Julia Extra Band 369
Und so ging es ihr noch einige Male in der nächsten Stunde, als sie mit Asads Familie zusammensaß, aß und Tee trank. Sein Großvater hatte sich auch zu ihnen gesellt und zeigte sich genauso erfreut über ihre Anwesenheit wie seine Frau.
Eigentlich hatte Iris damit gerechnet, dass Russell auch kommen würde. Als er nicht erschien und sie sich nach dem Grund erkundigte, teilte Asad ihr mit, dass einer seiner Männer ihn gerade durch das Lager führe.
Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Ach, ich wäre gern mitgegangen.“
„Das freut mich zu hören. Ich möchte dich nämlich nachher herumführen“, erklärte er zufrieden.
„Ich möchte deine kostbare Zeit nicht übermäßig beanspruchen.“
Er war wirklich hartnäckig. Er wollte ihre Freundschaft erneuern und würde es auch tun. Vielleicht bereute er tatsächlich, was damals zwischen ihnen vorgefallen war, und wollte es auf diese Art wiedergutmachen. Aber dennoch … Sie hatte sich den verlangenden Ausdruck in seinen Augen bestimmt nicht eingebildet.
Wahrscheinlich fand er nichts dabei, wenn auch Sex ins Spiel kommen würde, genau wie damals.
„Unsinn, Sie sind unser Gast. Es würde Asad nicht im Traum einfallen, Sie zu vernachlässigen“, verkündete sein Großvater energisch.
Nun wusste sie, von wem Asad seine Arroganz geerbt hatte. Doch sie musste dem alten Mann recht geben, denn Gastfreundschaft wurde bei den Beduinen großgeschrieben. Ihrer Lektüre zufolge war es eine Frage der Ehre.
„Darf ich gehen, Papa?“, fragte Nawar im nächsten Moment.
Iris lächelte sie aufmunternd an, doch Asad schüttelte den Kopf. „Du musst jetzt leider ein wenig schlafen.“
„Ich bin aber nicht müde“, erklärte Nawar, rieb sich dabei allerdings die Augen. „Ich will spielen.“
Kurzerhand zog er sie auf seinen Schoß und küsste sie auf die Schläfe. „Du musst dich jetzt ausruhen, aber Iris ist noch da, wenn du aufstehst. Stimmt’s, Iris?“
Iris blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Asad und sein Cousin hatten sie in eine Lage gebracht, aus der sie keinen Ausweg wusste, wenn sie sich nicht ihre Karriere verbauen wollte.
Während Asad seine Tochter ins Bett brachte, zeigte Genevieve Iris ihren Bereich.
„Es ist wunderschön hier. Vielen Dank.“ Dieser war sehr luxuriös und viel größer, als sie erwartet hatte.
Das Einzelbett, auf dem eine Decke und Seidenkissen in wunderschönen Blau- und Grüntönen lagen, wirkte bequem und so einladend, dass sie sich am liebsten hingelegt und auch einen Mittagsschlaf gehalten hätte.
Genevieve lächelte. „Nach Badras Tod hat Asad hier viel verändern lassen, damit das Dekor besser zu den übrigen Räumen passt.“
„Dies war also der Bereich der Prinzessin?“, erkundigte Iris sich matt.
„Ja.“ Genevieve deutete auf die Trennwand hinter dem Bett. „Asads Zimmer befindet sich genau dahinter.“
„Aber ist das nicht …? Ich meine, sind die Bereiche der Männer und Frauen nicht streng voneinander getrennt?“
„In einem traditionellen Zelt schon. Aber ich habe nach meiner Hochzeit einige Änderungen vorgenommen und Badra noch mehr. Der Empfangsbereich ist traditionell, der Frauenbereich nicht.“
„Verstehe“, sagte Iris, obwohl sie es sich nicht richtig vorstellen konnte.
„Hakim und ich bewohnen den hinteren Raum, und zwischen unserem und der Küche wohnen Fadwa und Nawar. Und Sie haben recht. In unserem Kulturkreis würde eine alleinstehende Frau normalerweise bei ihnen schlafen. Asad ist aber der Meinung, dass Badras ehemalige Gemächer sich besser für Sie eignen.“
Da die alte Dame sie erwartungsvoll anblickte, erwiderte Iris nach kurzem Zögern: „Ja, damit hat er wohl recht.“
Sie fragte sich, warum Asad und seine verstorbene Frau nicht im selben Raum geschlafen hatten. Ob die tugendhafte Badra davor zurückgeschreckt war?
Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeine Frau sich seinem Bann entziehen konnte. Damals hatte sie sich geradezu verzweifelt nach seinen Berührungen gesehnt, und die Leidenschaft ihrer Begegnungen hatte sie bis ins Innerste berührt.
Um auf andere Gedanken zu kommen, strich Iris vorsichtig über einen kunstvoll verzierten Messingkrug, der neben einer Messingschüssel auf einer Kommode stand. „Wie hübsch.“
„Sie können das Wasser trinken oder zum Waschen benutzen“, informierte Genevieve sie. „Es wird regelmäßig erneuert. Und da das benutzte Wasser für meinen Garten auf der Rückseite verwendet wird, dürfen
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