Julia Extra Band 369
Sofort ging Freya zu ihm. Sie beugte sich über ihn und redete tröstend auf ihn ein.
Rafe beobachtete sie. Ihm fiel auf, wie der billige schwarze Rock sich um ihre Hüften schmiegte, und jähe Lust packte ihn. Ungeduldig mit sich selbst, wandte er abrupt den Blick ab.
Sein unverständliches Begehren nach Freya Clark war ein weiterer Grund, weshalb er sie so schnell wie möglich nach England zurückschicken würde.
3. KAPITEL
Es war fast Mitternacht, als sie in Madrid ankamen. Seit dem seltsamen Gespräch im Flugzeug hatte Freya kein Wort mehr an ihn gerichtet. Ihr gefiel nicht, wie Rafe sie ansah, so abschätzend, so … wissend. Da stand eindeutig Misstrauen in seinem dunklen Blick. Sie hatte keine Geheimnisse, solange es um Max ging, dennoch schien Rafe zu vermuten, dass es die gab … und war entschlossen, sie herauszufinden.
Max wachte nicht auf, als sie von Bord gingen. Freya hatte ihn aufnehmen wollen, doch Rafe war vorgetreten.
„Lassen Sie mich das machen.“
Der Anblick, wie Rafe seinen Sohn vorsichtig an seine Brust hob und der Junge sich im Halbschlaf an ihn schmiegte, als wisse er instinktiv, dass er von diesem Fremden nichts zu befürchten hatte, ließ Freya die Kehle eng werden. So sollte es sein, das war das Bild, das sie als Nanny vermisst hatte – Eltern und ihre Kinder. Es war das, was sie selbst niemals haben würde.
Eine Limousine wartete, um sie in die Stadt zu bringen. Freya atmete tief die laue Nachtluft ein. Es war ein solcher Unterschied zum kühlen Londoner Frühling. Sie erinnerte sich, als sie vor zehn Jahren in Barcelona angekommen war, voller Vorfreude und Hoffnung auf die Möglichkeiten, die sich ihr bieten würden.
Hätte sie gewusst, was passieren würde …
Aus dem Augenwinkel sah sie zu Rafe. Sie musste vorsichtig sein. Vielleicht lag es daran, dass er Spanier war, vielleicht auch, weil er ein so charismatischer und attraktiver Mann war, aber … Rafe Sandoval stellte eine gefährliche Versuchung für sie dar. Eine, der sie auf jeden Fall widerstehen musste.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er sie über Max’ Kopf hinweg, als er in die Limousine stieg.
Er musste ihre Anspannung gespürt haben. Sie zwang sich zu einem Lächeln und ließ sich auf die Rückbank gleiten. „Ja, sicher. Nur ein wenig müde.“
Rafe nickte, und Freya drehte den Kopf zum Fenster, sah auf die vorbeifliegenden dunklen Straßen. Keiner von ihnen sprach während der Fahrt, Max schlief tief und fest, doch die Spannung im Wageninneren war nahezu greifbar. Zumindest für Freya. Die Nähe zu Rafe Sandoval war ihr viel zu bewusst. Alte Erinnerungen erwachten und beunruhigten sie, ebenso wie die Ungewissheit ihrer jetzigen Situation. Und die unwillkommene Faszination für den Mann neben sich.
Zu vieles an der Situation behagte ihr nicht. Sie musste sich zusammennehmen und auf der Hut sein.
„Wir sind da.“
Der Wagen hielt vor einem beeindruckenden Gebäude mit Säulen vor dem großen Eingang. Ein Portier in Livree hielt die Tür auf.
„ Buenas noches, señor Sandoval.“
Rafe erwiderte den Gruß in Spanisch. „Ist in meiner Wohnung alles vorbereitet?“
„Natürlich, señor .“
Rafe beugte den Kopf zu seinem schlafenden Sohn in seinen Armen. Im Licht der Straßenlaterne erkannt Freya die Zärtlichkeit in den Zügen des Mannes, der ihr gegenüber so unbeteiligt und kalt war. Vor Sehnsucht zog sich ihr Herz zusammen.
„Komm, Max“, flüsterte er in Spanisch. „Wir sind zu Hause.“
Er betrat das Gebäude, ließ Freya keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Marmor schimmerte im Licht hoher Kristallleuchter, trotz der späten Stunde waren mehrere livrierte Angestellte bereit, sich um das Gepäck zu kümmern und die Aufzüge zu bedienen.
Im Lift hielt Freya den Blick bemüht auf den schlafenden Max gerichtet. Das hielt sie davon ab, Rafe anzustarren. Ihn Spanisch sprechen zu hören, mit diesem tiefen melodischen Tonfall, war ihr unter die Haut gegangen, hatte ihre Sinne alarmiert.
Der Page zog die schmiedeeisernen Türen des Lifts auf, und Freya folgte Rafe in das Penthouse hinein. Jemand hatte vorab Licht eingeschaltet, und es war aufgeräumt. Draußen vor der deckenhohen Fensterfront glitzerten die Lichter der Stadt, Madrid präsentierte sich in seiner ganzen nächtlichen Schönheit.
Freya jedoch sah mit kritischem Blick auf die hypermoderne Einrichtung in Leder, Chrom und Glas. Auch an den Skulpturen könnte Max sich nur allzu leicht verletzen oder sie zerbrechen. Diese
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