Julia Extra Band 368
holte tief Atem, in der Hoffnung, es möge sie beruhigen und ihr Kraft geben. Es nutzte nichts.
„Katherine.“ Zahir berührte ihre Hand. „Sieh mich an.“
Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen.
Ihre Stimme, Ihr Gesicht … Sie haben mich wieder zurückgebracht.
Jetzt wusste sie, was er damals damit gemeint hatte … Wie es sich anfühlte … Noch einmal sog sie scharf die Luft ein, und dieses Mal funktionierte es. Sie fühlte ihre Kraft zurückkehren.
„Wenn du meinen Palast erstürmen kannst, dann schaffst du es auch hier.“
Sie nickte und räusperte sich. Er hatte recht. Sie war in sein Arbeitszimmer gestürmt, und dann war sie in seinen Palast eingezogen. Also raffte sie ihre Energie zusammen und klopfte energisch an.
„Ja bitte?“
Die Stimme ihres Vaters erklang dünn und matt hinter der Tür. Es zog ihr das Herz zusammen. Sie hatte ihn immer für unsterblich gehalten. Katherine schob die Tür auf und trat ein.
Das Arbeitszimmer unterschied sich deutlich vom Rest des Palastes. Natürlich war auch dieses Zimmer riesig, aber es war ein eher dunkler Raum mit blauen Teppichen und edler Wandvertäfelung. Vermutlich, damit es ernster und gesetzter wirkte.
Ihr Vater stand aufrecht da, aber es erschreckte Katherine, wie eingefallen er aussah. „Scheich Zahir, ich freue mich, dass Sie die getroffene Vereinbarung einhalten. Unsere Familie hat immer größten Respekt und Vertrauen in die Ihre gesetzt.“
Katherine entging nicht, dass ihr Vater sich nur an Zahir richtete und sie ignorierte.
Zahir nickte. „Katherine wusste überzeugende Argumente vorzubringen.“
Der König hob eine Augenbraue und wendete sich weiter an Zahir. „Wusste sie das also, ja?“
Katherine biss die Zähne zusammen. Ihr Vater beachtete sie überhaupt nicht, er tat so, als wäre sie gar nicht im Raum. Dennoch wollte sie sich nicht über ihn ärgern, nicht, wenn er so krank und zerbrechlich war. Es war nicht der passende Zeitpunkt, um sich darüber aufzuregen, wie wenig sie ihm bedeutete.
„In der Tat. Zuerst lehnte ich ab, dann jedoch hat sie einige sehr plausible Gründe aufgezählt.“ Zahir blickte abwartend zu Katherine, was ihren Vater zu überraschen schien.
„Das stimmt“, brachte sie noch hervor, und dann versagte ihr auch schon die Stimme, als ihr Vater sie ansah. Sie fand keine Worte, um ihre Argumente für die Heirat zu erklären. Das Gefühl, völlig unbedeutend zu sein, erstickte sie schier.
Ihr Vater konzentrierte sich wieder auf Zahir. „Ich kann mir gut vorstellen, was Sie letztendlich doch überzeugt hat.“
Katherine spürte bittere Galle in ihre Kehle steigen. „Entschuldigt mich, ich … Es war schön, dich wiederzusehen, Vater.“ Sie drehte sich um und verließ in steifer Haltung das Zimmer. Ohne innezuhalten, ging sie weiter den Korridor hinunter, bis sie in einem abgelegenen Teil des Palastes angekommen war, in dem sich niemand sonst aufhielt.
Sie ließ sich gegen die Wand sacken und atmete tief durch, kämpfte gegen den Schmerz an, der ihr das Herz zerreißen wollte. Wieso war ihr vorher nie klar geworden, wie wenig ihrem Vater an ihr lag? Dass er sie für unfähig hielt, zu regieren, hatte sie immer gewusst. Aber nie war ihr aufgefallen, dass sie für ihn völlig wertlos war. Weil sie eine Frau war. Und ihr war ebenfalls nie bewusst gewesen, dass die kleine abfällige Stimme, die ihr ständig ins Ohr wisperte, wie bedeutungslos sie war, die Stimme ihres Vaters war. Dabei waren die Worte in seinem typischen Tonfall gesprochen, sie hätte es erkennen müssen.
Erst heute hatte sie es erkannt.
Auf dem Gang waren schwere Schritte zu hören. Katherine stieß sich von der Wand ab und stand steif und gerade da, mit stoischer Miene. Zahir kam um die Ecke gebogen, sein Gesicht wirkte grimmig und hart. Als er vor Katherine ankam, stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab.
„Ich habe ihm verboten, je wieder so zu dir oder über dich zu sprechen. Warum hast du mir nie gesagt, was für ein verknöcherter Unmensch er ist?“
„Ich … mir war es nie wirklich klar. Erst als er andeutete, ich hätte … meinen Körper benutzt, um dich zu der Heirat zu überreden …“
„Noch kannst du einen Rückzieher machen, das weißt du.“ Zahirs dunkle Augen glühten, und für einen Moment war sie tatsächlich versucht, zum Abschied seine Hand zu schütteln und einfach zu gehen.
„Ich tue es nicht für ihn, sondern für Alexander und mein Volk“, brachte sie hervor. „Nur werde ich mir nie
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