Julia Extra Band 368
auf.
„Zusammen mit mir. Wenn ich nicht will …“
„Du willst nicht mit mir schlafen?“ Sie starrte betont auf seinen Schritt. „Also, da muss ich widersprechen.“
„Gehört deine Jungfräulichkeit mit zu der Heiratsvereinbarung?“
Hitze kroch in ihre Wangen. „Mehr oder weniger.“
„Hattest du dir ausgerechnet, dass du deine Unberührtheit nach Maliks Tod vielleicht noch brauchen könntest?“
„Es ist … komplizierter. Aber es wäre gelogen zu behaupten, dass es gar nichts damit zu tun hätte.“ Es war beschämend, es zugeben zu müssen. Für eine königliche Braut war Unschuld ein wichtiger Faktor. Es war praktisch ihre wichtigste Qualifikation, sozusagen ihre Existenzberechtigung.
Katherine hatte nie viel darüber nachgedacht, war es ihr doch von Kindesbeinen an so eingetrichtert worden. Wenn sie jetzt allerdings überlegte, wurde ihr übel. Es war nicht so gewesen, als hätten die Bewerber Schlange gestanden. Und aus Furcht, ihr Vater würde nach dem nächsten Kandidaten Ausschau halten, an den er sie verschachern könnte, wenn sie begann, sich für andere Männer zu interessieren, hatte sie sich vom anderen Geschlecht ferngehalten. Sie hatte den Aufschub viel zu sehr genossen und lieber versucht, ihren Vater nicht zu alarmieren. Doch als sich dann eine Heirat mit Zahir als die beste Lösung abzeichnete, um Altina zu schützen, war sie bereit gewesen, ihre Pflicht zu tun.
„Was, wenn du sie später noch brauchst?“
„Ich werde eine geschiedene Frau sein. Da wird niemand Unberührtheit erwarten.“ Die Worte schnürten ihr die Kehle zu. Bettelte sie hier wirklich einen Mann an, Sex mit ihr zu haben? Und das in dem Wissen, dass sie sich schon bald von ihm scheiden lassen würde, um danach mit dem nächsten Mann eine Beziehung einzugehen?
Wut kochte in ihr hoch, aber auch ein Gefühl der Scham, das ihr alle Kraft raubte. „Raus“, sagte sie leise.
Zahir verbeugte sich knapp. „Wie du wünschst, latifa .“
Er drehte sich um und ging. Zuerst wollte sie ihn zurückrufen. Um ihn anzuschreien. Um mit ihm zu schlafen. Doch sie rollte sich nur zusammen und starrte vor sich hin. Nie zuvor hatte sie sich so uneins mit ihrem Körper gefühlt. Ein Körper, in dem noch der Nachhall des Vergnügens summte, das Zahir ihr bereitet hatte. Ihr Inneres war überempfindlich und sehnte sich verzweifelt danach, von ihm erfüllt zu werden.
Sie sah wieder seine Miene vor sich, als sie ihn gefragt hatte, weshalb er gekommen war.
Ich will dir zeigen, dass ich noch immer weiß, wie ich jeden anderen Mann in den Schatten stellen kann.
Nein, er hatte es nicht ihr zeigen wollen, sondern sich selbst. Die Reporter hatten mit ihren Fragen seinen Stolz angegriffen, und er hatte sich etwas beweisen müssen. Er hatte ihr unvorstellbares Vergnügen geschenkt, doch nicht um ihrer selbst willen.
Wieder einmal war sie nur seine Therapie gewesen. Wieder einmal hatte sie sich als nützlich erwiesen.
Katherine stieß einen gequälten Laut aus und hieb frustriert mit der Faust auf das Kissen ein. Heute Mittag hätte sie es vielleicht sogar noch akzeptiert, doch jetzt … Es war nicht das, was sie wollte. Sie befand sich nicht auf einer Hilfsmission, sondern sie hatte es – ihn – für sich selbst gewollt. Das Verlangen hatte ihren Puls zum Rasen gebracht und ihren Körper zum Klingen.
Sie wollte kein Trostpflaster für ihn sein, sondern seine Frau und Geliebte.
Doch langsam wuchs die Überzeugung, dass hinter der Mauer, die Zahir um seine Seele gebaut hatte, wirklich nichts als Leere war.
Der Palast von Hajar war groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. So lange Katherine es wünschte.
Seit anderthalb Wochen hatte Zahir sie nicht mehr gesehen. Seit der kurzen Pressekonferenz. Seit er in ihre Suite gekommen war und sich selbst gefoltert hatte.
Er hatte ihren wunderbaren Körper angebetet und sich nicht erlaubt, mehr zu nehmen. Aus Angst, was vielleicht passieren könnte, wenn er im höchsten Moment seine eiserne Kontrolle verlor. Im schlimmsten Falle würde er sie vielleicht verletzen, im harmlosesten verlor sie mit ihrer Jungfräulichkeit auch ihre Trumpfkarte.
Abscheu überkam ihn bei diesem Gedanken. Er war völlig anderer Ansicht, aber seine Vorfahren hätten es definitiv so gesehen. Offensichtlich auch sein Vater. Malik wäre es wahrscheinlich egal gewesen. Sein Bruder hatte immer eine zwanglose, weltoffene Haltung an den Tag gelegt.
Aber er war nicht Malik. Malik wäre die bessere Partie für
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