Julia Extra Band 368
hatte Zahir das Gefühl, dass er diese Bitte nicht ablehnen konnte. Veränderungen waren nötig, manche sogar bereits erfolgt. Es würde eine harte Probe für ihn werden, doch er konnte es schaffen … Jetzt, da er nicht mehr in einer Gefängniszelle lebte. „Für wann sollen wir die Feier planen?“
Katherine schaute zu Rafiq, dann zurück zu Zahir. „Wenn wir sofort mit der Organisation beginnen, kann die Feier übernächstes Wochenende stattfinden.“
„Großartig.“ Rafiq war begeistert. „Wir werden sie auf dem Marktplatz abhalten.“
Zahir schluckte. Der Marktplatz. Das Zentrum der Hauptstadt. Dort, wo sich das Volk versammelte … Wo der Anschlag auf die königliche Familie passiert war.
Doch er lebte nicht länger in Angst. Er hatte die Hochzeit durchgestanden. Er hatte mit Katherine geschlafen und sie geliebt, wie ein Mann seine Frau lieben sollte. Er fürchtete sich nicht mehr vor sich selbst, so wie er sich noch vor einem Monat vor sich gefürchtet hatte.
„Dann machen wir uns an die Vorbereitungen“, entschied er.
Katherine musste sich um nichts weiter als die Menüplanung kümmern und über die Kleiderentwürfe entscheiden, die Kevin ihr zukommen ließ. Der Designer wollte sie anscheinend in seine Version einer modernen Scheicha verwandeln. Sie lächelte, als sie Zahirs und ihr eigenes Lieblingsessen auf der Speisekarte entdeckte. Ob der Koch sich daran erinnert hatte? Oder Zahir?
Sie seufzte schwer. Zahir schien sich allerdings nicht mehr an ihre Existenz zu erinnern. Auch nicht daran, dass sie miteinander geschlafen hatten. Seitdem hatte er sie nicht mehr angefasst. Inzwischen nahm sie das persönlich. Sie hatte es schon persönlich genommen, als er sie nach dem Abend in der Oase in ihre Suite geleitet und sich dann umgedreht hatte und gegangen war. Das entsprach nun überhaupt nicht ihrer Vorstellung von Romantik.
Die Zeremonie war für morgen angesetzt. Katherine hatte nicht die geringste Ahnung, was Zahir dachte oder fühlte. Als Rafiq vom Marktplatz gesprochen hatte, war ihr nicht klar gewesen, was das für Zahir bedeuten musste. Dann allerdings hatte sie Gesprächsfetzen des Personals aufgeschnappt, und nun verstand sie: Sie würden an den Ort des Anschlags zurückkehren. Damit zeigte Zahir nicht nur seine Liebe zum Volk, sondern auch seine Stärke. Er zeigte den Menschen, dass die Tragödie ihn nicht zerstört hatte.
Er musste sich grauenhaft fühlen.
„Natürlich wird er nicht herkommen, um dir seine Gefühle mitzuteilen“, sagte sie laut in den leeren Raum hinein. Also würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als den ersten Schritt zu tun.
Sie stand auf, im gleichen Moment öffnete sich ihre Zimmertür. Und da stand Zahir, barfuß, das Hemd nicht zugeknöpft, das Haar wirr.
„Katherine … wegen morgen … Ich muss morgen stark sein.“ Er kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Das wirst du.“ Die Kehle wurde ihr eng.
„Was, wenn nicht?“
„Ich habe dich nie anders als stark erlebt. Du hast schon viel zu viel durchgemacht.“
„Aber morgen … Man hat mich darum gebeten. Ich muss es tun.“
Sie ging zu ihm, legte die Hand an seine Wange und fuhr mit den Fingerspitzen über die Narben in seinem Gesicht. Tränen standen in ihren Augen, sie drohten überzufließen. „Du wirst es schaffen. Du bist der Mann, der dazu bestimmt ist, morgen dort zu stehen.“ Sie drückte ihre Lippen sacht auf seine vernarbte Wange, auf sein Kinn, auf seinen Hals.
Er zuckte zurück. „Nicht …“
Sie hob den Kopf. „Willst du mich denn nicht?“
Er lachte gequält auf. „Wie kannst du mich wollen?“
„Weil du unglaublich sexy bist.“ Sie schob ihm das Hemd von den Schultern. „Ich bebe, wenn ich dich ansehe … nicht vor Angst, sondern aus Verlangen. Das Begehren ist wie ein Stromstoß, jedes Mal, und es wird einfach nicht weniger.“
Sie streichelte über seine Brust. Zahir war nicht stark genug, um sich von ihr zurückzuziehen. Er packte sie und riss sie an sich, nahm gierig ihren Mund in Besitz. Ein raues Stöhnen bahnte sich einen Weg über seine Lippen, eine Mischung aus Ekstase und Qual.
Denn genau das war es. Sein überwältigendes Verlangen nach Katherine war für ihn höchste Freude und schlimmste Pein. Das Verlangen zwang sein Herz und seine Seele, hinter ihrer schützenden Mauer hervorzukommen. Er fühlte sich bloßgestellt und verletzlich, und doch war es ihm nicht möglich, sich von ihr abzuwenden. Wie sollte er, wenn er sich verzweifelt nach ihr
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