Julia Extra Band 369
fliegen mit dem Flugzeug nach Spanien. Im Flugzeug kannst du dir sogar einen Film ansehen.“
Max reagierte nicht, offensichtlich unfähig, die vielen neuen Ereignisse in seinem jungen Leben zu verarbeiten. Rafe streckte zögernd die Hand aus und zauste seinem Sohn vorsichtig das Haar. Max zuckte vor der Berührung zurück, und zu ihrem eigenen Erstaunen empfand Freya Mitgefühl für Rafe … und noch etwas, das tiefer ging und gefährlicher war.
„Er ist immer schüchtern gegenüber Fremden“, sagte sie leise. „Nicht wahr, Max?“
Rafe sah herausfordernd zu ihr hin. „Nun, wir werden nicht lange Fremde bleiben.“ Dann verließ er mit einem letzten Lächeln für seinen Sohn das kleine Haus.
Rafe saß hinter dem Steuer und wusste, er müsste den Motor anlassen und wegfahren. Er konnte es nicht. Seine Hände zitterten zu stark.
Er hatte gerade seinen Sohn gesehen. Das Kind, das er sich immer gewünscht hatte. Das Kind, das seine Exfrau ihm verheimlicht hatte. Gleich zweimal.
Bewusst entspannte er sich und legte den düsteren Erinnerungen die Zügel an. Erinnerungen an eine lieblose Kindheit, Erinnerungen an eine unglückliche Ehe. Der kalte Blick seines Vaters, der den Sohn nie geliebt hatte. Erst als Erwachsener hatte Rafe herausgefunden, warum.
Jetzt würde alles anders werden, versprach er sich. Mit der neuen Generation würde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Jetzt war er der Vater, nicht der ungeliebte Sohn. Und er liebte seinen Sohn.
Nichts und niemand würde ihn von Max fernhalten. Erst recht nicht Freya Clark.
2. KAPITEL
In Rafe Sandovals Privatjet schnallte Freya den Jungen sicher in seinem Sitz an. Es kostete sie Mühe, sich nicht von der luxuriösen Umgebung einschüchtern zu lassen. Dieser Jet war Beweis für Rafes Macht und Reichtum.
Max wand und sträubte sich, wollte er doch unbedingt aus der Luke sehen, und die Frustration, noch verschlimmert durch ihre Nervosität, ließ Freya die Stimme erheben, was sie eigentlich nur in den seltensten Fälle tat.
„Max, bleib endlich sitzen!“
„Er ist einfach aufgeregt … nicht wahr, Max?“
Rafe tauchte hinter ihrem Rücken auf, ohne dass sie ihn gehört hätte. Vor Schreck wäre Freya fast aus der Haut gefahren. Es war nicht gut, wenn Rafe Sandoval Zeuge wurde, wie sie die Geduld mit seinem Sohn verlor. Als sie sich zu ihm umdrehte, hatte sie sich jedoch wieder fest im Griff.
„Das war zu erwarten“, sagte sie beherrscht. „Dieses Flugzeug ist wirklich erstaunlich.“ Sie wich seinem wissenden Blick aus und sah sich in der Kabine um, die mit den eleganten Ledersesseln und Teakholztischen eher wie eine schicke Hotellounge wirkte.
„Wir starten gleich“, sagte Rafe. „Sobald wir in der Luft sind, können wir etwas essen. Ich nehme an, Max hat noch kein Abendessen bekommen?“
Freya schüttelte den Kopf. Sie hatte die vollen zwei Stunden gebraucht, um alles zusammenzupacken, hatte Max’ nie enden wollende Fragen beantwortet und versucht, die eigenen Nerven, die mit ihr durchgehen wollten, im Zaum zu halten.
Das alles ging zu schnell, war zu viel auf einmal. Natürlich wollte sie bei Max bleiben. Seit sie vor einer Woche erfahren hatte, dass Rafe Sandoval Anspruch auf seinen Sohn erhob, hatte sie an kaum etwas anderes denken können. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, wie schnell er vorgehen würde. Und sie hatte nicht ahnen können, was die Aussicht, wieder nach Spanien zurückzukehren, ihr antun würde.
Sie verdrängte den Gedanken. Schon ewig hatte sie nicht mehr an ihr Jahr in Spanien oder die maßlose Trauer, die sicher verschlossen in ihrem Innern lebte, gedacht. Sie würde jetzt nicht damit anfangen.
Max drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt, und so nutzte Freya die Gelegenheit, um mit Rafe zu sprechen – nüchtern und sachlich. „Ich habe das Haus einfach zurückgelassen. Abgeschlossen und gesichert, natürlich.“
„Mein Anwalt wird sich darum kümmern“, winkte Rafe desinteressiert ab.
Freya dachte an das kleine Haus, in dem sie so glückliche Zeiten mit Max verbracht hatte. Vermutlich würden sie und Max es gemeinsam nie wiedersehen. Mit seiner achtlosen Geste schien Rafe sagen zu wollen, dass diese Zeit vorüber war. Sie musste schlucken, als ihr die Ungeheuerlichkeit der Entscheidung bewusst wurde.
„Sie sollten sich auch anschnallen“, sagte Rafe jetzt.
Freya folgte seiner Aufforderung und faltete die Hände im Schoß. Die Ereignisse des Tages wollten sie einholen, sie atmete mehrere
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