Julia Extra Band 368
um ihre Hoffnungen und Wünsche teilen zu können, endlich jemanden gefunden zu haben, zu dem sie gehören würde. Stattdessen war sie vollkommen allein gewesen.
Aber nie so allein wie in der Nacht, als sie die Fehlgeburt erlitten hatte. Der Arzt hatte erklärt, dass das Baby einen Herzfehler gehabt habe, und sie hatte das akzeptiert – voller Trauer, die sie nicht hatte teilen können. Erst viel später war ihr bewusst geworden, wie groß ihr Verlust tatsächlich war.
In der folgenden Woche hätte das Kind zur Welt kommen sollen.
Wieder spürte sie den vertrauten Schmerz. Es war Zeit zu gehen, ehe sie die Fassung verlor. „Gut. Vielen Dank.“ Kiki stand auf und musterte Stefano von oben bis unten. „Du siehst gut aus und scheinst nicht zu leiden. Ich denke, du wirst es überleben.“
Stefano trat zu ihr. „Ist Hobson dein Liebhaber?“
Sie standen dicht voreinander, und die Spannung zwischen ihnen war unerträglich. Dann erst verstand Kiki die Frage.
Was wollte der Mann? Aber Wut war besser als Trauer, dann fühlte sie sich nicht so gefangen. Dann konnte sie auch viel besser mit seinem Kontrollzwang umgehen.
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ja, er auch.“
Stefanos Augen blitzten auf, und Kiki war verwundert.
„Dann ist seine Stelle gerade frei geworden.“
Verdutzt sah Kiki ihn an. „Mach dich nicht lächerlich.“ Schockiert setzte sie sich wieder hin. Bei jedem anderen Mann hätte sie angenommen, dass er scherzte. „Das kannst du nicht machen.“ Oh, das war falsch, wusste sie, sobald die Worte gesagt waren.
Natürlich konnte er genau das machen. Die Mykonides waren eine einflussreiche Familie und hatten Macht im Mittelmeerraum.
Zeit, ein wenig zurückzurudern. „Natürlich ist Will nicht mein Liebhaber.“
Stefano verfluchte seinen Jähzorn, den er sonst so gut beherrschte, und trat wieder ans Fenster. Das Meer war unergründlich – genauso wie seine Gefühle für Kiki – und ebenso gefährlich. Er hatte sich schon wieder schlecht benommen. Trotzdem war er erleichtert. Zwar hatte er nicht wirklich geglaubt, dass sie was mit Hobson hatte, aber der Gedanke hatte ihm keine Ruhe gelassen.
Hatte sie noch andere Dinge gesagt, die nicht stimmten? „Gibt es zurzeit einen Mann in deinem Leben?“ Wieder spürte er die vertraute Eifersucht, obwohl er gar kein Recht hatte, sie das zu fragen.
Kiki riss die Augen auf. „Gibt es in deinem Leben einen?“
Kleine Hexe. „Warum willst du mich provozieren?“
Wütend funkelte sie ihn an. „Weil du mir Dank und eine Entschuldigung angekündigt hast, aber beides kommt nicht.“
Insgeheim musste er ihr recht geben. Er benahm sich schon wieder schlecht. Warum immer bei der Frau, mit der er anständig umgehen wollte?
Nervös lief Stefano auf und ab und blieb schließlich vor ihr stehen. „Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich verlassen habe, ohne dir die Gründe zu erklären.“
Kiki nickte. „Und die Anrufe? Du hast nie zurückgerufen!“
Stefano sah verwirrt aus. „Ich habe keine Anrufe bekommen.“
„Vielleicht nicht.“ Kiki klang gleichgültig und setzte das Glas ab. „Entschuldigung angenommen. Danke für das Getränk.“ Es war unberührt.
Das war es also. Stefanos Enttäuschung war viel größer, als er angenommen hatte. Er schaffte es nicht, die Mauer zwischen ihnen einzureißen. Zumindest wusste er jetzt, woran er war. Es war Zeit, sich weiterzuentwickeln und seine Pflicht zu erfüllen.
„Leb wohl, Stefano.“ Kiki erhob sich.
Als sie an ihm vorbeiging, griff Stefano unwillkürlich nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Ihre Haut war weich und glatt. Kiki erstarrte und sah ihn an. Er hatte vergessen, dass ihre blauen Augen violett schimmerten, wenn sie erregt war oder wütend. Was war sie jetzt?
Mit dem Daumen streichelte er über ihre Haut. „Geh heute Abend mit mir essen.“
„Nein.“ Wie in Zeitlupe riss sie sich los, als wenn sie sich selbst dazu zwingen müsste.
„Dann morgen?“ Ihre Augen waren jetzt tiefviolett, und sie beide spürten die Glut, die zwischen ihnen schwelte.
„Ich muss arbeiten“, flüsterte Kiki.
„Dann doch heute“, ließ er nicht locker.
Unbewusst leckte Kiki sich über die Unterlippe. „Was genau an einem Nein verstehst du nicht?“, fragte sie heiser.
Aber es war zu spät für sie, viel zu spät. Er hatte sie bereits berührt.
Er umfasste ihr Handgelenk, sie spürte seine Haut, und ihre Körper sprachen eine eigene Sprache. Wärme stieg in ihr auf. Stefano zog
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