Julia Extra Band 370
dir etwas passiert.“
„Und das soll mich beruhigen? Immerhin bist du der Mann, der mich aus Rache zur Heirat zwingt.“
„Aber ich würde dir niemals wehtun.“
„Bist du sicher?“ Herausfordernd funkelte sie ihn an.
Wortlos kehrte Angelo zum Schreibtisch zurück und umklammerte die Rückenlehne seines Chefsessels. „Musst du mir ständig niedere Beweggründe unterstellen?“
Sie lachte freudlos. „Gesundes Misstrauen wird ja wohl erlaubt sein, oder? Du willst mir doch wohl nicht weismachen, dass ich dir nach all den Jahren noch immer etwas bedeute?“
Angelo umklammerte die Lehne so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Ich liebe sie nicht, redete er sich ein. Ich will sie nicht lieben! Sie hatte ihn betrogen. Das konnte er ihr nicht so schnell verzeihen. Trotzdem begehrte er sie. Aber das eine hatte ja mit dem anderen nichts zu tun.
Energisch lockerte er den Griff und setzte sich. „Das mit uns ist noch nicht beendet“, sagte er. „Das wurde mir sofort klar, als du gestern in mein Büro geschneit bist.“
„Das bildest du dir ein.“
„Tatsächlich?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
Sie hielt seinem Blick stand, betrachtete dann jedoch einen Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch. „Was meinst du, wie lange diese Ehe halten wird, Angelo?“
„So lange wir wollen.“
Natalie sah auf. „Du meinst, so lange du willst.“
Fast unmerklich zuckte er die Schultern. „Letztes Mal hast du Schluss gemacht. Es ist also nur fair, wenn ich es dieses Mal tue.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Ich habe unsere Beziehung beendet, weil wir uns nur noch gestritten haben“, behauptete sie.
„So ein Unsinn!“, widersprach Angelo empört. „In jeder Beziehung gibt es mal Meinungsverschiedenheiten. Kleine Machtkämpfe gehören dazu. Sonst wäre es langweilig.“
„Das gilt vielleicht für dich, aber ich wurde anders erzogen.“
Fasziniert beobachtete Angelo ihren inneren Kampf. Sie wollte abweisend wirken, schaute ihn aber immer wieder verstohlen an, wenn sie glaubte, er bemerke es nicht. „Okay, und wie werden in deiner Familie Konflikte gelöst?“
Dieser Frage wich sie aus, indem sie zur Tür ging und sagte: „Ich muss los, Angelo. In Edinburgh wartet viel Arbeit auf mich.“
„Warum bist du eigentlich nicht mit dem Auto hergekommen?“, erkundigte er sich. „Hast du jetzt auch Angst, wenn du im Wagen unterwegs bist?“
„Nein. Aber ich sitze lieber im Zug, weil ich dann lesen oder arbeiten kann. Außerdem schont es die Umwelt.“
Angelo erhob sich, kam zur Tür und umfasste die Klinke. „Ich benötige vor der Hochzeit noch einige Unterschriften von dir, cara .“
„Soll ich einen Ehevertrag unterschreiben?“, fragte sie wissend.
Sein Blick hing an ihren Lippen. Er sehnte sich so sehr danach, sie endlich wieder zu küssen. Heiße Lust pulsierte in seinen Lenden. Er riss sich zusammen. „Ja.“ Er sah ihr in die Augen. „Es macht dir doch nichts aus, oder?“
„Nein. Ich lasse selbst auch einen aufsetzen, um zu verhindern, dass du mir alles nimmst, was ich mir so hart erarbeitet habe.“
Er versetzte ihr einen zärtlichen Nasenstüber. „Eins zu null für dich.“
Sie blinzelte verwirrt. „Ich … ich muss jetzt wirklich los“, sagte sie leise und griff nach der Türklinke.
Schnell umschloss Angelo Natalies schmale Hand und beobachtete, wie sich ihre Pupillen vergrößerten, als er ihre Finger an seinen Mund zog. Er stoppte jedoch, kurz bevor seine Lippen die zarte Haut berührten, und sah, wie Natalies Blick sehnsüchtig auf seinem Mund zu liegen kam und sie sich die Lippen mit der Zunge befeuchtete.
„Ich melde mich“, sagte Angelo beherrscht, ließ ihre Hand los und zog die Tür auf. „Ciao.“
Wortlos schob Natalie sich an ihm vorbei und eilte zum Lift.
3. KAPITEL
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Linda am nächsten Morgen statt einer Begrüßung.
Natalie, die bereits am Schreibtisch saß, sah geistesabwesend auf. „Wie bitte?“
Linda schwenkte eine Zeitung. „Du bist wirklich eine Geheimniskrämerin. Ich wusste ja nicht einmal, dass du jemanden kennengelernt hast.“
Natalie griff nach der Zeitung und überflog den Artikel über ihre und Angelos bevorstehende Hochzeit. Angelo wurde mit den Worten zitiert, er freue sich riesig, dass Natalie und er wieder zusammengefunden hätten, und könne die Hochzeit in der kommenden Woche kaum erwarten.
„Stimmt das, oder ist es eine Ente?“, fragte Linda.
Natalie ließ das Blatt sinken. „Es
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