Julia Extra Band 368
Katherine gewesen. Vielleicht hätte auch er selbst gut zu Katherine gepasst – vor dem Attentat.
Zum ersten Mal erlaubte Zahir sich diesen Gedanken. Wie es hätte sein können, wenn sie sich vorher kennengelernt hätten. Einfach nur ein Mann und eine Frau …
„So war es aber nicht“, sagte er laut in das Arbeitszimmer hinein.
Und somit blieben auch all die Gründe, weshalb er keinen Sex mit ihr haben konnte, bestehen, selbst wenn sein Körper ihn Tag für Tag, Nacht für Nacht marterte.
Die Tür ging auf, und Zahir wusste, dass es Katherine war. Jeder andere hätte angeklopft, sie nicht.
„Wir fliegen morgen nach Altina“, hob sie ohne Einleitung an.
„Das ist mir bewusst.“
„Ich dachte, wir sollten vorher vielleicht einen Plan aufstellen.“ Streng und vorwurfsvoll sah sie ihn an, so als wäre es seine Schuld, dass es noch keinen Plan gab.
Er stützte die Hände auf den Schreibtisch und stand auf. Ihr Duft erreichte ihn, frisch und verlockend. „Ich bin nicht derjenige, der dich gemieden hat“, sagte er betont.
Sie öffnete empört den Mund, schloss ihn wieder. „Ich habe dich nicht gemieden.“
„Nun, seit fast zwei Wochen bist du weder in den Trainingsraum noch in meine Suite gestürmt, auch nicht in mein Arbeitszimmer. Nicht nur das … Du bist auch nicht mehr auf Lilah ausgeritten. Du hast dich versteckt.“
„Ich verstecke mich grundsätzlich nicht“, erwiderte sie steif.
„Nicht?“ Er studierte ihre hochmütige Haltung, die stahlharten grünen Augen. „Du versteckst dich jetzt – hinter dieser aufgesetzten Fassade. Gefühllos, energisch, unnahbar. Aber ich kenne die Frau, die du wirklich bist. Ich habe sie in meinen Armen gehalten, während die Lust sie mitgerissen hat.“
Ihre Wangen wurden purpurrot. „Nur weil du mich zum Höhepunkt gebracht hast, heißt das nicht, dass du mich kennst.“
„Nein, deshalb nicht.“ Er wusste nicht, warum er das jetzt gesagt hatte. Vielleicht, weil er hören wollte, wie sie zugab, dass da etwas zwischen ihnen war. Eine Verbindung. Dass sie mehr war, als nur die blasierte Prinzessin, die vor über einem Monat seinen Palast besetzt hatte.
Denn sie war mehr, dessen war er sicher.
Es sollte dich nicht interessieren. Wer immer sie ist … sobald Alexander volljährig wird, ist sie weg. Sie wird nie dir gehören.
Das wollte er auch nicht, es wäre zu grausam für sie. Sie war heiter und sonnig und lebendig, mit einem Rückgrat aus Stahl. Sie war die Perfektion.
Während er … Er war die Dunkelheit. Und er wollte in den Schatten bleiben. Es war seine Pflicht, die Erinnerung zu bewahren, anstelle derer, die nicht mehr waren. Wie könnte er etwas anderes tun?
„Warum glaubst du also, dass du mich kennst?“ Sie runzelte die Stirn.
„Weil du dich mir geschenkt hast.“ Es stimmte. Anstatt der Granaten und Flammen sah er jetzt ihr Gesicht im Traum vor sich.
„Ich habe mich dir nicht geschenkt.“ Sie krauste die Nase, so als wäre die Vorstellung ihr zuwider.
„An jenem Abend in deinem Bett schienst du allerdings keineswegs abgestoßen von mir zu sein.“ Wut wallte in ihm auf.
„So meinte ich das auch nicht! Aber ich gehöre dir nicht.“
„Nein, Katherine, das tust du nicht. Du würdest nie einem Mann gehören. Es wäre viel zu passiv für dich, und du bist alles andere als passiv.“
„Das kann ich nicht beurteilen.“
„Ich schon. Ich spreche aus Erfahrung. Ich wollte damit auch nur sagen, dass du mir deine Zeit geschenkt hast. Du hast mir …“ Das Wort „helfen“ schien ihm viel zu nichtssagend. Doch er hatte Hilfe gebraucht, und sie hatte sie ihm gegeben. „… geholfen.“
Sie senkte den Blick. „Ich musste es tun.“
„Damit ich den Schein des starken Regenten für dein Land aufrechterhalte?“
Sie nickte knapp. „Natürlich.“ Sie sah wieder auf, der Ausdruck in ihren grünen Augen war unergründlich.
„Natürlich.“
„Wann fliegen wir morgen los?“, fragte sie tonlos.
„Früh. Damit wir noch bei Tageslicht ankommen. Acht Uhr?“
„Denk daran, dass es in Altina sehr viel kälter ist als hier.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Die Planung war also gar nicht so schwierig.“
Die Planung vielleicht nicht, aber alles andere. Zahir war kein Mann, der Veränderungen liebte. Sein Leben war schlicht und einfach – morgens aufstehen, den Tag hinter sich bringen und dann versuchen, in der Nacht Schlaf zu finden.
Doch seit Katherine hier war, war alles anders. Und wenn er ehrlich war, wusste er,
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