Julia Extra Band 370
stimmt.“ Nervös biss sie sich auf die Lippe.
„Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber wie eine glückliche Braut wirkst du nicht gerade.“
„Tut mir leid.“ Natalie rang sich ein Lächeln ab. „Aber es hat mich große Mühe gekostet, es so lange geheim zu halten“, improvisierte sie. „Wir wollten uns erst ganz sicher sein, bevor wir es öffentlich machen.“
„Eine heimliche Beziehung. Wie romantisch!“ Linda verdrehte verzückt die Augen.
„Mit der Heimlichkeit ist es ja nun vorbei“, sagte Natalie verhalten. Es passte ihr gar nicht, derart im Fokus des Medieninteresses zu stehen. Bisher war es ihr gelungen, ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit zu schützen. Nun würden die Paparazzi wohl nicht nur Angelo auf Schritt und Tritt verfolgen, sondern auch sie. Und für ihre Kollektion würde sich niemand mehr interessieren. Für die Medien war es lukrativer, darüber zu berichten, mit wem sie schlief.
Nicht dass sie tatsächlich mit Angelo schlafen würde. Dieser Versuchung wollte sie unter gar keinen Umständen nachgeben. Selbst wenn ihr Körper noch so verräterisch reagierte, sobald Angelo in der Nähe war.
Aber dieses Mal würde er sich die Zähne an ihr ausbeißen. So leicht wie damals wollte sie sich nicht noch einmal von ihm verführen lassen. Sie war nicht in ihn verliebt gewesen, und daran würde sich auch jetzt nichts ändern. Nach spätestens zwei Monaten würde er ernüchtert über ihre Unnachgiebigkeit die Flinte ins Korn werfen und die Scheidung einreichen. Angelo Bellandini erwartete eine willige Frau, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablas.
Darauf kann er lange warten! dachte Natalie entschlossen.
„Die sind für dich abgegeben worden, als du beim Notar warst“, sagte Linda, als Natalie zwei Stunden später wieder ins Atelier kam.
Ein großer Strauß dunkelroter Rosen verströmte seinen betörenden Duft.
„Willst du die Karte nicht lesen?“, fragte Linda neugierig.
„Ach so, ja.“ Behutsam zog Natalie die Karte aus der Zellophanhülle und klappte sie auf. ‚Bis heute Abend. Angelo‘, las sie.
„Von Angelo?“ Linda platzte fast vor Neugierde.
„Ja.“ Natalie runzelte die Stirn.
„Was ist denn los?“
„Gar nichts.“
„Und wieso ziehst du dann so ein Gesicht?“
Natalie riss sich schnell zusammen. „Ich muss zu Hause noch einige Sachen erledigen. Kommst du heute Nachmittag ohne mich klar, Linda?“
„Aber sicher. Wenn ihr auf Hochzeitsreise seid, muss ich hier ja auch die Stellung halten, oder?“
„Lange werde ich sowieso nicht fort sein“, meinte Natalie, griff nach ihrer Handtasche und wandte sich zum Gehen.
„Vergiss die Rosen nicht!“, rief Linda ihr nach.
„Ach ja.“ Natalie lächelte flüchtig, griff nach dem Strauß und eilte hinaus.
Interessiert betrachtete Angelo das dreigeschossige Haus in Edinburghs noblem Stadtteil Morningside. Die elegante Villa passte zu Natalie. Auch der bezaubernde Garten mit akkurat geschnittenen Hecken, gepflegtem Rasen und Blumen in geschmackvollen Farben spiegelte die Persönlichkeit einer jungen Frau wider, die es ordentlich mochte und gern bestimmte, wo es langging.
Es musste ihr zuwider sein, das Zepter nicht mehr in der Hand zu halten. Schadenfroh lächelte Angelo vor sich hin. Jetzt hatte er die Oberhand und so sollte es auch bleiben. Natalie sollte für die fünf Jahre voller Verbitterung büßen. Fünf lange Jahre hatte ihn die Erinnerung an sie gequält. Immer wieder war er nachts aufgewacht, weil er geglaubt hatte, sie in den Armen zu halten. Fünf Jahre lang hatte er vergeblich versucht, Ersatz für sie zu finden.
Er drückte auf den bronzefarbenen Klingelknopf und lauschte dem glockenähnlichen Ton. Innerhalb von Sekunden vernahm er das Geklapper hoher Absätze, die sich näherten. Wenn er sich nicht täuschte, war Natalie wütend. Auf ihn? Vorsichtshalber machte er sich zur Verteidigung bereit.
„Was fällt dir eigentlich ein, ohne Absprache mit mir die Presse zu informieren?“, fauchte sie zur Begrüßung.
„Hallo cara . Danke, mir geht’s gut. Und dir?“
Wütend funkelte sie ihn an, ließ ihn aber ins Haus, statt ihm die Tür vor der Nase zuzuknallen. „Konntest du nicht einfach den Mund halten? Die Paparazzi haben mir vor dem Atelier aufgelauert und mich bis hierher verfolgt“, empörte sie sich. „Und einer hat mir mit seinem Mikrofon fast die Zähne ausgeschlagen.“
„Das tut mir leid“, sagte Angelo zerknirscht. „Ich habe mich inzwischen an die Pressemeute gewöhnt
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