicht wieder zugingen. „Nach dir.“
„Solange es nicht hinter mir her ist“, murmelte sie, und er musste sich ein Lächeln verkneifen.
Das war die Frau, die ihn damals so gefesselt hatte. Mit diesen kleinen Bemerkungen hatte sie ihn immer wieder aufs Neue provoziert und ihn mit ihrem Humor bezaubert. Kiki war unberechenbar und hatte einen hinreißenden Körper.
Er hatte ein Problem, aber sie offenbar auch.
3. KAPITEL
Kiki ging voran in die Suite und sah sich um. Alles wirkte sehr vornehm. Am Vortag hatte sie nicht viel mitbekommen – sie hatte sich zu sehr konzentrieren müssen, beispielsweise auf eine Frau mit allergischem Schock. Oder auf Stefano, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und plötzlich neben ihr gekniet hatte. Oder auf die Erinnerungen, die mit voller Wucht auf sie eingestürmt waren.
Mit dem Rücken zu Stefano blieb Kiki stehen. „Es ist sicher gemütlich, seine Kabine mit einem Ehepaar zu teilen.“
„Sie haben die Suite nebenan, aber die sieht genauso aus.“ Seiner Stimme hörte Kiki an, dass er lächelte. Das Schloss klickte. „Das hier ist meine Kabine.“
Kiki straffte die Schultern und drehte sich zu ihm um. Warum musste er bloß so verdammt gut aussehen? „Lass uns unser kleines Gespräch haben, und dann bin ich hier wieder raus.“
Stefano ignorierte das. Schon wieder. Er trat an die Bar und sah sie an. „Möchtest du was trinken?“
Nein, aber sie hätte gern was in der Hand, mit dem sie rumspielen konnte – oder das sie notfalls werfen könnte.
Langsam ging Kiki zu einem Sessel hinüber. „Sodawasser, bitte.“
„Du warst immer schon wählerisch“, bemerkte er lächelnd.
Sie knirschte mit den Zähnen. „Ja, bis ich dich getroffen habe.“
Natürlich ignorierte er auch das. „Es ist schön, wie dein Temperament mit dir durchgeht, wenn du erregt bist.“ Er schluckte, denn augenblicklich wurde er sich der Doppeldeutigkeit seiner Worte bewusst.
Noch immer lächelnd reichte er ihr ein Glas, und sie nahm es ihm ab, ohne seine Hand zu berühren. Er sah sie an, aber Kiki sah weg. Sie wusste, dass er sie die ganze Zeit musterte, sie spürte seinen Blick.
„Du hast gestern großartig reagiert. Du warst ruhig, kompetent und sicher. Ich wusste, dass du alles im Griff hast.“
Das wollte Kiki nicht hören, wollte nur weg von hier. „Warum kommst du nicht auf den Punkt, Stefano? Was machst du hier auf dem Schiff?“ Oder, was noch viel wichtiger war: Was wollte sie hier in seiner Suite?
Stefano kam näher. „Die Wahrheit?“
Kiki zuckte gleichgültig die Schultern, um zu überspielen, dass sie mit jeder Minute angespannter wurde. „Das wäre doch mal was Neues.“
Jetzt stand er vor ihr. „Ich konnte dich nicht vergessen.“
„Ich bitte dich.“ Hör auf damit, flehte sie innerlich. „Dafür hast du neun Monate gebraucht?“ Kurz zuckte sie zusammen und lehnte sich zurück. Sie konnte sein Rasierwasser riechen und musste insgeheim zustimmen, dass die meisten Erinnerungen über den Geruchssinn transportiert wurden.
Stefano sah zu Boden. „Ich habe dich gesucht.“
„Dann warst du nicht sehr gut darin, nicht wahr?“ Nach seinem Verschwinden hatte sie noch weitere fünf Monate in der Wohnung gewohnt. Gewartet und gehofft, dass er wenigstens anrufen würde. Aber schließlich hatte sie die Wahrheit akzeptiert. „Wann soll diese fiktive Suche denn stattgefunden haben?“
Stefano trat ans Fenster, und Kiki atmete erleichtert auf. Das Panorama zeigte das Blau des Meeres, die Umrisse der Stadt und Stefanos attraktives Profil.
„Es hat Monate gedauert, bis ich mit der Suche anfangen konnte“, begann Stefano. „Erst jetzt habe ich dich durch Zufall – oder Schicksal – wiedergefunden.“
Monate! Dann hatte er es offenbar nicht eilig gehabt, sie zu finden. Vier Wochen nach seinem Verschwinden hatte sie entdeckt, dass sie schwanger war. Vierzehn Wochen danach hatte sie sich nach dem Vater ihres Kindes gesehnt,
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